Bibra [2]

[742] Bibra, alte, zu den reichsritterschaftlichen Cantonen in Franken gehörende, mit dem Erbmarschallamte des Fürstbisthums Würzburg belehnte u. 1698 in den Reichsfreiherrenstand erhobene, in Baiern u. Sachsen-Meiningen begüterte Familie. aus welcher Lorenz, 1495–1519, u. Konrad von B. 1540–1545 Fürstbischöfe von Würzburg waren. Die zahlreichen noch blühenden Linien stammen ab von: 1) Hans von u. zu B., geb. 1530 u. st. 1588; er besaß außer B. noch Irmelshausen, Schwebheim, Euerheim, Gleicherwiesen, Mühlfeld, Burgwallenbach, Hochheim; seine beiden Söhne bildeten die 2 Stämme, den Valentinischen u. Bernhardschen: A) Valentinischer Stamm; der Gründer war Valentin, älterer Sohn von Hans u. st. 1595; seine 4 Urenkel, Christoph Erhard, Georg Friedrich, Johann Ernst u. Heinrich Karl (s. unten), Söhne des 1687 verstorbenen Georg v. B., wurden 1698 in den Reichsfreiherrenstand erhoben u. stifteten 4 Linien: a) Euerheimer, jetzt Adelsdorfer Linie, gestiftet von Christoph Erhard, geb. 1657, war kurmainzischer Generalmajor u. st. 1706; jetziger Chef: 2) Freiherr Heinrich, Sohn des 1808 verstorbenen Freiherrn Wilhelm Ernst Lothar, geb. 1787, ist baierischer Oberst der Landwehr u. vermählt mit Karoline geb. v. Kettner. b) Gleicherwieser Linie, gestiftet von Georg Friedrich, geb. 1659 u. gest. 1718; Chef: 3) Freiherr Ernst, geb. 1776, ist österreichischer Oberstlieutenant u. seit 1834 Wittwer von Johanna, geb. Larisch v. Niemsdorf, er hat keine Söhne, aber noch 2 Brüder u. mehrere Neffen. c) Schwebheimer Linie, gestiftet von Johann Ernst, geb. 1663, war General des Vicekönigs von Neapel u. st. 1704; Chef: 4) Freiherr Ernst, Sohn des verstorbenen Freiherrn Ferdinand, geb. 9. März 1806 in Schwebheim, studirte erst die Rechte in Würzburg, dann aber Naturwissenschaften u. leistete durch Untersuchungen in der physiologischen Chemie Namhaftes für die Wissenschaft; 1849 unternahm er eine Reise nach SAmerika, bes. nach Brasilien u. Chile, welches er nach allen Richtungen durchwanderte u. woher er reiche naturhistorische u. ethnographische Sammlungen mitbrachte, welche er in Nürnberg, seinem jetzigen Wohnorte, aufstellte. Er ist vermählt mit Josephine geb. Pickel. Er schr.: Chemische [742] Untersuchungen verschiedener Eierarten, Berl. 1842; Chemische Untersuchungen über die Knochen u. Zähne der Menschen u. Wirbelthiere, Schweins. 1844; Hülfstabellen zur Erkenntniß zoochemischer Substanzen, Erl. 1846; mit Geist: Über die Krankheiten der Arbeiter in den Phosphorzündholzfabriken, ebd. 1847; mit E Harleß: Die Ergebnisse der Versuche über die Wirkung des Schwefeläthers, ebd. 1847; Chemische Fragmente über die Leber u. Galle, Braunschw. 1849; Vergleichende Untersuchungen über das Gehirn der Menschen u. Wirbelthiere, Manh. 1854; Die narkotischen Genußmittel u. der Mensch, Nürnb. 1853; Reisen in Südamerika, Manh. 1854, 2 Bde. d) Die Mühlfelder, später Weisendorfer Linie, gestiftet von Heinrich Karl, geb. 1666 u. gest. 1733 als markgräflich brandenburgischer General u. Commandant der Plassenburg, starb mit Freiherrn Philipp Anton, geb. 1751, 1826 im Mannesstamme aus B) Bernhardscher Stamm, dessen Gründer war Bernhard, jüngerer Sohn von Hans v. B, gest. 1609; er hinterließ 2 Söhne, Hans Kaspar (st. 1641) u. Hans Christoph (st. 1636), welche 2 Linien gründeten, welche sich in die noch bestehenden 4 Speciallinien geschieden haben: a) Brennhäuser Linie, gestiftet von Hans Kaspars Enkel, Ludwig Ernsts älterem Sohne, Friedrich Gotthelf, geb. 1735, st. 1813; Chef: 5) (Freiherr Karl, Urenkel des Stifters u. Sohn des 1827 verstorbenen Freiherrn Ludwig, geb. 1814, ist baierischer Hauptmann. b) Hochheimer Linie, gestiftet von Ludwig Ernsts jüngerem Sohne, Karl Friedrich; 6) Freiherr Otto, geb. 1803, war sachsen-meiningenscher Landmarschall, Consistorialdirector u. später Staatsrath u. st. 1852; war vermählt mit Marie v. Uttenhoven; sein Sohn Hans ist geb. 1832. c) Ältere Irmelshäuser Linie, gestiftet von Bernhards Urenkel, 7) Freiherr Eugen Georg August, älterem Enkel von Hans Christoph u. Sohn des Freiherrn Georg Heinrich, geb. 1743 u. gest. 1802 als meiningenscher Geheimerath u. Oberjägermeister Diese Linie theilte sich durch seine 3 Söhne in 3 Aste: aa) Älterer Ast: Gründer war 8) Freiherr Karl Friedrich Wilhelm Gottlob, ältester Sohn des Vorigen, er war bis 1806 Ritterrath des reichsritterschaftlichen Cantons Rhön-Werra, dann meiningenscher wirklicher Geheimerath u. st. 1842; Chef: 9) Freiherr Albert, ältester Sohn des Vorigen, geb. 1804, ist meiningenscher Regierungsrath u seit 1844 in 2. Ehe vermählt mit Bertha geb. v. Kaas. bb) Mittlerer Ast, Gründer war der 1844 verstorbene Freiherr Christian Heinrich, zweiter Sohn von B 7); Chef: 10) Freiherr Berthold, geb. 1804, ist großherzoglich hessischer Forstmeister. cc) Jüngerer Ast, Gründer war August Friedrich Wilhelm, jüngster Sohn von B. 7); sein Sohn 11) Freiherr Friedrich, geb. 1813, st. 1851 zu Broklyn bei New-York, mit Hinterlassung eines Sohnes, August, geb. 1848. d) Jüngere Irmelshäufe Linie: Gründer war Freiherr Ludwig Friedrich, Bruder von B. 7); Chef: 12) Freiherr Moritz, Sohn des 1839 verstorbenen Freiherrn Ludwig, geb. 1808; ist bairischer Regierungsrath zu Augsburg u. vermählt mit Francisca geb. v. Hetzendorf.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 742-743.
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