Benedict [2]

[479] Benedict, Name von 14 Päpsten. B. I., Bonosus der Griechen, folgte Johannes III. 574 und st. 578 vor Trauer ob den Verheerungen Italiens durch die Longobarden; sonst wenig bekannt; sein Brief an den span. Bischof David ist nicht authentisch. – B. II. (684–85) fromm, gelehrt, stand bei dem byzantin. Kaiser Constantin V., Pogonatus, in solcher Gunst, daß ihn dieser zum Adoptivvater seiner Söhne machte. B. brachte die span. Bischöfe zur Anerkennung der 6. öcumen. Synode; der Kaiser erlaubte, daß jeder neu gewählte Papst ordinirt werden könne, ohne die kaiserl. Bestätigung abzuwarten. – B. III. wurde nach Leos IV. Tod schnell und einmüthig zum Papste erwählt 855; die Partei des Anastasius, die ihn aus dem Lateran trieb und einkerkerte, unterwarf sich, weil sie beim Klerus und Volk keinen Halt hatte; er regierte gut, that vieles für Verschönerung kirchlicher Gebäude und st. 858. Zwischen Leo IV. und B. III. setzt die Fabel die sog. Päpstin Johanna, deren Existenz und Regierung (s. d. Art.) selbst von der prot. Kritik widerlegt ist. B. IV. (900–903) der Ludwig III., Berengars unglücklichen Gegner 901 zum Kaiser krönte, war einer der bessern Päpste im traurigen 10. Jahrh. – B. V., mit dem Beinamen Grammatikus, folgte 964 durch einmüthige Wahl der Römer dem lasterhaften Johann XII Kaiser Otto I. hatte jedoch bereits 963 Leo VIII., einen Laien, wählen lassen, belagerte und bezwang Rom. B. V. mußte in seine Absetzung einwilligen und st. 965 zu Hamburg. – B. VI. wurde gegen Ende d. J. 972 Papst, vom Consul Crescentius, dem rebellischen mit Cardinal Franco verbundenen Sohne der berüchtigten Theodora, gefangen genommen und st. in der Engelsburg durch Hunger oder Erdrosselung. – B. VII., dessen 6 gleichnamige Vorgänger lauter Römer gewesen, eröffnet die Reihe der Päpste aus dem Hause der Grafen von Tusculum. Es ist ungewiß, ob B. VII. nicht B. VI. unmittelbarer Nachfolger gewesen, doch gewiß, daß er ziemlich lange und rühmlich regierte und 975 auf der Synode zu Rom B.s VI. flüchtigen Gegenpapst, den Cardinal Franco (Bonifaz VII.) excommunicirte. Willig gegen Klöster, besorgt für die Rechte der Bischöfe und ihrer Kirchen st. er 983, nachdem er noch eine Synode gegen Simonie gehalten. – B. VIII. (1012–1024) kräftig und selbstständig, entriß den Sarazenen Sardinien, den Griechen Apulien, erließ Decrete wegen der Enthaltsamkeit der Kleriker, machte 2 Reisen nach Deutschland und erlangte ein Decret von Kaiser Heinrich II., welches die Papstwahl mit dem Vorbehalt frei gab, daß die Consecration der Päpste in Anwesenheit kaiserl. Gesandten geschehe. – B. IX., der 7. Papst aus der tusculan. Familie wurde 1033 erst 18jährig durch Simonie erhoben; lebte lasterhaft; von Gegenpäpsten wiederholt abgesetzt, verzichtete er erst seit 1048 aufrichtig und st. 1056 in einem Kloster bei Frascati. – B. X., den Damiani als sehr unwissend schilderte wurde 1058 in Abwesenheit des Archidiacons Hildebrand durch Gewalt und Ränke der tusculan. Partei Papst. Doch Hildebrand kam mit Herzog Gottfried, dem Gemahl der Gräfin Mathilde, B. wurde von Nikolaus II. abgesetzt und excommunicirt und st. 1059. – B. XI. (1303–1904); geb. zu Treviso von armen Eltern, Dominikaner, General seines Ordens, stand er Bonifaz VIII. zu Agnani getreu zur Seite und wurde im ersten Scrutinium durch einstimmige Wahl Nachfolger