Bigorre

[771] Bigorre, 1) Grafschaft im französischen Departement Oberpyrenäen, fast ganz in den Pyrenäen liegend; hier die Bäder von Bagnères, Barèges u Cauterets, u. der Bigorrewein, der dem Bearnois gleichkommt; beste Sorte von Pevriguère, Aubarède u. Mun. 2) (Gesch.). Die Grafschaft B., zwischen Armagnac, den Pyrenäen, Nebonzan, Astarac u. Bearn, wurde in ältester Zeit von dem aquitanischen Volk der Bigerriones od. Begerri bewohnt, welche Pelzkleider trugen, wie noch die Bewohner von B., welche sie jetzt Marlota nennen. Die Hauptstadt Turba (j. Tarbes) hatte ein Schloß Bigorra, woher der Name der Grafschaft kam. Unter den römischen Kaisern gehörte das Land zu Novempopulana. Von den Römern eroberten es die Westgothen, dann die Franken; Kaiser Ludwig der Fromme gab B. um 820 an Donatus Lupus, Herzog von Gascogne; dann waren Grafen seit 845 Bernhard, 947 Raymond, 983 Garcia Arnold I., 1009 Ludwig, dessen Nachfolger Garcia Arnold II. 1036 kinderlos starb; ihm folgte sein Schwager Bernhard Roger, Graf von Carcassonne u. Foix in B.; 1038 wurde sein Sohn Bernhard I. Graf von B., dieser unterwarf 1062 die Grafschaft dem Schutze der Sta. Maria zu Puy gegen das erhaltene Versprechen einer jährlichen Rente, u. die Kirche zu Puy prätendirte deshalb das Lehnsrecht über B.;1064 st. Bernhard I., ihm folgte um 1065 sein Sohn Raymond I. von seiner ersten Gemahlin Clementine, nach dessen Tode 1085 Beatrix ., Bernhards Tochter von seiner zweiten Gemahlin Henriette, die mit Graf Centull IV. von Bearn. vermählt war, Nach Centulls Tode 1088 regierte Beatrix noch bis 1096, wo sie st. u. ihr Sohn Bernhard II. bis 1113 (od. 1120) folgte; dessen Bruder Centull II. huldigte 1122 wegen B. dem Könige von Aragonien u. erhielt Rode am Xalon u. die Hälfte von Taracon; er st. um 1127; ihm folgte seine Tochter Beatrix II., seit l118 vermählt mit Peter, Vicomte von Marsan, nach dessen Tode 1163 ihr Sohn Centull III. (Peter Centull) Graf von B. u. Vicomte von Marsan wurde, u. von seinem Schwiegervater, dem König Alfons von Aragonien, noch das Thal Aran u. die Herrschaft Borderas erhielt. Ihm folgte seine Tochter Beatrix III. (od. Stephanie), welche erst mit Vicomte Peter von Dax, dann mit Graf Bernhard IV. von Comminges vermählt war; von Letzterem ward sie geschieden, hatte aber eine Tochter, Petronilla, von ihm, die nach ihrem Tode 1190 unter der Vormundschaft des Königs Alfons von Aragonen folgte u. 1196 den Vicomte Gaston VI. von Bearn heirathete, nachdem derselbe schon 1192 mit ihr verlobt worden war u. den Titel als Graf von B. erhalten hatte; 1215 st. Gaston, u. nun heirathete Petronilla den Guido von Montfort; die älteste ihrer Töchter von Guido, Alice, vermählte sich mit Jourdan III. von Chabannois, u. deren Sohn, Eskiva, von Chabannois, wurde nach dem Tode seiner Großmutter Petronilla 1251 Graf, doch wurde ihm die Grafschaft von Mathe, einer Tochter aus Petronillas 5. Ehe u. Gemablin Gastons VII. von Bearn, streitig gemacht; es entstand ein Krieg; Eskivat begab sich 1254 unter englischen Schutz; 1256 ward Friede geschlossen u. Eskivat trat Marian u. den unteren Theil von B. (Riviere basse) an Bearn ab. 1257 erbte Eskivat nach dem Tode des Grafen Royer von Pailhas die Vicomté Conserans; er st. 1283; 1284 versuchte seine Schwester Lora, Vicomtesse von Turenne, die Herrschaft an sich zu bringen, aber Gastons VII. Tochter, Constanze, wurde Erbin. Als darauf von vielen Seiten her Prätensionen auf B. erheben wurden, nahm es 1292 Philipp der Schöne von Frankreich einstweilen in Beschlag u. ertheilte seinem dritten Sohne Karl den Titel als Graf von B.; 1368 gab Eduard III., als Herzog von Guyenne, B. an Johann II., Herrn von Grailli; diesem nahm es aber König Karl V. von Frankreich wieder, gab es Anfangs dem Grafen von Armagnac, tauschte es jedoch 1374 gegen anderes Land wieder von ihm ein. Karl VI. gab es 1389 Gaston Phöbus, Grafen von Foix, einem Nachkommen Gastons V II. von Bearn (s. oben); doch erst 1425, wo Johanna von Grailli den Beschlag auf B. aufhob, kam Gaston in den Besitz B-s, u. von nun an theilte B. die Schicksale von Bearn. 1484 kamen beide Grafschaften durch Heirath an das Haus Albret u. 1607 wurden sie mit der Krone Frankreich vereinigt. 3) So v.w. Baygorry.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 771.
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