Anton

Anton

[93] Anton (Clemens Theodor), regierender König von Sachsen, geb. am 27. Dec. 1755, war der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen, machte frühzeitig die Musik und Genealogie zu seinen Lieblingsstudien und ward ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt.

Achtzehn Jahr alt, vermählte er sich, 1781, mit der Prinzessin Maria von Sardinien, und als diese schon nach einem Jahre ihm der Tod entrissen, 1786 mit Maria Theresia, geb. 1767, der ältesten Tochter Kaiser Leopold II. Mit ihr zeugte er vier Kinder, die aber alle in früher Jugend wieder starben. Während der Regierung seines Bruders Friedrich August lebte er ziemlich still und eingezogen, indem derselbe den Gliedern seines Hauses durchaus keinen Einfluß auf die öffentlichen Geschäfte gestattete, sie in strenger Abhängigkeit von sich und unter steifer Etikette gefangen hielt. Das Volk wußte daher im Allgemeinen von A. nichts, als daß er ein frommer, christlich duldsamer Fürst sei, daß er in glücklicher Ehe lebe, seine Muße wohl anwende und sich namentlich mit Compositionen, die von Zeit zu Zeit im Kreise der kön. Familie aufgeführt wurden, beschäftige. Nur die nähern Ortschaften um Dresden, welche A. auf seinen regelmäßigen Spaziergängen besuchte, hatten Gelegenheit, an ihm eine ungemeine Leutseligkeit und eine biedere Bürgerlichkeit zu bewundern. Im hohen Alter ward er durch den Tod seines Bruders am 5. Mai 1827 auf den Thron gerufen. Gleich bei seinem Regierungsantritte erklärte er, daß er ganz im Geiste des Verstorbenen die Regierung fortführen werde und daß er sich hierbei auf die Treue seiner Minister verlasse. Bei der Huldigung, die er hergebrachter Weise nebst seiner Gemahlin in jedem der Kreise des Königreichs persönlich annahm, fand er große Theilnahme und offenes Entgegenkommen; groß war insbesondere die Trauer, als während der Huldigung in Leipzig seine Gemahlin daselbst am 7. Nov. 1827 verstarb. Die Besorgnisse der Protestanten, die früher den Einfluß katholischer Umtriebe gefürchtet hatten, wurden unter seiner Regierung bald beschwichtigt und in mehren einzelnen Dingen zeigte sich ein Streben der Regierung, zum Besten des Volkes nach Kräften zu wirken. Allein andere billige Wünsche des Volkes scheinen ihm absichtlich verheimlicht worden zu sein, wie dies sein Benehmen in Folge der stürmischen Ereignisse im Sept. 1830 bewies. Kaum hatte er damals die Wünsche des Volkes vernommen, als er das zeither beobachtete Regierungssystem aufgab, den Minister von Einsiedel zur Niederlegung seiner Stelle veranlaßte, seinen Neffen, Friedrich August, nachdem sein Bruder Maximilian auf die Thronfolge verzichtet, am 13. Sept. 1830 zum Mitregenten annahm und eine freisinnige Verfassung verhieß, die er am 4. Sept. 1831 mit den Worten den alten Ständen übergab: »Ich verspreche mit meinem Fürstenworte, sie stets zu schützen und zu bewahren; möge sie meinem Volke zum Heil und Segen bleiben«. Durch seine wahrhaft landesväterlichen Gesinnungen, durch viele wohlthätige Einrichtungen und durch die Aufrichtigkeit und Biederkeit seiner Handlungsweise hat er sich seitdem die Liebe seines Volkes in hohem Grade erworben und wird einst in der Geschichte rühmlichst als Sachsens erster constitutionneller König genannt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 93.
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