Erlach [2]

[50] Erlach, eins der ältesten bernischen Adelsgeschlechter, das in der Geschichte Berns eine hervorragende Rolle gespielt hat. Zugleich Dienstleute des Grafen von Nidau und Bürger von Bern, hielten die E. zu der Stadt in ihren Kämpfen gegen den burgundischen Adel. So befehligte nach der Tradition Ulrich von E. 1298 die Berner in der Schlacht am Dornbühl, und sein Sohn Rudolf von E. erfocht der Stadt den glänzenden Sieg bei Laupen 21. Juni 1339, eine Angabe, die indes neuerdings bestritten worden ist, da in dem ältesten Bericht vom Laupener Krieg von ihm nur als dem Befehlshaber einer Expedition gegen Freiburg 1410 die Rede ist (vgl. Blösch, Rudolf von E. bei Laupen, Bern 1890). In späterer Zeit sind merkwürdig: Johann Ludwig von E., geb. 1595 in Bern, gest. 26. Jan. 1650, trat zuerst als Page, dann als Offizier in den Dienst Christians von Anhalt und wurde mit ihm 1620 in der Schlacht am Weißen Berge gefangen. Losgekauft, machte er unter dem Markgrafen von Brandenburg-Jägerndorf und Christian von Braunschweig Feldzüge in Ungarn, Deutschland und Flandern mit, trat 1623 in den Dienst Gustav Adolfs von Schweden, der ihn als Generalquartiermeister nach Litauen und Livland sandte. Nachdem er 1626 in die Heimat zurückgekehrt und verschiedene hohe Stellungen bekleidet hatte, ließ er sich als eifriger Protestant 1637 von Bernhard von Weimar bewegen, als Generalmajor in seinen Dienst zu treten, und wurde von ihm nach der Eroberung Breisachs zum Gouverneur dieser Stadt und Statthalter Vorderösterreichs ernannt. Nach Bernhards Tod übergab E., dem Testament des Verstorbenen gemäß, das ihn mit drei Mitdirektoren an die Spitze der Truppen stellte, 9. Okt. 1639 das Heer und die Eroberungen des Herzogs an den König von Frankreich, der ihn als Gouverneur von Breisach bestätigte. 1647 zum Generalleutnant ernannt, entschied er durch sein Eingreifen den Sieg Condés bei Lens (20. Aug. 1648), wurde nach dem Abfall Turennes zur Fronde mit dem Befehl über die Armee in Deutschland betraut und starb 1650, angeblich drei Tage nach seiner Ernennung zum Marschall von Frankreich. Vgl. v. Gonzenbach, Der General Hans Ludwig v. E. von Castelen (Bern 1880–82, 3 Bde.). – General Hieronymus von E., geb. 1667, gest. 28. Febr. 1748, erst in französischen, seit 1702 in österreichischen Diensten und besonders mit dem Prinzen Eugen sehr befreundet, machte mehrere Feldzüge des Spanischen Erbfolgekriegs mit und kommandierte bei den Belagerungen von Hagenau und Landau, kehrte 1715 in sein Vaterland zurück und ward 1721 Schultheiß von Bern. – Karl Ludwig von E., geb. 1746 in Bern, stieg in französischen Diensten zum maréchal de camp empor, wurde 1798 beim Einfall der Franzosen mit dem Oberbefehl über die bernischen Truppen betraut, aber, durch die Unentschlossenheit des Großen Rates gehemmt, nach ehrenvollem Widerstand im Grauholz von Schauenburg geschlagen und nach der Einnahme Berns durch die Franzosen (5. März 1798) von Landstürmern ermordet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 50.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika