Melchers

[574] Melchers, 1) Paulus, Kardinal, geb. 6. Jan. 1813 in Münster, gest. 14. Dez. 1895 in Rom, studierte zuerst Rechtswissenschaft, dann Theologie, ward 1841 Kaplan in Haltern, später Subregens am Priesterseminar in Münster, 1851 Generalvikar daselbst, 1857 Bischof von Osnabrück und im Januar 1866 auf Antrag der preußischen Regierung vom Papst zum Erzbischof von Köln ernannt. Auf dem vatikanischen Konzil unterwarf er sich dem Infallibilitätsdogma bereitwilligst, nahm dann an dem Widerstand gegen die Maigesetze hervorragenden Anteil, wurde 1874 zu mehrmonatigem Gefängnis verurteilt und 28. Juni 1876 vom Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt. M. ging nach der holländischen Provinz Limburg, von wo er seine Amtstätigkeit durch einen Geheimdelegierten fortzusetzen suchte. Nach Beendigung des Kulturkampfes vom Papst 1885 zum Kardinalpriester ernannt, verzichtete M. auf den Kölner Erzbischofsstuhl und begab sich nach Rom. Seine Gebeine wurden im Dom zu Köln beigesetzt. M. schrieb: »Eine Unterweisung über das Gebet«, »über das heilige Meßopfer«, »über das heilige Altarssakrament«; »Die katholische Lehre von der Kirche« (4. Aufl., Köln 1881) u. a.

2) Gari, nordamerikan. Maler, geb. 11. Aug. 1860 in Detroit (Michigan) als Sohn eines holländischen Bildhauers, der in Paris bei Carpeaux und Etex gelernt hatte, wurde 17jährig zu seiner Ausbildung als Maler nach Düsseldorf geschickt, wo er vier Jahre lang auf der Akademie studierte, ging aber 1881 auf eigne Hand nach Paris, wo er zunächst seine Studien auf der École des Beaux-Arts und in den Ateliers von Boulanger und Lefèbvre fortsetzte. Aber nicht diese Meister, sondern Bastien-Lepage übte einen entscheidenden Einfluß auf ihn, und in dessen streng nach der Darstellung wirklichen Lebens trachtender Art begann er seit der Mitte der 1880er Jahre das Leben der Strandbevölkerung an der Nordsee in Frankreich, Belgien und Holland zu schildern, mit besonderer Betonung des kirchlichen und des Familienlebens. Seinen ersten Erfolg errang er im Salon von 1886 mit der Predigt in einer holländischen Kirche, der in den nächsten Jahren die Lotsen und die Kommunion folgten, die ihm auf der Pariser Weltausstellung von 1889 die Ehrenmedaille einbrachten. Von seinen zahlreichen spätern Bildern aus diesem Kreis ist eine Mutter mit ihrem Kinde für das Luxembourg-Museum in Paris, eine Familie für die Nationalgalerie in Berlin und der Schiffszimmermann für die Dresdener Galerie angekauft worden. Mit dem gleichen nüchternen Wirklichkeitssinn bei durchaus lichter Farbengebung und scharfer Zeichnung und Modellierung hat M. auch zahlreiche Bildnisse, Landschaften, Innenräume mit Figuren und auch einige religiöse Bilder (Christus und die Jünger von Emmaus, Christi Geburt) gemalt. Für die Kongreßbibliothek in Washington hat er einige dekorative Wandgemälde ausgeführt, in denen er sich Puvis de Chavannes angeschlossen hat. M. lebt in Paris.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 574.
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