Löwenstein [2]

[751] Löwenstein, Grafschaft des ehemaligen schwäb. Kreises, jetzt zu den Oberämtern Backnang und Weinsberg im württembergischen Neckarkreis gehörig, 140 qkm (2,5 QM.) groß. Die Grafschaft gehörte bis 1277 einem Zweige der Grafen von Kalw und kam durch Kauf 1281 an Rudolf von Habsburg, der sie 1282 seinem natürlichen Sohn Albrecht übertrug. Der letzte von dessen Nachkommen, Heinrich, verkaufte 1441 die Grafschaft an den Kurfürsten Friedrich I. (s. Friedrich 51) von der Pfalz, der sie seinem Sohn Ludwig überließ, den Kaiser Maximilian 1. 1494 in den Reichsgrafenstand erhob. Ludwigs Enkel Ludwig III. brachte durch Heirat die Grafschaften Wertheim, Rochefort und Montaigne sowie die Herrschaften Breuberg, Herbemont und Chassepierre an sein Haus und nannte sich um 1600 Graf von L.-Wertheim. Seine Söhne Christian Ludwig und Johann Dietrich gründeten die beiden noch blühenden Linien: L.-Wertheim-Virneburg (seit 1803: L.-Wertheim-Freudenberg) oder die evangelische (ältere) Linie und L.-Wertheim-Rochefort (seit 1803: L.-Wertheim-Rosenberg) oder die katholische (jüngere) Linie. Die letztere wurde 1711 reichsfürstlich und erhielt 1713 Sitz und Stimme auf der Reichsfürstenbank; die erstere wurde 1812 vom König von Bayern gefürstet. In der Napoleonischen Zeit wurden beide Linien mediatisiert; ihre Besitzungen liegen auf bayrischem, württembergischem, badischem und hessischem Gebiet. Die Grafschaften L. und Wertheim und die Herrschaft Triefenstein sind gemeinschaftlich, die Herrschaft Limpurg-Sontheim-Michelbach, die Grafschaft Umpfenbach und die böhmischen Güter Patzau und Lukawetz gehören der Freudenbergischen, die Herrschaften Heubach, Rothenfels, Neustadt, Rosenberg, Habizheim und Nauseß der Rosenbergischen Linie. Vgl. Klüber, Die eheliche Abstammung des fürstlichen Hauses L.-Wertheim vor dem Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz und dessen Nachfolgerecht in den Stammländern des Hauses Wittelsbach (Frankf. 1837). Haupt der erstern Linie, mit der Residenz Wertheim, ist Fürst Ernst, geb. 25. Sept. 1854, seit 1905 Präsident der bayrischen Reichsratskammer. Haupt der jüngern, mit der Residenz Kleinheubach, ist Fürst Karl, geb. 21. Mai 1834, der Schwager des Dom Miguel von Portugal (gest. 1866) und Oheim des Prinzen Alfonso, Bruders des spanischen Prätendenten Don Karlos, der Führer der ultramontanen Aristokratie Deutschlands, 1871–72 auch Zentrumsmitglied des Reichstags.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 751.
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