desselben und gab gegen Philipp den Schönen von Frankreich nach. Auch Streitigkeiten in Florenz; sowie zwischen Kaiser Albrecht und dem Erzbischof von Mainz suchte B. beizulegen; er steht seit 1733 in der [479] Zahl der Seligen und hat auch theolog. Schriften hinterlassen. – B. XII., Franzose von geringer Abkunft, ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit und bischöfl. Thätigkeit, 1327 Cardinal und 1334 Papst, der 3. derer, welche ihren Sitz zu Avignon hatten. Er gelobte öffentlich Rückkehr in den Kirchenstaat und schickte bald nach seiner Wahl Gesandte, um sich mit Ludwig dem Bayer auszusöhnen. Doch B.s redlicher Wille blieb vom französ. Einfluß überwältigt und zwang ihn auch, spätere Versöhnungsversuche des Kaisers zurückzuweisen; trotz der Bitterkeit des Schriftenwechsels und der Erklärung des Kurvereins zu Rense, daß die Königswahl keiner päpstlichen Bestätigung bedürfe, erneuerte er nie die Anatheme Johannes XXII. gegen Ludwig den Bayer. B. schaffte kirchliche Mißbräuche ab, entschied die Frage über den Zustand der Seligen vor dem jüngsten Gericht und st. 1342. – B. XIII., ein Orsini, Erzbischof von Benevent, bestieg den päpstlichen Stuhl 1724; er eiferte für die Kirchenzucht und gegen den Prunk des höhern Clerus; Stiftung der congregatio seminariorum; brachte den Erzbischof von Paris zur Anerkennung der Bulle Unigenitus, ordnete nachgiebig die Privilegiumsangelegenheit der sicilischen Monarchie und schlichtete Streitigkeiten mit Sardinien. Dennoch bereitete ihm Johann V. von Portugal Verdrießlichkeiten und mehrere Höfe waren unzufrieden ob dem Officium des längst ins Martyrologium aufgenommenen Gregor VII., weil in der Lection die Excommunication und Absetzung Heinrichs IV. vorkam. Nikolaus Coscia, der scheinheilige und habsüchtige Günstling B.s, brachte dem Ansehen des Papstes und noch mehr der apostol. Kammer großen Schaden. B. st. 1730. – B. XIV., Prosper Lorenz Lambertini, 1728 Cardinal, 1731 Erzbischof seiner Vaterstadt Bologna, wo er außer den »institutiones ecclesiasticae« sein als klassisch geltendes Werk über die Selig- und Heiligsprechung der Diener Gottes schrieb. Eine Schrift über Diöcesansynoden gab er erst heraus, nachdem er 1740 Nachfolger Clemens XII. geworden. Frömmigkeit, Mäßigung und Duldsamkeit erwarben ihm die Achtung kath. und prot. Fürsten. Obwohl das Stillleben des Gelehrten allem vorziehend zeigte er sich als sehr thätigen Papst und Regenten. Verminderung der übergroßen Zahl der Festtage, Eifer gegen das Duell, Verdammungsbreve des Freimaurerbundes (v. 18. März 1751), Anordnung einer Congregation, die den Lebenswandel der Bisthumscandidaten prüfte, Errichtung neuer Bisthümer in Amerika und Europa (darunter Fulda). Den Jesuiten untersagte er die Handelschaft, gewährte dem König von Portugal große Vergünstigungen, wie denen von Spanien und beider Sicilien und schlichtete die Streitigkeiten mit Sardinien, zwischen Venedig und Oesterreich, desgleichen die wegen der Bulle Unigenitus in Frankreich entstandenen. 1742 veranlaßte die Bulle »Ex quo singularis« langjährige Christenverfolgung in China. B. starb 1758. Seine Werke gab der Jesuit de Azevedo heraus (Rom 1747–1751 in 12 Quartb.; vollständiger: Venedig 1767 in 15 Foliob.).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 479-480.
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