Harrach

[59] Harrach, alte aus Böhmen stammende, jetzt auch in Mähren u. Ungarn begüterte, der Katholischen Confession folgende, 1552 in den Freiherrn-, 1616 in den Grafen- u. 1627 in den Reichsgrafenstand erhobene u. 1559 mit dem Obersterblandstallmeisteramte des Landes ob der Enns beliehene Familie: 1) Graf Karl, war Staats- u. Conferenzminister des Kaisers Ferdinand II. u. wurde 1627 in den Reichsgrafenstand erhoben; außer einer Tochter, Marie Elisabeth, welche in zweiter Ehe mit Wallenstein vermählt war, hatte er drei Söhne, von denen die zwei jüngeren die Stifter der jetzt noch blühenden Linien sind; der älteste war 2) Graf Ernst Albrecht, geb. 1598; Cardinal, Erzbischof zu Prag u. Bischof zu Trident; er diente dem Kaiser in den böhmischen Unruhen, wurde von den Schweden 1648 in seinem Palast zu Prag gefangen, doch auf Verwenden Mazarins gegen Lösegeld wieder freigelassen u. st. 1667 in Wien. A) Ältere Linie zu Rohrau: Stifter: 3) Graf Karl Leonhard, Sohn von H. 1); jetziger Chef ist: 4) Graf Anton, Sohn des 1831 verstorbenen Grafen Leonhard, geb. 16. Juni 1815, ist Erblandstallmeister im Lande ob der Enns u. unvermählt; sein Bruder Aloys ist 1820 geboren. B) Jüngere Linie zu Bruck (Prugg), hatte die Reichsstandschaft mit Sitz u. Stimme auf dem schwäbischen Grafencollegium, u. dem Chef derselben kommt der Titel Erlaucht zu; ihre Besitzungen sind die Herrschaften Prugg an der Leitha, Stauff u. Aschau in Österreich, Starkenbach, Schluckenau, Sedova u. Stezer in Böhmen, Janowitz in Mähren, Parndorf in Ungarn; Stifter: 5) Graf Otto Friedrich, jüngster Sohn von H. 1). 6) Graf Ferdinand Bonaventura, Sohn des Vor., geb. 1637, bekleidete mehrere Ämter am kaiserlichen Hofe, war auch öfter Gesandter, unter anderen in Spanien, wo er bemüht war, dem österreichischen Hause die Nachfolge zu sichern, allein durch Stolz seinem Gegner gerade in die Hände arbeitete u. die Sache seines Hofs verdarb. Er bat 1698 um seine Zurückberufung u. st. 1706; er schr.: Mémoires, Haag 1720, 2 Bde., herausgeg. von de la Torre. 7) Graf Franz Anton, Sohn des Vor, geb. 1665, wurde 1709 Erzbischof von Salzburg u. st. 1727. 8) Graf Aloys Thomas Raymund, Bruder des Vor., geb. 1669, wurde 1699 an seines Vaters Stelle Gesandter in Spanien, ließ sich durch den französischen Gesandten zu Madrid, Grafen von Harcourt, überlisten, u. durch seine Sorglosigkeit ging dem Hause Habsburg die Thronfolge in Spanien verloren. 1701 abberufen, wurde er 1728 Vicekönig von Neapel, 1733 Conferenzminister u. st. 1742 9) Graf Johann Jos. Philipp, Bruder des Vor., geb. 1678, war österreichischer Generalfeldmarschall u. Hofkriegsrathspräsident u. st. 1764. 10) Graf Friedr. Aug. Gervasius Protesius, Sohn von H. 8), geb. 1696, Conferenzminister, schloß 1742 den Breslauer Frieden u. st. 1749. 11) Graf Ernst Christoph, Enkel des Vor., geb. 1757, st. 14. Dec. 1838; jetziger Thes ist: 12) Graf Franz, Sohn des Vor., geb. 13. Dec. 1799; ist Geheimrath, wirklicher Kämmerer u. Obersterblandstallmeister in Österreich; vermählt 1827 mit Anna geb. Prinzessin von Lobkowitz; sein älterer Sohn Johann ist geb. 1828. 13) Graf Karl Borromäus, Bruder von H. 11), geb. 1761, studirte die Rechte u. Medicin, lebte als. Arzt in Wien, wo er sehr wohlthätig wirkte, u. st. 1. Octbr. 1829. 14) Ferdinand Bonaventura, Graf von H., geb. 1708, war kaiserlicher Gesandter im Haag u. beim Tongreß zu Breda, dann Generalgouverneur der Lombardei u. st. 1778; er schr.: Über die Schafzucht, Wien 1786. 15) Graf Ferdin. Joseph, Bruder von H. 11), geb. 1763 in Österreich, lebte bes. in Dresden, wo er 5. Decbr. 1841 starb; er war vermählt zuerst mit Christiane von Raysky (st. 1830) u. dann seit 1833 mit Marianne Sauermann, einer Gärtnerstochter in Berlin, einer hochgebildeten Frau; seine Kinder aus erster Ehe sind: 16) Graf Karl, geb. 16. Novbr. 1795, ist Evangelischer Confession u. österreichischer Hauptmann; u. 17) Gräfin Auguste, Fürstin von Liegnitz u. Gräfin von Hohenzollern, geb. 30. August 1800; 1824 in zweiter Ehe vermählt mit König Friedrich Wilhelm von Preußen, seit 7. Juli 1840 Wittwe.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 59.
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