Gold

[237] Gold (das) wird der König oder die Sonne der Metalle genannt, weil es sich durch sein herrliches Ansehen, seine Unveränderlichkeit, seine Schwere und seine Kostbarkeit als das edelste Metall auszeichnet. Man findet dasselbe fast nur gediegen und zuweilen andern Metallen, als Kupfer, Blei und Silber beigemischt. Es ist von hochgelber Farbe und starkem Metallglanz, weicher als Silber, wenig elastisch und klingend, und ist unter allen Metallen das dehnbarste, indem es sich sowol zu den dünnsten, grünlich durchscheinenden Blättchen schlagen, als in die feinsten Drähte ausziehen läßt. Die Vergolder wenden Goldblättchen an, welche eine Dicke von nur 1/2000 Linie haben, und ein Gran Gold gibt eine Platte von 75 ! Zoll und einen Draht von 500 F. Am weitesten wird die Ausdehnung des Goldes bei den lyoner Treffen getrieben. Man hat berechnet, daß hier das Gold zu einer Dünne von 1/345840, ja bis 1/500000 pariser Linien gebracht wird. Das Gold ist beinahe 191/2 mal so schwer als Wasser, schmilzt nur erst in der Weißglühhitze und nimmt dann eine meergrüne Farbe an. Nur in der stärksten Hitze, die wir hervorzubringen vermögen, nämlich im Brennpunkte der Brenngläser und Brennspiegel (s. Brennglas), vor dem Sauerstoffgebläse (s. Gebläse) und im Feuer der stärksten Volta'schen Batterien (s. Galvanismus) verbrennt das Gold zum Theil zu purpurrothem Kalk und verflüchtigt sich. Das Gold wird durch keine Säure angegriffen. Nur das Königswasser, welches von dieser Eigenschaft den Namen hat und aus einem Theil mäßig verdünnter Salpetersäure mit zwei bis drei Theilen Salzsäure besteht, löst das Gold vollkommen auf, und an der Vollständigkeit dieser Auflösung erkennt man die Reinheit des Goldes. An der Luft und selbst im reinen Sauerstoffgas bleibt das Gold bei jeder Temperatur unverändert, auch in der Feuchtigkeit verliert es seinen Glanz nicht. Durch besondere chemische Processe lassen sich jedoch mehre Verbindungen des Goldes mit Sauerstoff (Oxydationsstufen) herstellen. Bringt man Goldoxyd mit Kieselglas in glühenden Fluß, so verbindet sich ein kleiner Theil des Goldes mit dem Glase und ertheilt demselben eine rubinrothe Farbe. – Man findet das Gold in Gängen und eingesprengt in ältern und jüngern Gebirgsarten, in Flüssen und im aufgeschwemmten Lande. Zuweilen ist es baum-, netz-, moos- oder drahtförmig, oft in so kleinen Theilchen, daß man es nur durch künstliche Behandlung auffindet, namentlich durch die sogenannten Wäschen. Gewöhnlich werden die Golderze erst gepocht und oberflächlich gereinigt, dann mit Quecksilber angerieben, wobei sich Gold und Quecksilber verbinden. Hierauf wird das Quecksilber in der Hitze verdampft und das zurückbleibende Gold zusammengeschmolzen. Bei dem Goldwaschen schwemmt man den nicht goldhaltigen Sand von dem schwarzen goldhaltigen ab, aus welchem letztern dann mit Quecksilber das Gold gewonnen wird; solche Anstalten werden auch Goldseifenwerke genannt. – Das Gold war schon in den ältesten Zeiten bekannt und schon zu Solon's Zeit prägte man Goldmünzen. Vergebens haben sich die Alchymisten bemüht, Gold künstlich zu bereiten. (S. Alchemie.) Man benutzt das Gold theils zu Münzen, theils zu Schmucksachen, theils zum Vergolden. Aus Gold und Zinn gewinnt man eine schöne purpurrothe Farbe zur Porzellanmalerei, Goldpurpur, Cassius'sches Goldpulver oder mineralischer Purpur genannt. Auch in der Arzneikunde wird das Gold angewendet, besonders geschah dies früher, wo man in dem Golde alle Vollkommenheiten eines Naturkörpers vereinigt glaubte und daher aus demselben eine Universalmedicin oder ein Lebenserhaltungsmittel herstellen zu können glaubte. Man unterscheidet im Handel blasses, hochgelbes und ganz reines, sogenanntes Jungferngold. Das meiste Gold wird in Südamerika und in Afrika gewonnen. In Europa sind die ergiebigsten Gruben in Siebenbürgen und Ungarn. Auch am Ural hat man viel Gold gefunden. Man rechnet, daß auf der ganzen Erde jährlich ungefähr 150,000 Mark Gold gewonnen. werden. Da das ganz reine Gold allzu weich ist und sich daher leicht abnutzen würde, so verarbeitet man nur solches Gold, dem ein Antheil Silber oder Kupfer zugesetzt ist, oder, wie man es nennt, legirtes Gold. Die Legirung des Goldes mit Silber heißt weiße, die mit Kupfer rothe und die mit beiden Metallen gemischte Karatirung, und das Verhältniß der Legirung wird nach Karat oder Grän angegeben. (S. Gewicht.) Hiernach heißt z.B. 12karätiges Gold solches, welches auf 24 Karat 12 Karat Gold, also 1/2Gold enthält, indem man den Werth des zur Legirung angewendeten Metalles nicht in Anschlag bringt. Das gewöhnlichste, aber nur bei vieler Übung sichere Mittel, den Werth eines dargebotenen Stücks Gold zu entdecken, ist der Probirstein. Man hat nämlich verschiedene Probirnadeln von bekannter Zusammensetzung und durch Vergleichung des Striches, welchen auf dem Probirstein ein Stück Gold gibt, mit dem Strich der Probirnadeln bestimmt man die Karatirung. Zu genauern Untersuchungen werden weit schwierigere, aber auch sichrere Verfahrungsarten angewendet. – Die Bereitung des dünnen Blattgoldes (sowie des Blattsilbers) geschieht durch den Goldschläger. Das Gold wird erst in seinen Draht ausgezogen, dann in kleine Stücke zerschnitten und nun mit einem schweren flachen Hammer auf einer Marmorplatte, erst zwischen Pergamentblättern[237] dann zwischen den sogenannten Goldschläger häutchen in immer dünnere Blättchen ausgeschlagen. Die Goldschlägerhäutchen sind die getrockneten obersten Häutchen der Rindsdärme. – Die Goldarbeiter stellen aus Gold, Silber und Edelsteinen kunstreich gearbeitete Schmucksachen aller Art her.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 237-238.
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