Vulkane

Vulkane

[629] Vulkane, Feuerberge, feuerspeiende Berge, werden nach dem Gott des Feuers der Alten, dem Vulcan (s.d.), solche Berge oder auch nur Öffnungen in der Erdoberfläche genannt, welche Rauch, Dämpfe, Flammen, Sand, Steine, glühende und geschmolzene Stoffe oder Lava, Asche, Schlamm und Wasser auswerfen oder ausströmen lassen.

Die meisten Feuerberge haben eine kegel- oder glockenförmige Gestalt, liegen in geringer Entfernung vom Meere oder von großen Seen, und ihr Gipfel bildet eine trichterförmige Einsenkung, der mit einem ursprünglich griech., ein großes Trinkgefäß bezeichnenden Worte, der Krater genannt wird. Thätig wird ein Vulkan genannt, wenn er von Zeit zu Zeit raucht und Ausbrüche oder Eruptionen bewirkt, d.h. Steine, Lava, Asche u. dergl. auswirft; geschieht das mit so furchtbarer Heftigkeit, daß die ganze Umgegend, ja ganze Länder von damit verbundenen Erschütterungen des Bodens berührt werden, so sind die Ausbrüche von Erdbeben (s.d.) begleitet. Erloschen oder ausgebrannt heißt ein Vulkan, wenn er seit so langer Zeit ohne Ausbruch gewesen ist, daß keiner mehr zu befürchten scheint und vielleicht auch sein Krater völlig geschlossen ist. Die zu vulkanischen Ausbrüchen nothwendigen Stoffe scheinen bei ihm erschöpft oder die dazu führenden unterirdischen Kanäle verstopft worden zu sein. Dergleichen erloschene Feuerberge sind in mehren Gegenden von Europa, z.B. in den Rheingegenden (s. Eifel), in Italien, in Frankreich, wo in Auvergne, Vivarais und den Cevennen über 100 gezählt werden; auch in Asien mangeln sie nicht und einer der berühmtesten war zeither der Ararat (s.d.), der aber 1840 bei Gelegenheit eines großen Erdbebens wieder verheerend aufgetreten ist, indem der obere Theil desselben zusammenstürzte und große Wassermassen aus dem Berge hervorbrachen. Überhaupt unterliegen Höhe und Gestalt der Gipfel thätiger Vulkane bei den heftigen Ausbrüchen derselben oder sonst häufige Veränderungen. So pflegen die ausgeworfenen Steine und Schlacken um die Öffnungen des Vulkans sich zu einem fortwährend wachsenden Rande anzuhäufen, bis einmal die Last desselben den Widerstand der Decke des hohlen Berges überwiegt und ganz oder theilweise mit dieser einstürzt. Ebenso entstehen zuweilen neue Öffnungen, um welche dann auch neue Anhäufungen stattfinden und den Gipfel des Berges verändern. Als allgemeine Ursachen vulkanischer Ausbrüche werden im Innern der Erde brennende oder im Zustande der Schmelzung befindliche Stoffe, Entwickelung ungeheurer Mengen von brennbaren u.a. Luftarten (Gasen), zum Theil unter Mitwirkung des Wassers angenommen, das zuweilen in außerordentlicher Menge und mit Fischen stark vermengt (von amerik. Vulkanen) ausgeworfen wird. Salmiak und Schwefel pflegen in der Nähe der Feuerberge ebenfalls immer sehr häufig zu sein. Vorzeichen von Ausbrüchen sind zunehmendes Rauchen eines Vulkans, dem sich donnerähnliches Getöse und leuchtende Erscheinungen zugesellen. Unter heftigen Erschütterungen des Berges entladet er sich dann durch den Krater, auch wol durch Spalten an seinem Abhange der im Innern angehäuften Stoffe. Steine und Asche werden dabei mitunter meilenweit geschleudert und vom Winde fortgeführt und wie ein glühender Strom ergießt sich die Lava, welche mit dem Bimsstein (s.d.) zu den wesentlichsten vulkanischen Producten gehört. Die Geschwindigkeit, mit der sie sich fortbewegt, ist sehr verschieden, bei ihrer dicken, breiartigen Beschaffenheit [629] aber nie so groß, daß Menschen ihr nicht leicht aus dem Wege gehen könnten. Darum fließt ein Lavastrom doch mitunter mehre Stunden weit, ist Stunden breit und bis 50 F. tief, vernichtet unterwegs Alles, was er berührt und überfluthet Mauern und Dämme. Die Oberfläche bildet eine schlackige Decke, unter welcher die flüssige Masse sich fortwälzt, und Monate dauert es zuweilen, bevor die Lava völlig erkaltet und verhärtet. Der davon bedeckte Boden ist meist auf Jahrhunderte für den Anbau verloren. Einen Hauptbestandtheil derselben machen allerhand verglaste Stoffe aus, denen sich aber unterwegs mitfortgerissene Substanzen aller Art zugesellen. Von dem mehr und weniger vollkommenen Flusse, in welchem die Lava ausströmt, und von der Verschiedenheit der Bestandtheile hängt Dichtigkeit und Farbe derselben ab, die meist schwärzlich oder grünlich ist. Die am meisten verglasten, festen und dichten Laven werden zu Tabacksdosen u.a. kleinen Geräthen, auch zu Schmucksachen verarbeitet. Die gemeine Lava von unvollkommener Verglasung, dichtem und körnigem Bruche wird zu Straßenpflaster, zu Mauersteinen u. dergl. verwendet. Eine andere Art ist die poröse oder löcherige Lava, zu der auch der rheinische Mühlstein gehört, welcher bei Niedermendig und bei Kell im Kreise Mayen des preuß. Regierungsbezirks Koblenz gebrochen und auf dem Rheine weit und breit versendet wird. Diese Lava hat noch mehr kleine, aber längliche Löcher als ein aus wohlgeknetetem Teige gebackenes Brot, was ihre Brauchbarkeit zu Mühlsteinen sehr erhöht, weil sie trotz der Abnutzung immer rauh bleibt.

