Palma [4]

[337] Palma, 1) Hauptstadt der span. Provinz der Balearen, an der Südwestküste der Insel Mallorca, im Hintergrund der Bai von P. gelegen, Ausgangspunkt der Eisenbahn P.-Manacor, besteht aus dem höher gelegenen alten Stadtteil mit engen Gassen und der regelmäßig angelegten Neustadt und hat schöne öffentliche Plätze und Promenaden. Die ehemalige Festungsmauer wird seit neuester Zeit abgetragen. Die hervorragendsten Gebäude sind: die gotische Kathedrale, 1231 von Jakob I. von Aragonien begonnen, 1601 vollendet, mit den Grabmälern des Königs Jakob I. von Mallorca (gest. 1311) und des Marquis de la Romana; die Kirche und der Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters; der königliche Palast, jetzt Sitz des Generalkapitanats und des Appellationsgerichts; das gotische Börsengebäude (Lonja) aus dem 15. Jahrh.; das Stadthaus (16. Jahrh.), mit einer Gemäldesammlung; das neue Bankgebäude und mehrere Privatpaläste. P. zählt (1900) 63,937 Einw. und besitzt an industriellen Etablissements eine Baumwollspinnerei und -Weberei, ferner Fabriken für Seidenstoffe, Papier, Branntwein, Seife und Kerzen, Lederwaren, Gold- und Silberarbeiten, Möbel und Musikinstrumente, ferner Getreide- und Ölmühlen etc. Der Hafen von P. ist für die größten Seeschiffe zugänglich und mit einem Molo von 385 m Länge sowie mit einem Leuchtturm versehen. 1904 sind in demselben im Verkehr mit Auslandshäfen 214 Schiffe von 107,864 Ton. ein- und 256 Schiffe von 134,567 Ton. ausgelaufen. Der Warenverkehr hatte in der Einfuhr einen Wert von 6, in der Ausfuhr einen solchen von 12,3 Mill. Pesetas. Dazu kommt der Verkehr mit spanischen Häfen, der 1903: 855 eingelaufene Schiffe von 248,593 Ton. und 876 ausgelaufene Schiffe von 248,719 Ton. sowie einen Einfuhrwert von 40,8 Mill. und einen Ausfuhrwert von 30,9 Mill. Pesetas umfaßte. Die wichtigsten Artikel sind in der Einfuhr: Baum- und Schafwolle, Garne, Häute und Felle, Vieh, Reis, Getreide, Hülsenfrüchte, Mehl, Steinkohle, Chemikalien, Kolonialwaren etc.; in der Ausfuhr: Mandeln, Obst, Olivenöl, Weintrauben, Gerbstoffe, Schuh- und Baumwollwaren, Wolldecken. P. hat ein Instituto (das 1836 an die Stelle der 1503 gegründeten Universität getreten ist), eine Lehrerbildungsanstalt, eine Nautische Schule, eine Kunstakademie, eine Musikschule, 2 öffentliche Bibliotheken, ein Theater etc. Die Stadt ist Sitz des Generalkapitäns der Balearen, eines Gouverneurs, eines Bischofs, eines Appellationsgerichts, eines deutschen und mehrerer andrer auswärtiger Konsuln. 4 km südwestlich von P. steht das im 13. Jahrh. errichtete schöngelegene Kastell Bellvér (jetzt Staatsgefängnis). In der Umgebung der Stadt befinden sich schöne Landhäuser, darunter die dem österreichischen Erzherzog Ludwig Salvator gehörige Villa Miramar mit Kunstwerken und großem Park. – 2) (P. del Rio) Stadt in der span. Provinz Cordoba, Bezirk Posadas, am Einfluß des Genil in den Guadalquivir und an der Eisenbahn Cordoba-Sevilla gelegen, mit Orangenbau und (1900) 7914 Einw. – 3) (La P.) Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Huelva, an der Eisenbahn Sevilla-Huelva, mit Branntweinbrennereien, Töpfereien, Wein- und Ölbau und (1900) 6669 Einw. – 4) (P. Campania) Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Nola, malerisch auf einem Hügel an der Eisenbahn Neapel-Avellino gelegen, mit Ruinen eines großen Kastells und (1901) 5660 (als Gemeinde 7804) Einw. – 5) (P. di Montechiaro, spr. -kjāro) Stadt in der ital. Provinz und dem Kreise Girgenti (Sizilien), auf einer Anhöhe unweit der Küste, hat einen Hafen, Ausfuhr von Wein, Südfrüchten (insbes. Mandeln), Schwefel etc. und (1901) 14,101 Einw. – 6) (La P.) Stadt im Departement Cundinamarca von Kolumbien, am Rio Negro, 1447 m ü. M., mit Gold- und Kupfergruben, Mineralquellen und Kaffeebau.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 337.
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