Kingston [1]

[23] Kingston (spr. kingst'n), Name mehrerer Städte in England und Amerika, deren bedeutendste folgende sind: 1) K. upon Hull, s. Hull 1). – 2) K. on Thames (spr. temms'), Stadt (municipal borough) in der engl. Grafschaft Surrey, 16 km südwestlich von Charing Croß (s. Karte »Umgebung von London«), ein alter, unregelmäßig gebauter, aber historisch interessanter Ort am rechten Ufer der Themse, über die eine Brücke von 20 Bogen führt, hat eine alte große Hauptkirche (1888 restauriert), eine Grafschaftshalle im Renaissancestil, ein Rathaus im italienischen Stil, ein Asyl für Soldatenwitwen, bedeutenden Gemüsebau, Fabrikation von landwirtschaftlichen Geräten, Töpferwaren und Kokosnußsieben, Matratzen und (1901) 34,375 Einw. K. war früher Krönungsort der angelsächsischen Könige, die bei diesem Vorgang auf einem noch jetzt vor dem Rathaus befindlichen Stein gesessen haben sollen. – 3) Stadt in der Grafschaft Frontenac der Provinz Ontario (Kanada), unter 44°12' nördl. Br., am Ontariosee, beim Austritt des St. Lorenzstroms und an der Mündung des Cataraqui und Rideaukanals, hat einen sichern Hafen, der von dem alten Fort Henry beherrscht wird. K. ist Sitz eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, der Queen's University (1847 gegründet, 525 Studenten), des katholischen Regiopolis College, einer polytechnischen Gesellschaft mit Bibliothek, der kanadischen Militärakademie, hat ein großes Gefängnis (nach dem Auburnsystem), ein Irrenhaus, mehrere Krankenhäuser und (1901) 19,264 Einw., die Schiffs-, Maschinen-, Ackergeräte- und Pianofortebau, Gerberei, Brauerei, Reederei und lebhaften Handel in Holz und Getreide nach Montreal betreiben. 1893 betrug die Einfuhr 1,041,253, die Ausfuhr 459,097, das steuerpflichtige Einkommen 7,812,080, die städtische Schuld 281,700 Doll. Nahebei die Navybai zwischen zwei Landzungen, der Hauptkriegshafen am Ontariosee, mit Arsenal und Werften. K. wurde 1784 an Stelle des Forts Frontenac, das 1672–1762 im Besitz Frankreichs gewesen war, gegründet und war 1841–44 Hauptstadt von Oberkanada. – 4) Hauptstadt der britisch-westind. Insel Jamaika, am Großen Haff (Hunt Bay), das durch die 15 km lange Nehrung »Palisados« vom Meere getrennt und an der Einfahrt durch die starken Batterien von Port Royal (s. d.) verteidigt wird. Die auf sanft ansteigendem Gelände gebaute Stadt ist Sitz eines deutschen Konsuls, hat eine große englische Kirche und, abgesehen vom King's House (Regierungsgebäude), Gerichtshof, Hospital, Irrenhaus, Zuchthaus und Theater, fast nur einstöckige Gebäude und (1891) 46,542 Einw., außer Beamten, Kaufleuten und Soldaten meist Mulatten und Neger. Die Umgebung ist von zahlreichen, von Kaktushecken eingefriedigten Villen bedeckt. Eine Eisenbahn führt zur Nordost- und Nordwestküste über Spanishtown (s. d.). Südwestlich von der Stadt, an der Halfmoonbai, liegt das Asyl für Aussätzige. In K. konzentriert sich fast der ganze auswärtige Handel Jamaikas; Dampferverbindung besteht mit Southampton, Liverpool, New York, Colon und New Orleans, doch ist der 1000 Schiffe fassende Hafen teilweise versumpft. In der Nähe Up Park Camp in der reichbebauten Liguanea-Ebene, Stony Hill (60 m) mit Kaserne und der 10 km entfernte botanische Garten. – 5) Hauptstadt der Insel St. Vincent, s. Kingstown 2). – 6) Hauptstadt der Grafschaft Ulster im nordamerikan. Staat New York, 1663 von den Holländern gegründet, am rechten Ufer des Hudson und am Ausgangspunkt des Hudson- und Delawarekanals, Bahnknotenpunkt, bildet mit Rondout am Rondout Creek, der 5 km aufwärts schiffbar ist und als Hafen dient, eine einzige Stadt mit (1900) 24,535 Einw. K. hat ein schönes Stadthaus, Gerichtsgebäude, höhere Schulen und (1900) 344 Gewerbsbetriebe mit 2685 Arbeitern, in denen für 5,280,478 Doll. Erzeugnisse hergestellt wurden. Eine Zementfabrik liefert täglich 1000 Fässer. Auf dem genannten Kanal kommen jährlich 11/2 Mill. Ton. Kohle an, und es gehen nach New York 1 Mill.[23] Ton. Steinfliesen, Ziegel, Eis, Kalk und Bauholz. Die Stadt hat eine ansehnliche Dampferflotte und ist mit dem gegenüberliegenden Rhinebeck durch eine Dampffähre verbunden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 23-24.
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