Ja

[970] 1. Da noch blos Ja, blos Nein im Brauche ging, stand's mit der Welt nicht so gering. Körte, 3104 u. 3880.


2. Der eine sagt Ja, der andere Nein.

Frz.: Hippocrate dit oui et Gallien dit non. (Leroux, II, 38.)


3. Ein hastig Ja macht gern ein Lügner.Petri, II, 196.


4. Ein Ja ist besser als zwei Nein.

Holl.: Beter enkel ja dan dubbel neen. (Harrebomée, I, 348b.)


5. Ja an dachin an gid dugh egh, hed as an Skeet. (Amrum.)

Ja und doch und gid (gid ist unübersetzbar) taugen nicht; hätte ist ein Schiss.


6. Ja gesagt zu rechter Zeit, ist gar gescheit.

Holl.: Het is eene kunst, in tijds ja te seggen. (Harrebomée, I, 348b.)


7. Ja ja, ja ja, segt Thomas, da lêwe noch. (Hildesheim.) – Hoefer, 1071.


8. Ja ja, seggt de Bûr, denn wêt he nich mehr. (Ostfries.) – Hauskalender.


9. Ja, ja, sied de Bûr, wan hä nix mä wëit. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 85; für Jever: Frommann, III, 39, 45.


10. Ja oder Nein, sagte der Pfaffe zur Braut, der Bräutigam hat nicht Zeit.

Holl.: Bij ja en bij neen, zei de factoor, kooplui zweren niet. (Harrebomée, I, 348b.)


11. Ja sagen zu rechter Zeit ist (auch) eine Kunst.


12. Ja, segt de Bûr, je höger de Âp stigt, desto mîer wist he den Niers.Hoefer, 196.


13. Ja und Nein ist ein langer Streit.Körte, 3102; Simrock, 5159; Braun, I, 1610.

Besonders zwischen zwei entgegenstehenden Principien und Systemen.

Frz.: De oui et non vient toute question. (Bohn I, 15.)

Holl.: Jae ende neen is een langhe strijt. (Tunn., 15, 3; Harrebomée, I, 348b.)

Lat.: Est longum bellum non non, est estque duellum. (Fallersleben, 427; Sutor, 45.)

14. Ja und Nein macht oft Pein.


15. Ja und Nein scheidet die Leute.Eiselein, 344; Simrock, 5160; Körte, 3102; Graf, 227, 8; Petri, II, 409; Braun, I, 1609.

Frz.: De oui et non vient toute question. (Kritzinger, 497b.)


16. Ja und Nein sind für ehrliche Leute nicht zu klein.

Holl.: Uw ja zij ja, uw neen zij neen, zoo acht en mint u iedereen. (Harrebomée, I, 348b.)


17. Ja und Nein sind kleine Wort und treiben grosse Dinge fort.

»Den kleinsten Worten ist im Leben die absoluteste Macht gegeben; das Wenn und Aber, das Ja und Nein werden immer Despoten sein.« (Schücking, Welt und Zeit, 17, 67.)

Frz.: De oy et non vient toute question. (Leroux, I, 212.)


18. Ja vnnd Nein ist eins so balt zu sagen als das ander.Lehmann, 649, 96.

»Aber mit Ja kan man sich bald verschnappen; dass Nein wollen hinauss führen, ist ein gewagtes stücklein.«

Dän.: Ja og ney ere snart sagde men have tit meget at betyde. (Prov. dan., 321.)

19. Je, je, seggt dei Bûr, dann wêt he nicks mîr. (Mecklenburg.) – Hoefer, 180; Raabe, 185; für Lippe: Firmenich, I, 270.

1) Mit kurzgesprochenem e.

Span.: Habló el buey y dijó mu. (Bohn I, 223.)


[971] 20. Je, je, sied de Bûr un krassed sick hinger den Oaren, wan de Bäckere1 op sind. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 256, 59.

1) Für Bäckede, Gebäck, ferner Kornvorrath. Gar mancher Bauer ruft: Je, je! wenn dieser erschöpft ist.


21. Jèu (ja), sach se, twäi wol se un drai brach se. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 51.


22. Jö, sei Jan, do fiel Trine op de Fott (Hintern). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 413.


23. Joa, sagte Henrik Halfmann, hä mainere (meinte) oawer nëi (nein). (Lüdenscheid.) – Frommann, III, 257, 62.


24. Mit Ja und Nein schliessen die Kaufleute grossen Handel.

Holl.: Ja en neen is kooplieden voer, koot en bikkel der kinderen. (Harrebomée, I, 348b.)


25. Na ja, ja, segt Vatter Rusch, harr nich dacht, dat ik 'n Nachtwandler wîer, dâr dröp sîn Frû 'n nachts bî de Diern. (Hamburg.) – Hoefer, 880.


