Türckheim zu Altdorf

[940] Türckheim zu Altdorf (T. gen. von Baden), eine aus dem Elsaß stammende, später im vormaligen Reichsrittercanton Ortenau u. jetzt in Baden begüterte Familie, welche 1782 den Reichsfreiherrenstand erlangte u. sich mit Johann V. u. Bernhard Friedrich, Söhnen des 1793 verstorbenen Freiherrn Johann IV., in die beiden noch blühenden Linien theilte. I. Ältere, Badensche Linie, Stifter ist: 1) Freiherr Johannes, geb. 1746 in Strasburg; wurde 1789 zum französischen Deputirten gewählt u. zeichnete sich durch redlichen Eifer aus, wanderte aber zur Zeit des Terrorismus nach Baden aus, wo er bei Ettenheim das Gut Altdorf besaß, durch welches er Mitglied der Ortenauschen Ritterschaft war Er erschien als Abgeordneter mehrer sächsischer Fürsten auf dem fränkischen Kreistag zu Nürnberg, wurde darmstädtischer Gesandter in Regensburg, dann in Wien u. unterhandelte für die protestantischen Fürsten Süddeutschlands mit dem päpstlichen Hose das Concordat. Er st. 1824 zu Altdorf u. schr.: Darstellung der politischen Verhältnisse des Elsasses u. der Stadt Strasburg. 2) Freiherr Johannes, Sohn des Vor., geb. 17. Oct. 1778, wurde 1831 vom Großherzog von Baden zur Leitung des Ministeriums des Hauses u. der auswärtigen Angelegenheiten berufen, trat bereits 1835 zurück u. lebte, mit den Wissenschaften u. der Landwirthschaft beschäftigt, auf seiner Besitzung Altdorf; er st. am 30. Juli 1847 im Bad Pfeffers. Er schr. Betrachtungen auf dem Gebiete der Verfassungs- u. Staatenpolitik, Karlsr. 1842–45, 2 Bde. 3) Freiherr Ferd. August Joseph, Bruder des Vor., geb. 27. Nov. 1789, war großherzoglich hessischer Geheimer Rath u. Gesandter am baierischen u. nassauischen Hofe, st. 4. April 1848 in Darmstadt. Jetziger Chef ist: 4) Freiherr Haus, Sohn von T. 2), geb. 1814, ist badenscher Legationsrath in Karlsruhe. II. Jüngere Strasburger Linie, Stifter: 5) Freiherr Bernhard Friedrich, Bruder von T. 1), geb. 3. Nov. 1752 in Strasburg, Bankier daselbst; als Gemäßigter verdächtigt wanderte er aus u. sollte nach seiner Rückkehr in den Erhaltungssenat eintreten, zog es aber vor 1809 badenscher Finanzminister zu werden. Er kehrte aber bald baronisirt nach Frankreich zurück u. wurde 1815 in die Kammer gewählt, wo er mit der Minorität stimmte. 1819 u. 1824 wurde er wieder erwählt u. hielt sich zur Linken; 1826 ward er noch Präsident des Handelsgerichts u. Mitglied des protestantischen Consistoriums in Strasburg, so wie auch der Commission für den protestantischen Cultus im Ministerium des Innern; er st. 10. Juli 1831 als Präsident des evangelisch-lutherischen Consistoriums in Strasburg. Gegenwärtiger Chef ist: 6) Freiherr Adolf, Enkel des Vor. u. Sohn des 1850 verstorbenen Präsidenten des Consistoriums der Augsburger Confession zu Strasburg, Freiherrn Friedrich, geb. 1825.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 940.
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