Hofer [1]

[440] Hofer, 1) Andreas, geb. 22. Novbr. 1767 im Wirthshause zu St. Leonhard in Passeyr, Sand genannt (deshalb der Sandwirth); trieb Handel mit Wein u. Pferden nach Italien, führte 1796 eine tyroler Schützencompagnie gegen die Franzosen am Gardasee, zeigte sich 1803 bei Errichtung der Landmiliz thätig, war 1805 bei der Deputation, welche im Namen des Landes Abschied von dem Erzherzog Johann nahm, bereitete 1808 unter Hormayrs Leitung den Aufstand gegen Baiern vor, war 1809 an der Spitze der Insurgenten, welche 11. bis 13. April 1809 durch die siegreichen Treffen bei Innsbruck, Hall u. Sterzing, wo H. selbst commandirte, das nördliche u. mittlere Tyrol von den Franzosen u. Baiern befreiten; durch den Sieg am Isel 25. u. 29. Mai, wo sein Adjutant Eisenstecken u. Speckbacher (s. b.) ihn unterstützten, vertrieb er die inzwischen wieder in Tyrol eingefallenen Baiern von Neuem. Nach dem Waffenstillstand von Znaim, Mitte Juli, zwischen Franzosen u. Österreichern, verließen Letztere Tyrol, u. die Häupter des Aufstandes verbargen sich vor dem in Tyrol einrückenden General Lefèbvre, H. in einer Höhle des Passeyrthales. Im August begann der Aufstand der Tyroler von Neuem, u. nach ihrem Siege am 13. August am Isel u. Lefèbvres Abzug aus dem Lande benahm sich H., gewöhnlich General Barbon genannt, völlig als Regent von Tyrol, stellte sich an die Spitze der Militär- u. Zivilverwaltung, entschied Processe, ließ Münzen schlagen etc. Als nach dem Wiener Frieden, 14. Octbr. 1809, der Kaiser selbst die Tyroler zur Unterwerfung aufforderte, u. Tyrol wieder von den Franzosen u. Baiern besetzt wurde, unterwarf sich H. denselben, aber von falschen Nachrichten über das Einrücken von Österreichern getäuscht, erhob er noch einmal die Fahne der Insurrection, mußte aber endlich der Übermacht unterliegen; s.u. Österreichischer Krieg von 1809. Als er die Unmöglichkeit sah, den Krieg fortzusetzen, entließ. er seine Leute u. flüchtete sich mit seinem Schreiber, dem Studenten Swenth, welchen er gewöhnlich Döninger nannte, in die Sennenhütte Kellerlahr auf dem Passeyr, obgleich er noch sehr gut nach Österreich entkommen konnte. Zwei Monate lang hielt er sich dort verborgen, bis der Priester Donay, sein ehemaliger Anhänger, den Franzosen den Namen desjenigen verrieth, welcher ihm Nahrungsmittel in sein Versteck brachte; dieser, Joseph Raffl, ein armer, in üblem Rufe stehender Mann in Passeyr, wurde durch Androhung des Todes gezwungen, ihnen H-s Schlupfwinkel zu verrathen. H. wurde mit seinem Schreiber u. seiner Familie 20. Jan. 1810 arretirt, nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt, u. obgleich die Majorität der Richter nicht für seinen Tod war, dennoch in Folge telegraphischen Befehls von Mailand aus den 20. Febr. 1810 erschossen, sein Vermögen aber confiscirt. Kaiser Franz I. entschädigte 1819 H-s Familie für den Verlust ihres Vermögens u. erhob sie 1818 unter dem Namen H. Edlevon Passeyr in den Adelstand. Hofern wurde aber an der Stelle der Sennenhütte, in welcher er verhaftet ward, ein Denkmal gesetzt u. sein Geburtshaus in ein Hospital für 16 alte Tyroler verwandelt u. von dem Kaiser ausgestattet, seine Gebeine aber 1823 von Mantua nach der Franciscanerkirche in Innsbruck gebracht, daselbst neben dem Monument des Kaisers Maximilian beigesetzt u. über seiner Gruft 1834 ein Denkmal errichtet. Vgl. Andr. H. u. die Tyroler Insurrection im Jahr 1809, Münch. 1811; Geschichte A. H-s, Lpz. 1817; Leben des Sandwirths H., ebd. 1839; H. Döring, Geschichte des Aufstandes in Tyrol unter A. H., Hamb. 1842; Rapp, Tyrol im Jahr 1809, Innsbr. 1852. H. hatte vier Töchter u. einen einzigen Sohn 2) Johannes, geb. 1794, welcher mit ihm auf der Kellerlahr gefangen war u. nachmals als Tabakhauptverleger in Wien lebte; zwei seiner Söhne u. Enkel des Sandwirths sind 3) Andreas, Lehnsträger des Sandhofs, u. 4) Karl, Salinenbeamter in Gmunden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 440.
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