Wilhelm [5]

[733] Wilhelm (Ludw. Aug.), Markgraf von Baden, General der Infanterie und Commandeur des großherzogl. Truppencorps und Präsident der ersten Kammer der bad. Stände, geb. 1792, Bruder des Großherzogs Leopold von Baden und zweiter Sohn des Großherzogs Karl Friedrich (gest. 1811) aus seiner noch als Markgraf eingegangenen zweiten Ehe mit dem zur Gräfin von Hochberg ernannten Fräulein Geyer von Geyersberg, daher er mit allen Kindern aus dieser Ehe bis 1817 (s. Baden, Großherzogthum) den Titel eines Grafen von Hochberg führte. W. trat sehr jung in bad. Kriegsdienste, machte den Feldzug von 1809 gegen Östreich im Generalstabe des franz. Marschalls Masséna mit, wurde Generalmajor und befehligte 1812 die mit dem neunten Corps unter dem Herzoge von Belluno am russ. Feldzuge theilnehmenden bad. Truppen. Nur ein Bataillon und zwei Geschütze folgten anfangs der franz. Armee nach Rußland und erst während des Rückzugs von Moskau rückten die in Danzig zurückgebliebenen übrigen Badener nach, befanden [733] sich dann bei der Nachhut des neunten Corps und W. zeichnete sich mit ihnen besonders beim Übergange über die Beresina und mehren spätern Gefechten aus, erreichte aber nur mit einigen Offizieren und etwa 60 Unteroffizieren und Soldaten Wilna. Zum Generallieutenant befördert, befehligte er auch 1813 das bad. Contingent, commandirte während der Schlacht vom 14.–19. Oct. in Leipzig und schloß mit den Verbündeten eine Capitulation, nach der seine Truppen die Waffen ablegten. Erst später konnte er sich den Verbündeten anschließen, befehligte 1814 die Blockaden von Strasburg, London, Pfalzburg, Bitsch, Lichtenberg, Lützelstein, vertrat Baden auf dem wiener Congresse und befehligte 1815 vor Schlettstadt, Neubreisach und unter dem Erzherzoge Johann vor Hüningen. In Angelegenheiten des bad. Hauses war er später zwei Mal in Petersburg, vermählte sich 1830 mit Elisabeth, Tochter des 1817 verstorbenen Herzogs Ludwig von Würtemberg, einer Schwester der Königin von Würtemberg und Herzogin von Sachsen-Altenburg und widmete seine Thätigkeit seiner Stellung als Kammerpräsident, dem landwirthschaftlichen Vereine, dessen Vorstand er ist, seiner Familie und wissenschaftlichen Bestrebungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 733-734.
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