26. Was vber ja vnd nein, das ist vom vbel. Petri, II, 611.


27. Wenn das ja vnnd aber zugleich vffziehen, so ist nicht vil dahinder.Lehmann, 930, 41.


28. Wenn Ja und Aber beisammen stehen, ist nicht viel dahinter zu sehen.Körte, 3100; Lohrengel, I, 768.


29. Wenn sie sagt Ja, neigt er den Kopf.Parömiakon, 1478.

Abraham a Sancta Clara von Ehemännern, die ihren Frauen allen Willen thun. Von einem solchen sagt er auch: »Er tanzt, wie sie pfeift. Er liest, wie sie buchstabirt. Er malt, wie sie weisst. Wenn sie trinken will, schenkt er ein; wenn sie den Kopf schüttelt, so sagt er nein.«


30. Wer bald Ja sagt, sagt auch bald Nein.


31. Wer gut Ja sagt, wird gut fett.


32. Wer heut sagt Ja vnd morgen Nein, der kompt mit Niemand vberein.Petri, II, 718.


33. Wer zu allem ja sagt, der hat das Pulver nicht erfunden.


34. Zwesch'r jâ oan nä schtît d'r Golja.Peter, I, 447.


35. Zwischen Ja und Neh is der Galgen. (Oberlausitz.)


36. Zwischen Ja und Nein eines Weibes lässt sich keine Nadelspitze stecken.Eiselein, 634.


*37. Ach ja, Herr Amtmann, ja.

Ist als Schlusswort einer Gellert'schen Fabel sprichwörtlich geworden, in der es auch seine Erklärung findet.


*38. Bei ihm ist alles Ja und Nein, Ja im Versprechen und Nein im Halten.Einfälle, 216.

Von unzuverlässigen Leuten.


*39. Bei Ja und Nein.Eiselein, 344.


*40. Das Ja von einem erpauken.Eiselein, 344.


*41. Dazu sag' ich weder Ja noch Nein.

Holl.: Ik wil er neen noch ja op zeggen. (Harrebomée, I, 348b.)


*42. Der kann nit Ja sagen.Tendlau, 352.

Vom Unentschiedenen oder dem, der sich stets eine Hinterthür offen hält.

*43. Entweder Ja oder Nein.

Wenn man auf einen kurzen, entschiedenen Entschluss dringt.

Frz.: Ou un beau oui, ou un beau non. (Kritzinger, 497b.)


*44. Er sagt immer Ja, dass ihm 's Maul nicht krumm wird.Simrock, 12342.


*45. Er sagt weder Ja noch Nein.

Es gibt eine ausweichende Antwort. Die Franzosen nennen eine solche zweideutige Antwort eine normandische, wie sie unter einer normandischen Aussöhnung eine geheuchelte verstehen. (Reinsberg V, 132.)


*46. Es ist Ja und Amen.Herberger, I, 2, 175; Eiselein, 343.


*47. Ja ja, nein nein.Eiselein, 344.


*48. Ja oder nein will ich.Eiselein, 344.


*49. Ja und Nein an Einem Spiesse braten.Parömiakon, 1657.

Er ist alle Augenblicke andern Sinnes. Was er heute verspricht, nimmt er morgen zurück, bald will er weiss, bald schwarz.

Dän.: Som siunger ja og amen til alting. (Prov. dan., 269.)

Frz.: Il a son dit et son dédit.


[972] *50. Ja und Nein sind lang, wenn er sie ausspricht.

Boileau sagte von einem faulen Menschen: »Diese beiden einsilbigen Wörter werden in seinem Munde zu Perioden.« (Einfälle, 59.)


*51. Ja vnd Amen dazu sagen.Luther's Werke, VII, 111a.


*52. Mein Ja ist so gut wie sein Nein.

Holl.: Mijn ja is zoo goed als zijn neen. (Harrebomée, I, 348b.)


*53. O jo, sed Baum. (Meurs.) – Firmenich, I, 425, 322.

Um zu sagen: Es geht so nicht.


*54. Wenn er Ja sagt, spricht sie nein, will er aus, so will sie ein; will er Bier, so will sie Wein; will er dies, so will sie das; singt er Alt, so brummt sie den Bass; greift er zum Prügel, so nimmt sie die Schlüssel; wirft er die Tiegel, so wirft sie die Schüssel.Simrock, 5161; Parömiakon, 2581.

Von Eheleuten ganz entgegengesetzter Denkungsart, die stets miteinander im Kampfe sind. Es ist dies auch in folgender Weise ausgeführt: Sagt er ja, so sagt sie nein; trinkt er Bier, so trinkt sie Wein; will er sauer, will sie süss; will er Mehl, so will sie Gries; schreit er hu, so schreit sie ha; ist er dort, so ist sie da; will er essen, will sie fasten; will er gehen, will sie rasten; sagt er Spatzen, ruft sie Finken; will er Wurst, so will sie Schinken; will er Suppe, will sie Brocken; will er Strümpfe, will sie Socken; will er dies, so will sie das; singt er Alt, so brummt sie Bass; steht er auf, setzt sie sich nieder; schlägt er gar, so schlägt sie wieder. Will er tritt, so will sie trott. 'S ist ein Leben, erbarm dich Gott. (Eiselein, 344.)

Jüd.-deutsch: Wenn er sagt jo, sagt sie loo. (Tendlau, 600.)


[Zusätze und Ergänzungen]

55. Dein Ja sei stets bedächtig, dein Nein ein Nein gerechtig, sei deines Worts gedächtig, von Mund und Grund einträchtig.Hertz, 64.


56. Ich will einst bei Ja und Nein guter Bückeburger sein.


*57. Ja sagen und nein meinen.

Lat.: Nolens volens. (Binder II, 2119.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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