Die jetzt bekannten thätigen Vulkane waren dies keineswegs alle seit undenklicher Zeit, sondern von mehren kennt man den Zeitpunkt ihres ersten Ausbruches, wie z.B. vom Vesuv (s.d.). Sie erheben sich zum Theil vereinzelt, ziehen sich aber reihenartig hin, wie in den Cordilleras de los Andes (s.d.), und manche liegen selbst unter dem Meere. Den Ausbrüchen der letztern geht eine heftige Bewegung, ein Kochen der Wassermasse über ihnen voraus; Dämpfe und Gase dringen hervor, Feuer und Steinmassen werden emporgehoben und zuweilen steigt der Gipfel des Vulkans selbst während des Ausbruchs über das Wasser und bildet eine neue Insel, wie das 1783 in der Nähe von Island, 1811 bei der Insel St.-Michael, einer der Azoren, 1831 an der Küste von Sicilien beobachtet wurde, wo die Insel Ferdinandea entstand, aber 1832 wieder unterging. Fast alle Vulkane toben nur mit kürzern oder längern Unterbrechungen und in Europa macht blos der auf der Insel Stromboli bei Sicilien eine Ausnahme, welcher beständig Dampf und Feuer auswirft. Die Zahl der auf der Erde bekannten thätigen Vulkane beläuft sich auf 200, wovon mehr als die Hälfte auf Inseln liegen. Europa gehören davon blos 15 an, von welchen der von Stromboli, der Vesuv und Ätna im S., der Hekla und Krabla auf Island, die mitten aus dem Schnee emporsteigen, die merkwürdigsten sind. In Asien werden einige 60, in Afrika nur 10, in Australien 6, in Amerika aber mehr als 90 gezählt, unter welchen viele von ungeheuerm Umfange sind und sich über die Grenze des ewigen Schnees erheben. Dieser schmilzt zuweilen durch das unterirdische Feuer plötzlich und in großer Menge auf ihren Gipfeln und richtet als Wasserflut Verheerungen an. Daß unterirdische Verbindungen zwischen den Herden vieler Vulkane bestehen, scheint aus Erscheinungen hervorzugehen, die bei verschiedenen Hauptausbrüchen beobachtet worden sind. Mehrmals haben die Vulkane auf Island und Kamtschatka, ebenso der Ätna und die Vulkane der liparischen Inseln gleichzeitig ungewöhnlich getobt. Mit diesen eigentlichen [630] vulkanischen Erscheinungen haben die sogenannten Schlammvulkane, welche blos durch leichte Luftarten emporgehobenen Schlamm und Salzwasser auswerfen, deshalb auch Salses genannt werden, und die eigentlichen Gasvulkane wenig gemein. Zu den erstern gehören auch die nebenstehend abgebildeten Volcanitos bei Turbaco in der Republik Granada, die in 20 kleinen, aus einem Moraste emporragenden Hügeln bestehen, welche mit Wasser angefüllte Krater haben, aus welchen von Zeit zu Zeit heftige Gasausströmungen und Auswürfe schlammigen Wassers stattfinden. Die Gasvulkane werden auf vulkanischem Boden in Asien am kaspischen Meere und in China und Amerika angetroffen und sind meist vom Vorhandensein von Erdöl bedingt. Das von ihnen ausströmende, in Röhren geleitete Gas lodert, wenn es entzündet wird, in 28–30 F. hohe Flammen auf. Endlich verdienen unter den vulkanischen Erscheinungen insbesondere noch die heißen Quellen Erwähnung, unter welchen der Geyser auf Island die großartigste und merkwürdigste ist, welche man kennt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 629-631.
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