Holzverzierungen

[513] Holzverzierungen, alle Mittel, um Holzwaren zu schmücken, bez. mit einem schönen Ansehen auszustatten. Dahin gehören das Polieren, Beizen, Anstreichen, Lackieren, Bronzieren, das Bemalen, die Brandtechnik, das Furnieren, Schnitzen etc. Die teure Handschnitzerei ist in neuerer Zeit vielfach durch mechanische Verfahren ersetzt worden, wobei man gewisse Eigenschaften des Holzes zweckmäßig benutzt. Durch Wasserdampf erwärmtes Holz nimmt leicht Eindrücke an, die nach dem Erkalten vollständig und dauernd zurückbleiben. Bei höherer Temperatur verändert das Holz seine Farbe zwischen Hellbraun und Tiefschwarz mit zahlreichen Abstufungen und Abtönungen dieser Farben. Zur Erzeugung von Reliefs preßt man das gehobelte und zweckmäßig vorgewärmte Holz zwischen erwärmten Preßplatten oder Walzen, wobei eine Walze mit den zu erzeugenden Verzierungen (natürlich umgekehrt) versehen ist, oder beide Walzen die Verzierungen in der Weise bekommen, daß die letztern auf der einen Walze positiv, auf der andern negativ erscheinen. Um mit einer Walze zahlreiche Abwechselungen hervorzubringen, setzt man die Walze aus Ringen von 2–60 cm Breite zusammen, die auf eine massive eiserne Walze geschoben werden und beliebig auszuwechseln sind. Die durch Zahnräder in Verbindung stehenden hohlen Walzen federn gegeneinander und werden durch Gasflammen erwärmt, die in ihrem Innern brennen. Die Wirkung läßt sich schwächen oder verstärken, je nachdem man den Druck verkleinert oder vergrößert, die Dauer der Pressung erniedrigt oder erhöht oder die Erwärmung kleiner oder größer wählt. Man kann die Verzierungen auch auf beiden Seiten erzeugen und auf diese letzte Weise aus dünnen Holzplatten (Furnieren) z. B. natürliche Holztapeten fabrizieren, die als Ledertapetenimitationen sehr geschätzt sind oder mit entsprechenden Unterlagen zu Stuhlsitzen, Sessellehnen, Einlagen, Täfelungen Verwendung finden. Aus massiven Stangen stellt man Friese, Hohlkehlen mit Eierstäben, Rahmenhölzer, unter gleichzeitiger Zuhilfenahme von Preßplatten aus Holzplatten Rosetten, Knöpfe, verzierte Damenbrettsteine, Schlüsselschilder, Verzierungen auf Dosendeckeln, Nachahmungen edler Hölzer u. dgl. in großer Mannigfaltigkeit her. Bei stärkerer Erwärmung der Formen steigert sich durch die eintretende Färbung des Holzes die Mannigfaltigkeit in überraschender Weise. Dies Verfahren (Pyrographie, Pyrotypie, Neoskulptur, Brandtechnik) hat sich in bemerkenswerter Weise entwickelt. Kleinere Muster werden mit erhöhten Stempeln, größere mit Platten, sich oft wiederholende mit Walzen eingebrannt. Zur Hervorbringung des Druckes (22 kg auf 1 qcm), der durchschnittlich nur 1 Sekunde ausgeübt wird, dient nebst Walzen eine hydraulische oder Kniehebelpresse. Bei bedeutenden Vertiefungen und Erhöhungen ist wiederholtes Pressen geboten und vor jeder neuen Pressung Entfernung der losgebröckelten Kohleteilchen durch Bürsten notwendig. Die schönsten Effekte erzielt man mit den beschriebenen Walzen, weil sich hierbei die Wirkungsdauer etc. am sichersten regeln und der gewünschten Tontiefe anpassen läßt. Um die vertieft liegenden eingebrannten Muster mit den nicht gebrannten Stellen in eine Ebene zu bringen, genügt abermaliges Pressen zwischen glatten Walzen, wodurch die erhabenen Stellen niedergedrückt werden. Um auch zylindrische oder profilierte säulenartige Stücke mit diesen Verzierungen zu versehen, werden die Arbeitsstücke[513] zwischen Formplatten unter entsprechendem Druck gerollt. Die durch Brennen und Pressen erhaltenen Flächen unterliegen später den gewöhnlichen Nacharbeiten: Hobeln, Drehen, Schleifen, Polieren etc.

Zur mechanischen Herstellung von Intarsien nach Casperding in Berlin bestreicht man Furniere aus edlen Hölzern einseitig mit Leim, preßt nach dem Trocknen des letztern mehrere solcher Furniere zu einem Paket zusammen und schneidet dieses mittels der Laubsäge nach der gewünschten Zeichnung (Arabesken) aus. Je ein so vorbereitetes Blatt wird darauf mit der Leimseite auf die zu verzierende Holzplatte gelegt und mit dieser derart zwischen erwärmten Platten gepreßt, daß die Verzierungsplatte vollständig in die volle Grundplatte eingedrückt wird. Matte Gravierungen in polierten Holzflächen erzeugt man auf mechanischem Weg, indem man die Verzierungen in zwei genau zusammenpassenden Metallformen ausarbeitet, und zwar so, daß die Matrize die Zeichnung 1–2 mm erhöht, die Patrize vertieft erhält. Sodann wird die Zeichnung in der Matrize aufgerauht, während die tiefliegende Grundfläche glatt bleibt. Zwischen diesen Formen wird die nicht sehr starke Holzplatte so lange gepreßt, bis die Matrize sich klar abgedrückt hat. Man bestreicht-dann die ganze Vorderseite der Platte mit mattem Öl- oder Wachslack, läßt vollständig trocknen, schleift den Lack von der ebenen Fläche wieder ab und poliert diese. Die lackierten Teile nehmen keine Politur an, heben sich daher von der polierten Fläche ab und erteilen ihr das früher durch mühsames Eingravieren in einen polierten Grund hervorgebrachte Ansehen einer matten Gravierung.

Die Holzbrandmalerei besteht in der Anwendung kleiner hohler Platinkegel von etwa 3 mm Durchmesser, die über einer Spiritusflamme zum Glühen gebracht und dann im Glühen erhalten werden, indem man mittels eines Kautschukballes Benzindämpfe durch den Kegel bläst. Diese Platinkegel werden wie Zeichenstifte benutzt und erzeugen je nach ihrer leicht regulierbaren Temperatur mehr oder weniger tiefe und dunkle Brandlinien auf dem Holz. Diese Technik wird als Liebhaberkunst zu Füllungen an Kasten, Möbeln und im Wandgetäfel, bei Tischplatten, Truhen, Konsolen u. dgl. geübt und auch oft mit Holzmalerei verbunden, indem man die Umrisse einbrennt und die Figuren dann ausmalt. Zur Erleichterung des Verfahrens sind Apparate für Hand- und Fußbetrieb (so von Fritzsche in Leipzig) konstruiert worden. Vgl. F. Sales Meyer, Die Liebhaberkünste (3. Aufl., Leipz. 1902); v. Sabranski, Die Holzbrandtechnik (Wien 1891); Zeller, Die Brennmalerei (Straßb. 1895); Tapper, ABC der Holzbrandtechnik (2. Aufl., Innsbruck 1895); Laudien, Anleitung zur Brandmalerei (4. Aufl., Leipz. 1900); Gordon, Der Tiefbrand (das. 1902); Richter, Der Tiefbrand (2. Aufl., Ravensb. 1904); Vorlagen von Douzette (Leipz. 1893), Reiß (das. 1893), Horn (Berl. 1893), Lechleitner (Münch. 1902), eine umfangreiche Sammlung im Haberlandschen Verlag zu Leipzig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 513-514.
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