Domingo, S. [2]

[237] S. Domingo (Gesch.). S. D. erklärte sich nach vielen Kämpfen seiner weißen u. farbigen Bewohner gegen die Neger, welche den westlichen Theil der Insel Hayti bewohnend, bisher die Herrschaft behauptet hatten, im März 1844 für unabhängig u. constituirte sich, von Frankreich unterstützt, unter dem Präsidenten Pedro Santana als selbständige Republik. Zwar wurde der junge Staat zu verschiedenen Malen von dem benachbarten Negerreiche mit Krieg bedroht, behauptete aber, während im Innern der Wohlstand gedieh, ohne große Anstrengungen seine Unabhängigkeit, welche von Frankreich anerkannt, durch einen am 22. Oct. 1848 mit diesem Staate geschlossenen Freundschafts-, Handels- u. Schifffahrtsvertrag noch größere Festigkeit erhielt. Im folgenden Jahre rüstete Soulouque, welcher sich zum Kaiser von Hayti aufgeworfen hatte, ein großes Heer aus, um S. D. mit seinem Reiche wieder zu vereinigen. Der General Santana, dem inzwischen Jimenes auf dem Präsidentenstuhl gefolgt war, schlug den Feind am 22. April 1849 bei Savanna Numero u. eilte dann nach der Stadt Domingo, wo Jimenes im Einverständniß mit Soulouque einen Aufstand zu Gunsten der Wiedervereinigung der getrennten Staaten erregt hatte. Jimenes entfloh auf einem englischen Schiffe, u. an seiner Statt wurde, da Santana die Stelle ausschlug, Bonaventura Baez zum Präsidenten erwählt, nachdem demselben durch den französischen Consul der Schutz seiner Regierung zugesagt war. Durch Beobachtung einer klugen Handelspolitik hob sich die Republik in demselben Grade, als der Negerstaat durch unkluge Maßregeln in seinen ökonomischen Verhältnissen zurückkam. Um so leichter war es ihr, die wiederholten Angriffe von Seiten der Neger abzuwehren. Inzwischen bemühte sich auch England in S. D. Einfluß zu gewinnen, hauptsächlich deshalb, weil sich die Absicht der Nordamerikanischen Freistaaten, Hayti zu annectiren, nicht undeutlich zu erkennen gab. Da indeß die Dominicaner in religiöser Beziehung dem protestantischen England fern standen, so behielt Frankreich sein Übergewicht in S. D., doch kam 1850 auch mit England ein Freundschafts- u. Handelsvertrag zu Stande. Beide befreundete Staaten vermochten indeß nicht zu hindern, daß Soulouque immer von Neuem die Republik mit Einfällen beunruhigte. Während der äußere Feind stets kräftig abgewehrt wurde, bereiteten clerikale Umtriebe im Innern der Republik neue Gefahren. Der Erzbischof u. Primas von Indien, Portes, verlangte nach einer vom Staat unabhängigen Jurisdiction u. verweigerte den Eid auf die Verfassung der Republik als eine ketzerische, weil sie den nichtkatholischen christlichen Confessionen Duldung gewährte. Indeß war Santana den Absichten des Clerus nicht gewogen, während Baez dieselben offenbar begünstigte. Bei der im Februar 1853 verfassungsmäßig angeordneten Präsidentenwahl unterlag die clericale Partei. General Santana wurde zum vierten Male vom Volke gewählt u. dies Mal nahm er die Präsidentschaft an, um die Unabhängigkeit D-s gegen Frankreich u. Rom zu erhalten, denn er meinte, daß mit den geistlichen Umtrieben politische von Seiten Frankreichs verwebt seien. Deshalb stellte er an den Erzbischof die kategorische Forderung, entweder das Gebiet der Republik zu verlassen od. die Verfassung zu beschwören. Letzteres geschah nach einigem Sträuben. Baez, verrätherischer Umtriebe während seiner Verwaltung beschuldigt u. deshalb ausgewiesen, zog sich nach St. Thomas zurück. Nachdem so der französische Einfluß aufgehört hatte, der alleingültige zu sein, glaubte die Republik der Vereinigten Staaten den Zeitpunkt gekommen, sich in Besitz der Samana-Bai als eines sicheren Punktes für ihre Handels- u. Kriegsschiffe zu setzen. Es kam auch am 5. Oct. 1854 ein Handels- u. Schifffahrtsvertrag nebst Bestimmungen über die gegenseitigen völkerrechtlichen Verhältnisse mit der nordamerikanischen Regierung zu Stande. Der weiteren Forderung des Cabinets von Washington um Überlassung der Samana-Bai, gab der Congreß von S. D. kein Gehör, sondern folgte den Gegenvorstellungen Frankreichs u. Englands. Gegen Ende des Jahres 1855 versuchte Soulouque nochmals mit gewaffneter Hand sich in Besitz der ganzen Insel Hayti zu setzen, wurde aber am 22. Dec. bei St. Thomas u. am 24. Jan. 1856 auf der Savanna larga vonden Dominicanernunter Cabral geschlagen. Die Heeresmacht der Neger wurde in diesen Schlachten fast ganz vernichtet u. zersprengt; s.u. Hayti. Die Präsidentenwahl im Febr. 1857 brachte die clericale Partei von Neuem ans Ruder u. Baez trat abermals an die Spitze der Regierung. Sein Regierungssystem erregte jedoch eine immer größere Unzufriedenheit u. die liberale Partei, immer mehr an Kraft gewinnend, bewog ihr Haupt Santana die Fahne des Aufruhrs zu erheben. Im Sept. bedrohte Santana mit 8000 Insurgenten die Hauptstadt u. Baez sah sich genöthigt seine Regierung nach Santa Arga zu verlegen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 237.
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