Remonte

[794] Remonte (franz., spr. -móngt' oder -mónte), die regelmäßige Auffrischung des Pferdebestandes berittener Truppen durch junge Pferde (Remontepferde, Remonten, fälschlich Romonten), die in der Regel zu Beginn des Dienstjahres (Herbst) stattfindet. In Deutschland beträgt die Jahresquote für Kavallerie 1/10, für Artillerie 1/9, für das Militärreitinstitut 1/7 bis 1/3 des Bestandes; der Train erhielt bisher ausrangierte Pferde andrer Truppen, doch ist mit einer eignen Remontierung für ihn begonnen worden. Der Jahresbedarf beträgt über 8000 Stück (bei 103,000 Dienstpferden im Frieden), wovon Ostpreußen etwa 2/3 liefert; die in Hannover, Oldenburg, Mecklenburg und den Elbherzogtümern gezüchteten Pferde sind ihrer Schwere wegen nur zum Teil für die Armee brauchbar, Sachsen, Bayern und Württemberg decken nur einen Teil ihres Bedarfs selbst. Das Remontieren, d. h. der Ankauf der Remonten, geschieht in Deutschland im Inland durch Remonteankaufskommissionen (1 Stabsoffizier, 2 Leutnants, 1 Veterinär und Unterpersonal) auf eigens angesetzten Remontemärkten. Die drei- oder dreieinhalbjährig angekauften Pferde werden in Remontedepots aufgenommen und nach einem Jahr durch Remontekommandos den Truppen zugeführt. Depots und Ankaufskommissionen unterstehen einem Remonteinspekteur (General). Remontedepots hat Preußen 18 mit rund 9550 Pferden Belegungsstärke: Jurgaitschen (Kreis Darkehmen), Neuhof-Ragnit (Kreis Ragnit), Kattenau (Kreis Stallupönen), Brakupönen (Kreis Gumbinnen), Preußisch-Mark (Kreis Mohrungen), Sperling (Kreis Angerburg), Liesken (Kreis Friedland) und Weeskenhof (Kreis Preußisch-Holland) in der Provinz Ostpreußen; Bärenklau in Brandenburg, Neuhof-Treptow a. R., Ferdinandshof und Dölitz in Pommern, Wirsitz in Posen, Wehrse in Schlesien, Hardebek in Holstein, Arendsee in Sachsen, Hunnesrück und Mecklenhorst in Hannover. Bayern hat 5: Fürstenfeld, Schwaiganger (1807 gegründet), Benediktbeuern, Schleißheim und Remontenanstalt Neumarkt, das Königreich Sachsen 3: Skassa, Kalkreuth u. Obersohland a. R., Württemberg 1: Breithülln. – In Österreich-Ungarn wird die Remontierung durch 7 Remontenassentkommissionen besorgt, Remontendepots sind in Bilak, Nagy-Daád-Sary, Kleczna Dolna, Lábod, Iházi-Marczaltö. – Frankreich deckt seinen Jahresbedarf von etwa 16,000 Pferden zum Teil aus dem Auslande, die Remontierung untersteht einem Generalinspekteur, die Remontedepots kaufen durch Kommissionen an, Übergangsdepots dienen zur Aufzucht minderjähriger Pferde, Remontereiterkompanien zur Pflege und zum Transport zu den Truppen. Letztere sollen vermehrt werden, da die zweijährige Dienstzeit eine gründliche Dressur in Frage stellt. – Rußland, das früher die Deckung seines Bedarfs einzelnen Remonteuroffizieren übertragen hatte, ist in den letzten Jahren auch zum Kommissionssystem übergegangen und will die Militärbehörde durch dieses günstig im Sinne der Armee auf die Landespferdezucht einwirken, indem die Kommissionen direkt vom Züchter kaufen. Nur die Kosaken (s. d.) werden nicht durch Remontekommissionen versorgt, sondern erhalten bare Beihilfen und stellen die Dienstpferde selbst. Ähnliche Einrichtungen existieren in allen größern Heeren. Vgl. Goldbeck, Zucht und Remontierung der Militärpferde aller Staaten (Berl. 1901); Ramm und Baer, Nachrichten aus den hervorragendsten Pferdezucht gebieten des In- und Auslandes (Leipz. 1901); Zobel, Die Landespferdezucht in Deutschland und die Remontierung der deutschen Armee (das. 1904); Markwalder, Pferdezucht und Militärpferde (Aarau 1905); »Muster zur Dienstanweisung für die Remonte-Depot-Administration vom 12. Juni 1897« (Berl. 1906); v. Loebells »Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen« (das.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 794.
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