Lerche [1]

[433] Lerche (Alauda L.). Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Lerchen (Alaudidae), kräftig gebaute Vögel mit großem Kopf, mittellangem, geradem Schnabel, langen, sehr breiten Flügeln, kurzem, meist gerade abgeschnittenem Schwanz und ziemlich niedrigen Füßen mit mittellangen Zehen, deren hinterste oft einen spornartigen Nagel trägt. Die Feldlerche (Brach-, Korn-, Acker-, Saat-, Sing-, Himmelslerche, Alauda arvensis L., s. Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 13), 18 cm lang, 32 cm breit, Oberseite erdbraun, Zügel, Augenstreifen und Kinn fahlweiß, Kehle, Kopf, Oberbrust und Seiten rostbräunlich, dunkel gestrichelt, die übrigen Unterteile fahlweiß, Flügel schwarzbraun mit zwei hellern Querbinden, Schwanzfedern braunschwarz, die äußersten aber weiß. Sie bewohnt ganz Europa, Nord- und Mittelasien und Nordafrika und ist bei uns vom Februar bis Oktober und November im allgemeinen[433] häufiger als der Sperling. Im Winter weilt sie in Südeuropa und Nordafrika; einzelne überwintern bei uns. Sie bevorzugt das bebaute Feld, läuft und fliegt vortrefflich, singt anhaltend, lebt nur nach der Brutzeit gesellig, nistet meist auf Getreidefeldern und legt oft schon im März 5–6 grüngelbliche oder rötlichweiße, grau oder graubraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 78), die von beiden Geschlechtern in 13 Tagen ausgebrütet werden. In guten Jahren nistet sie dreimal bis Juli. Im Käfig hält sie sich mehrere Jahre, wird sehr zahm und lernt kleinere Lieder pfeifen. Auf ihrem Herbstzug wird sie in großer Zahl gefangen und als Leckerbissen auf den Markt gebracht. Holland und andre Küstenländer liefern nach London jährlich gegen 3 Mill. Lerchen. Früher wurde sie auch in Mitteldeutschland zahlreich gefangen (Leipziger Lerchen), doch ist dieser Unfug jetzt unterdrückt. Die Heidelerche (Baum-, Holz-, Dull-, Lullerche, Wald-, Heidenachtigall, Lullula [A., Galerita] arborea L.), 15 cm lang, 29 cm breit, mit zartem Schnabel, kleinen Füßen, runden, breiten Flügeln und kurzer Holle, oberseits rostfahlbraun, schwarzbraun gefleckt, unterseits rostweißlich, mit schwarzen Schaftstrichen, an der Kehle dunkel punktiert, Zügel und Schläfenstrich rostweißlich, die Schwingen braunschwarz, die mittlern beiden Schwanzfedern braun, die übrigen schwarz. Sie bewohnt Europa nordwärts bis zum südlichen Skandinavien und südlichen Finnland, Nordafrika, Kleinasien bis Persien öde Heide- und Waldgegenden, wandert in kleinen Tagereisen und weilt bei uns von März bis September und Oktober. Sie ist höchst anmutig, setzt sich auch auf Wipfel und Äste frei stehender Bäume, nistet zweimal, April bis Juli, unter einem Fichten- oder Wacholderbusch oder im Gras und legt 4–5 weißliche, grau und braun gefleckte Eier. Sie singt vortrefflich, hält sich aber im Käfig höchstens zwei oder drei Jahre. Die Haubenlerche (Kamm-, Kot-, Wege-, Zopf-, Kobel-, Kuppen-, Schopf-, Hauslerche, Galerita [A.] cristata L.), 18 cm lang, 33 cm breit, gedrungen gebaut, mit starkem Schnabel, mittelhohen Füßen, fast geraden Sporen, großen, breiten Flügeln und einer Holle auf dem Kopf, variiert sehr in der Färbung, bewohnt fast ganz Europa, das südwestliche Asien und einen großen Teil Afrikas, dringt von Süden her, wo sie besonders häufig ist, immer mehr in Deutschland vor, lebt wie die Feldlerche, nähert sich aber (besonders im Winter) mehr dem Menschen, bleibt auch im Winter bei uns, singt angenehm, nistet zwei-, auch dreimal (April bis Juli) sehr versteckt auf Feldern, Wiesen, in Gärten und legt 3–6 gelbe oder rötlichweiße, grau und gelbbraun gefleckte und punktierte Eier. Die Kalanderlerche (Melanocorypha [A.] calandra L.), 21 cm lang, 44 cm breit, mit sehr großem, dickem Schnabel, hohen, starken Füßen, großen, breiten Flügeln und kurzem, kaum ausgeschnittenem Schwanz, ist oberseits fahlbräunlich, heller gefleckt, Zügelstreifen, Kehle und Brust zart rostgelblich, letztere dunkel gestrichelt, die übrigen Unterteile weiß, an den Halsseiten mit zwei großen schwarzen Flecken, die Schwingen und Schwanzfedern braunschwarz, die beiden äußersten Schwanzfedern weiß. Sie bewohnt Südeuropa, Nordwestafrika und das südwestliche Asien bis zum Altai, erscheint sehr selten in Deutschland und stimmt in der Lebensweise mit der Feldlerche überein. Das Gelege besteht aus 3–5 weißen oder gelblichweißen, gelbbraun oder grau gefleckten oder punktierten Eiern. Ihr Gesang ist herrlich, für das Zimmer zu laut, und die Fähigkeit, andre Stimmen nachzuahmen, überraschend.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 433-434.
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