Beckmann

[539] Beckmann, 1) Johann Gottlieb, Forstmann, geb. gegen 1700, gest. 1777 als Forstinspektor in Wolkenburg, war von Bedeutung für die Ausbildung der Waldbaulehre und der Forstabschätzung. Er schrieb: »Gegründete Versuche und Erfahrungen von der zu unsern Zeiten höchst nötigen Holzsaat« (Chemn. 1756, 5. Aufl. 1768); »Anweisung zu einer pfleglichen Forstwirtschaft« (das. 1759, 3. Aufl. 1784), enthält ein neues Verfahren der Waldertragsregelung, das er zuerst auf Majsen- und Zuwachsberechnungen zu stützen versuchte; »Beiträge zur Verbesserung der Forstwissenschaft« (2. Aufl., das. 1769; eine neue Auflage aller drei Werke, z. T. mit Anmerkungen von Laurop, 1785–87); »Forstkalender« 1764–68.

2) Johann, Landwirt und Technolog, geb. 4. Juni 1739 in Hoya, gest. 3. Febr. 1811 in Göttingen, studierte seit 1759 in Göttingen, wurde 1763 Professor am Gymnasium in St. Petersburg, studierte 1765 den Bergbau in Schweden und wurde 1766 Professor der Philosophie, 1770 auch der Ökonomie in Göttingen. B. war der Begründer der Technologie; er machte zuerst den Versuch, die Beschreibung einer Anzahl von Gewerben in gedrängter Kürze zu einem Lehrbuch zu vereinigen, und führte auch den Namen Technologie ein. Er schrieb: »Über Einrichtung der ökonomischen Vorlesungen« (Götting. 1767); »Beiträge zur Geschichte der Erfindungen« (Leipz. u. Götting. 1780–1805, 5 Bde.); »Entwurf einer allgemeinen Technologie« (das. 1806); »Anleitung zur Technologie« (Götting. 1776, 5. Aufl. 1869); »Anleitung zur Handelswissenschaft« (das. 1789); »Vorbereitung zur Warenkunde« (das. 1795–1800, 2 Bde.); »Physikalisch-ökonomische Bibliothek« (das. 1770–1807, 23 Bde.); »Grundsätze der deutschen Landwirtschaft« (6. Aufl., das. 1806); »Beiträge zur Ökonomie, Technologie, Polizei- und Kameralwissenschaft« (das. 1777–91, 12 Bde.); »Anweisung, die Rechnungen kleiner Haushaltungen zu führen« (2. Aufl., das. 1802). Vgl. Exner, Johann B., der Begründer der technologischen Wissenschaften (Wien 1878).

3) Friedrich, Komiker, geb. 13. Jan. 1803 in Breslau, gest. 7. Sept. 1866 in Wien, machte schon als Knabe theatralische Versuche und zeigte ein ausgezeichnetes Talent für das komische Fach. Seit 1820 Chorist und dann Inspizient des Breslauer Theaters, wurde er 1824 für das neuerrichtete Königsstädtische Theater in Berlin engagiert. Anfangs nur in Nebenrollen beschäftigt, erhielt er später bedeutendere Partien und wurde bald der Liebling des Publikums. Die Figur des Eckenstehers in Holteis »Ein Trauerspiel in Berlin« veranlaßte ihn, die auf allen Theatern Deutschlands mit rauschendem Beifall aufgenommene Posse »Eckensteher Nante im Verhör« zu schreiben, worin er die Titelrolle spielte und dadurch der erfolgreichste Vertreter des Berliner Witzes wurde.[539] 1838 verheiratete ersich mit der Soubrette Adele Muzzarelli (gest. 1885 in Paris), und 1846 folgte er einem Ruf an das Hofburgtheater zu Wien. Auch hier machte er sich rasch beliebt und erhob sich vom Lokal-zum Charakterkomiker. Wenn ihm auch die Wandlungsfähigkeit versagt war, so zeigte er doch stets eine urwüchsige Komik und hinreißende Laune. Seine Witwe bestimmte ihr großes Vermögen zur Errichtung einer Friedrich B.-Stiftung in Wien zur Unterstützung hilfsbedürftiger deutscher Schauspieler etc. Vgl. F. Kaiser, F. B. (Wien 1866).

4) Ludwig, Maler, geb. 21. Febr. 1822 in Hannover, gest. 1. Aug. 1902 in Lohausen bei Kaiserswerth, wurde auf Wunsch seiner Eltern Wagenbauer und schrieb ein Buch über dieses Geschäft, das mehrere Auflagen erlebte. Seine Liebe zum Weidwerk bestimmte ihn indes bald, sich der Tiermalerei zu widmen. Er ließ sich in Düsseldorf nieder, wo er vorzugsweise im Auftrag englischer Kunstfreunde Eber- und Bärenjagden malte. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit liegt jedoch in Illustrationen für Bücher und Zeitschriften, zu denen er meist den Text selbst schrieb. Selbständig veröffentlichte er: »Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes« (Braunschw. 1894–95, 2 Bde.) und unter dem Pseudonym »Revierförster Holster«: »Idiotismus venatorius, d. i. Aufrichtiger kleiner Lehrprinz der Jägersprache« (das. 1855), auch Humoresken, wie »Reinke Fuchs« (Düsseld. 1856).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 539-540.
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