Lancaster [3]

[92] Lancaster (spr. längkǟster), 1) Sir James, engl. Seefahrer, gest. 1618, führte 1591–93 die erste englische Ostindienfahrt aus, plünderte 1595 die Küsten Brasiliens und leitete 1601–03 die erste Expedition der Ostindischen Kompanie, wofür er in den Ritterstand erhoben wurde. Später zum Direktor der Kompanie ernannt, veranlaßte er die Expeditionen von Hudson zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durch fahrt. Nach ihm nannte Baffin den Lancastersund (s. d.). Die Beschreibung seiner Reisen veröffentlichte Clements Markham im 56. Band der Hakluyt Society (Lond. 1877).

2) Joseph, Begründer des nach ihm benannten Unterrichtssystems, geb. 25. Nov. 1778 in London, gest. 24. Okt. 1838 in New York, eröffnete 1798 in einer der ärmsten Vorstädte Londons eine Elementarschule nach der Methode des gegenseitigen Unterrichts, angeblich ohne von den ähnlichen Versuchen Bells u.a. zu wissen. Er konnte bald ein eignes Schulhaus errichten, in dem er 1805 gegen 1000 Kindern unentgeltlichen Unterricht erteilte. Ein gleiches Institut für 200 Mädchen leiteten seine beiden Schwestern. Seit 1805 unterstützte auch König Georg Ill. seine Sache. L. stiftete nun eine Normalschule zur Ausbildung von Lehrern. Zwei Freunde, Corston und Fox, gründeten für seine pekuniär gefährdeten Bestrebungen die British and foreign society for education (1808), durch die 1811 in 95 Lancasterschulen 30,000 Kinder Unterricht erhielten. Doch trennte L. sich vom Verein und begründete 1813 in Tooting bei London eine höhere Schule nach seinem System. Das Unternehmen mißlang, und L. entwich 1816 nach Amerika, wo er 1820 in der neuerrichteten Republik Kolumbien am Präsidenten Bolivar einen Gönner fand. Durch Bolivars Abdankung 1829 auch hier geschei lert, lebte L. seit 1833 zu Montreal in Kanada von seiner Hände Arbeit. Seine Methode legte er dar in den Schriften: »Improvement in education« (Lond. 1805) und »The British system of education« (das. 1810). Vgl. Wechselseitiger Unterricht.

3) Pseudonym des engl. Lyrikers George Eric Mackay (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 92.
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