Witt

[299] Witt, 1) Jakob de W., Bürgermeister in Dortrecht zu Anfang des 17. Jahrh., tadelte den Prinzen Wilhelm II. von Oranien wegen seiner Vorliebe für die Ausländer u. weil er den Frieden mit Spanien nicht abschloß, obgleich diese Macht die Republik anerkennen wollte, u. kam deshalb lange ins Gefängniß. 2) Cornelius de W., Sohn des Vor., geb. 1623 in Dortrecht, wurde 1650 Bürgermeister von Dortrecht u. Oberaufseher (Ruart) über die Dämme von Putten. In dem Kriege gegen den Bischof von Münster wurde W. Deputirter bei der Landarmee u. 1667 bei der Flotte, mit welcher er in der Themse einlief. Über seine weitern Schicksale s. Niederlande S. 904 ff. Als Antioranier wurde er eingekerkert u. auf Antrieb der Partei Oranien vom Pöbel mit seinem Bruder Jan, welcher bei ihm zum Besuch war, am 20. Aug. 1672 aus dem Gefängniß gerissen u. ermordet. 3) Jan de W., Bruder des Vor., geb. 1625 in Dortrecht, auch Antioranier u. Republikaner, trat in die Dienste seiner Vaterstadt, wurde Bürgermeister u. war unter den Deputirten, welche 1652 von den Staaten von Holland nach Seeland geschickt wurden, um diese Provinz von ihrem Vorhaben abzubringen den Prinzen Wilhelm III. von Oranien zum Generalcapitän zu erwählen. W. hintertrieb das Project u. setzte es durch, daß künftig gar kein Generalcapitän mehr ernannt wurde. 1653 wurde er Großpensionär von Holland; er neigte sich nachher auf Frankreichs Seite, reizte aber durch den Krieg gegen England den Unwillen des Volkes, weshalb er sich genöthigt sah dem Prinzen Wilhelm mehre Rechte einzuräumen u. 1667 mit England Frieden zu schließen. Als die Oranische Partei darauf drang den Prinzen in die volle Würde seiner Vorfahren einzusetzen, setzte W. es durch, daß derselbe nur Statthalter wurde. Da man seinen Intriguen gegen den Prinzen dessen Unglück im Kriege gegen Frankreich zuschrieb, wurde. er dem Volke noch verhaßter, u. obgleich er sein Amt niederlegte, wurde doch sein Leben bedroht u. er endlich 20. Aug. 1672 mit seinem Bruder Cornelius ermordet; s. Niederlande S. 904 ff. 4) Jakob de W., niederländischer Geschichtsmaler, geb. 1695 in Amsterdam, starb daselbst 1754. Er malte Basreliefs täuschend nach; sehr gesucht sind seine Zeichnungen aux trois crayons (schwarzer mit weißer u. rother Kreide). 5) Graf von W., aus den russischen Ostseeprovinzen, trat früh in die russische Cavallerie, machte die Feldzüge gegen die Türken u. Franzosen mit, war schon 1812 Generalmajor u. befehligte 1813 u. 1814 die ukrainische Kosackendivision, welche bei dem Corps von Langeron stand, u. zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten sehr aus. 1829 befehligte er die Reserven des Kriegsheeres gegen die Türken u. machte durch seine Ankunft an der Donau im Mai den Übergang über den Balkan möglich, commandirte dann in Südrußland das große Reservecavalleriecorps u. erhielt 1831 gegen die insurgirten Polen den Oberbefehl über die Reservecavallerie, leistete mit derselben bei Grochow am 25. Febr. Bedeutendes, wendete sich dann im März gegen Dwernicki, welcher die Weichsel aufwärts zog, übernahm im August die Avantgarde, überschritt die Weichsel bei Thorn u. nahm an der Schlacht von Warschau am 7. Septbr. Theil. Nach Unterdrückung der Polnischen Insurrection erhielt W. wieder den Oberbefehl über die Reservecavallerie in Südrußland. 1838 befehligte er das große Cavalleriemanöver bei Wosnosensk, bereiste 1839 Deutschland u. st. 1840 in der Krim. 6) Theodor de W., geb. in Niederwesel, Sohn des dortigen Organisten Johannes de W., entwickelte sehr frühzeitig bedeutende Anlagen zur Musik, ging in seinem 17. Jahre nach Berlin, wo er sich in der Musik weiter ausbildete u. selbst Unterricht darin gab. 1850 trat er, durch den König von Preußen unterstützt, eine Reise nach Italien an, beschäftigte sich in Rom mit dem Studium der Motetten Palestrinas, von denen er eine kritische Ausgabe beabsichtigte, u. starb den 1. Decbr. 1855. 7) Ferdinand Johann, s. Wit.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 299.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: