Montgomery [2]

[107] Montgomery, 1) (spr. monggommeri) Gabriel de, franz. Ritter (gest. 26. Juni 1574), stammte aus einer ursprünglich schottischen Familie und war Offizier in der schottischen Leibgarde zu Paris. Bei einem Turnier 30. Juni 1559 hatte er das Unglück, dem König Heinrich II. von Frankreich, mit dem er eine Lanze brach, durch einen Splitter derselben ein Auge auszustechen und dadurch dessen Tod zu veranlassen. In England zum Protestantismus übergetreten, focht er in den Reihen der Hugenotten (seit 1562). Den Metzeleien der Bartholomäusnacht entgangen, begab er sich nach England und führte 1573 von hier aus eine Flotte zum Entsatz von La Rochelle herbei, mußte sich aber 27. Mai 1573 bei Domfront ergeben und ward auf Befehl der Katharina von Medici in Paris enthauptet. Er hinterließ neun Söhne, sämtlich tapfere Krieger. Vgl. Marlet, Le comte de M. (Par. 1890).

2) (spr. mönt-) James, engl. Dichter und Publizist, geb. 4. Nov. 1771 zu Irvine in Südwestschottland, gest. 30. April 1854 bei Sheffield, Sohn eines Predigers der Mährischen Brüdergemeinde, ward Gehilfe in einer Buchhandlung zu London und 1792 Teilnehmer und Mitarbeiter an dem liberalen »Sheffield Register«. Seine politische Richtung zog ihm viele Verfolgungen und 1794–95 zweimal längere Hast zu. Als Dichter erregte er Aufsehen 1806 mit »The wanderer of Switzerland«, einem Vorläufer von Byrons »Child Harold«. Es folgten darauf: »The West-Indies« (1809), worin die Abschaffung der Sklaverei durch das britische Parlament verherrlicht wird; »The world before the flood« (1812), eine Schilderung des Zustandes der ersten Menschen; »Greenland« (1819), ausgezeichnet durch treffende Schilderungen der arktischen Natur; »The pelican island« (1826) und »Original hymns, for public, private and social devotion« (1853), die zu den besten religiösen Gedichten in englischer Sprache gerechnet werden. Seine »Poetical works« erschienen London 1841 in 4 Bänden (letzte Ausg. in 1 Band 1881). Vgl. Holland und Everett, Memoirs of the life and writings of J. M. (Lond. 1855–56, 7 Bde.); King, Memoir of M. (das. 1858); Marrat, M., christian, poet and philanthropist (das. 1879); O. Hoffmann, Studien zu M. (Bresl. 1894).

3) Robert, engl. religiöser Dichter, geb. 1807 in Bath, gest. 3. Dez. 1855 als Pfarrer in Brighton. Seine Gedichte, unter denen »Satan« (1830), »The Messiah« (1832), »Luther« (1842) die besten sind, erschienen gesammelt London 1853. Seine Jugenddichtung »The omnipresence of the deity« (1828, 26. Aufl. 1857) erfuhr eine scharfe Kritik durch Macaulay in der »Edinburgh Review« (1842).

4) Robert August von, finnländ. Jurist und Staatsmann, geb. 29. Juni 1834 in Kajana, gest. 3. Aug. 1898 in Helsingfors, wurde, nach mehrjähriger Tätigkeit als praktischer Jurist, 1870 ordentlicher Professor der Rechte an der dortigen Universität, wo er als Lehrer eine fruchtbringende Wirksamkeit entfaltete, und bekleidete 1882–86 den wichtigen Posten eines Senatsprokurators (Oberreichsanwalts). Hierauf Präsident des Wasa-Hofgerichts, war er 1887–1890 Senator und seit 1896, wo er zum kaiserlichen Hofmarschall ernannt wurde, Vizepräsident im Justizdepartement des Senats, 1888–90 auch Mitglied des Petersburger Komitees für die finnländischen Angelegenheiten. Als liberales Mitglied der Ritterschaft auf den Ständelandtagen (seit 1863) machte er sich um die konstitutionelle Entwickelung des Großfürstentums verdient und veranlaßte mehrere Reformen auf dem Gebiete der Bank- und Zivilgesetzgebung sowie die Einführung der Goldwährung (1878). In der Sprachenfrage gehörte er zu den Führern der Svecomanen (s. d.), verhielt sich aber gegen die berechtigten Forderungen der Fennomanen (s. d.) keineswegs ablehnend. Seine wichtigsten Schriften sind: »Om afträdesförmån och ackord i den utländska konkurslagstiftningen« (Helsingf. 1869); »Om bolagskontraktet i 1734 års lag« (1870); »Om anklagelseprincipen i nyaste utländska straffprocesslagar« (1880); »Handbok i Finlands allmänna privaträtt« (1889 bis 1895, 2 Tle.). Ferner veröffentlichte er »Notice sur les travaux législatifs de la diète du Grand-Duché de Finlande 1863–1879« (»Annuaire de la Société de législation comparée«, 1880) und einen wertvollen »Bericht über die Gesetzgebung und die Handhabung der Gesetze im Großfürstentum« (1885).

5) Gräfin, s. Bauer (Karoline).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 107.
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