Guanajuato [1]

[478] Guanajuato (spr. ŭanachuāto), Staat der Republik Mexiko, zwischen 20–22° nördl. Br. und 104°40´ bis 106° westl. L., östlich von Queretaro, nördlich von San Luis Potosi, westlich von Jalisco, südlich von Michoacan begrenzt, 28,363 qkm groß, mit (1900) 1,065,317 Einw. (38 auf 1 qkm, also nach Mexiko und Tlaxcala der am dichtesten bevölkerte Staat), wird von N. nach S. durchzogen von der Sierra Gorga im O. und der im Cerro del Gigante 3360 m hohen Sierra de G. in der Mitte; zwischen beiden liegen Hochebenen von 1600–2300 m Höhe. Im S. umgeben sieben alte Vulkane (zwei Krater) das fruchtbare Tal von Santiago. Der südwestliche Teil gehört der fruchtbaren Ebene des Baxio an. Unter den Flüssen verdient Erwähnung nur der Lerma, der den Laja aufnimmt, im SW. die Grenze bildet und in Jalisco den Chapalasee bildet. Das Klima erlaubt im Lermatale noch den Anbau des Zuckerrohrs; hauptsächlich aber kultiviert man Mais, Weizen, Bohnen (Frijoles), Gerste und Garten- und Baumfrüchte der gemäßigten Zone. Auch Rebe, Tabak und Olive gedeihen an geeigneten[478] Stellen; in Menge angebaut wird der viel ausgeführte rote Pfeffer (Chile colorado). In einigen Gegenden blüht auch Viehzucht und Käsebereitung. Hervorragend ist der Reichtum an Gold, Kupfer, Blei, Quecksilber, Eisen und vor allem Silber. In der Förderung des letztern Metalls war G. durch den ungeheuern Erzgang der Veta Madre lange Zeit weitaus der erste unter den mexikanischen Staaten. Durch die Revolution verfielen aber die Gruben, und erst seit 1825 begann durch englische, später durch amerikanische Bergwerksgesellschaften wieder ein lebhafterer Betrieb. Nach amtlichen Erhebungen wurden in G. 1537–1880 ausgemünzt an Silber 224,566,497, an Gold 20,376,839 Pesos. Im Durchschnitt der Jahre 1896–1901 betrug die Förderung an Edelmetall (vorwiegend Silber) 3,1 Mill. Pesos, freilich mit stark abnehmender Ziffer. Die Mineralschätze finden sich in neun Revieren: um die Stadt G., dem reichsten Minendistrikt, Luz, Monte San Nicolas, Santa Rosa, Santa Ana, San José de Iturbide, San Luis de la Paz, Zichu und Atargea. Ein in diesem Staat bisher allein gefundenes Mineral ist das Guanajuatit. Das Gewerbe ist vertreten durch die Mantas von G., Salamanca und Salvatierra, die Tuche von Celaya, die Tonwaren von Salamanca, die Sattler- und andre Lederwaren von Leon. In neuerer Zeit sind in den genannten Städten von Ausländern auch große Baumwoll- und Wollfabriken angelegt worden. Für die Volksbildung sorgten 1901 234 öffentliche und 245 private Schulen mit insgesamt 40,157 Schülern sowie drei höhere Schulen, darunter eine Rechts- und Ingenieurschule. Es erscheinen 16 Zeitungen. Die Staatseinnahmen betrugen 1901: 1,150.463, die Ausgaben 1,269,257Pesos. S. Karte »Mexiko«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 478-479.
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