Schminke

[907] Schminke, rote und weiße Präparate, mit denen man die Haut zu verschönern sucht. Als rote S. benutzt man weiße Pulver, wie Reismehl, Talk, Zinkoxyd, basisches Wismutchlorid oder -Nitrat, mit Karmin, Karthamin, mehr aber mit künstlichen roten Farbstoffen und trägt sie mit einer Puderquaste (Schwanenpelz) auf die Haut auf. Flüssige Schminken, ammoniakalische Lösungen von Karmin und Lösungen von Eosin, werden nur noch wenig zum Schminken der Lippen benutzt, dagegen sind Cremeschminken, weiche, nicht fettende Präparate, mehr in Aufnahme gekommen. Das farblose Alloxan, das die Haut rot färbt (Schnouda), ist ohne Bedeutung. Die von Leichner erfundenen Fettschminken sind Mischungen der Farbstoffe mit Fetten und werden hauptsächlich auf der Bühne benutzt, um dem Gesicht des Schauspielers den jeweilig erforderlichen Charakterausdruck zu verleihen. Der Leichnersche Fettpuder ist nur ein Hautverschönerungsmittel für Damen. Über weiße S. s. Puder. Blaue S. für die Adern besteht aus Talk und Berlinerblau. Wie noch heute viele Naturvölker ihren Körper bemalen, so schminkte man sich auch schon im Altertum. Die Ägypter benutzten Bleiweiß, Mennige, Bleiglanz, Schwefelantimon, Braunstein. Mit grünen basischen Kupferkarbonaten machte man einen Kreis um das Auge. Auch in Ninive und in Griechenland, besonders[907] bei den Hetären, war das Schminken gebräuchlich. Europa, die Tochter Agenors, entwendete der Juno ihre Schminkbüchse. Die Römer erfanden abenteuerliche Methoden zur Verschönerung der Haut, und als S. benutzten sie Bleiweiß mit Krokodilmist, Erde von Chios, Zinnober, Mennige, Orseille, Blei, Antimon, Kohle von Rosenblättern, Dattelkernen etc. Triumphatoren schminkten sich mit Mennige. Belgier und Bretonen sollen die Lehrmeister der Römer im Schminken gewesen sein. Auch im Nibelungenlied wird geschminkt. In Deutschland kannte man im Mittelalter an 100 Schönheitsmittel. Eine neue Epoche des Schminkens entstand im 12. Jahrh. am Hofe von Florenz. Von dort kam das Schminken nach Frankreich. Unter Heinrich III. schminkten sich auch die Männer, und unter Ludwig XIV. soll man jährlich 2 Mill. Töpfchen S. verbraucht haben. Vgl. Altmann, Die Maske des Schauspielers (3. Aufl. von Menzel, Berl. 1896); Borée, Die Kunst des Schminkens (das. 1898); Buck, Bühnenköpfe und die Schminkkunst (120 Tafeln mit Text, Zür. 1903); Bolz und Baum, Die Kunst des Schminkens, herausgegeben vom Bunde der Barbiere etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 907-908.
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