Klub

[159] Klub (engl. Club), eigentlich Keule, Knüttel; dann die Zeche, die das einzelne Glied einer Gesellschaft zu bezahlen hat; ferner die Gesellschaft selbst und endlich auch das Gesellschaftslokal. Das wahre Vaterland der Klubs ist England, wo alle Klassen und Abstufungen der Gesellschaft dergleichen Vereine mit geselligen oder politischen Zwecken unterhalten. (Vgl. Timbs, Clubs and club-life in London, neue Ausg., Lond. 1898; Leigh, List of English clubs in all parts of the world, das. 1905, jährlich.) Wo man in andern Ländern das Klubwesen nachahmte, nahm es bald einen andern Charakter an. In Frankreich, wo es schon vor der ersten Revolution politische Klubs gab, die aber 1787 polizeilich verboten wurden, gewannen sie nach dem Ausbruch der Revolution einen reißenden Aufschwung und übten, namentlich der der Feuillants und der Jakobiner, einen gewaltigen Einfluß aus. Sie bildeten die Mittelpunkte großer politischer Parteien und waren als solche organisiert und durch weitverzweigte Angliederungen verstärkt. Politische Klubs entstanden auch in Deutschland, Italien, Spanien, überhaupt allenthalben, wo revolutionäre Tendenzen Wurzel faßten. In Deutschland wurden sie durch ein Reichsgesetz von 1793 verboten, dessen Verbot die Bundesbeschlüsse vom Juni u. Juli 1832 (s. Deutschland, S. 820) auf alle Vereine und Versammlungen politischen Charakters ausdehnten. Erst nach der Februarrevolution von 1848 nahm das Klubwesen in allen von ihren Nachwirkungen berührten Ländern wieder einen lebhaften Aufschwung, aber nur, um ebenso rasch wieder zusammenzusinken. In Deutschland führen jetzt sehr häufig Vereine mit rein geselligen oder sportlichen Zwecken den Namen K.

Klubs und klubartige Organisationen sind auch unter den Naturvölkern keine Seltenheit; sie entstehen nach Schurtz dadurch, daß neue soziale Schichtungen die alten durchsetzen und deren Auflösung in kleinere, abgeschlossene Gruppen bewirken. Ausschlaggebend für ihre Zusammensetzung sind Übereinstimmung in Rang und Besitz; wie der Eintritt nur gegen Zahlung möglich ist, so werden auch die höhern Grade nur gegen weitere Zahlungen verliehen. Leicht und oft werden die höhern Grade den niedern gegenüber mit einem gewissen Geheimnis umgeben; auch wird der Zutritt zum K., dessen Zusammenkünften und Festlichkeiten Nichtmitgliedern, vor allem Frauen und Sklaven, untersagt. Damit ist aus dem K. ein Geheimbund geworden (vgl. Geheimbünde). Klubartige Organisationen sind in besonders charakteristischer Weise in Melanesien entwickelt, wo sie unabhängig neben den Männerhäusern (s. d.) und Geheimbünden bestehen. Auf den Banksinseln heißt der K. Suqe, das Klubgebäude Gamal. Auf Mota hat er nicht weniger als 18 Stufen, von denen einzelne noch in Untergrade zerfallen; die höhern Stufen tragen als besondere Abzeichen bestimmte Kleidungsstücke und Schnitzfiguren. Neben dem Suqe der Männer hat sich dort auch ein ähnlich geordneter Frauenklub entwickelt. Auf andern Inseln jener Gruppe sind die Klubs einfacher organisiert, zum Teil auch bereits im Verfall. In Polynesien sind die wichtigsten Klubs die der Areoi auf Tahiti, in Mikronesien der Ulitao auf den Marianen; außerdem gab es ähnliche Verbände auf Rarotonga und den Markesas. Die Areoi zerfielen in 7 Grade und 12 lokale Gruppen; jene unterschieden sich durch ihre Tätowierung und ihre Tracht. In den höhern Graden gehörten auch die Frauen mit zum Klub. Bei den Ulitao der Marianen ist von Rangstufen nichts bekannt. Aus Indonesien ist noch wenig über Klubs bekannt. Auf Ceram ist die ganze Männerwelt zum Kakian-Bund vereinigt, der in die zwei Hauptgruppen Pata-lima und Pata-Siwa zerfällt. Jene bewohnt den Westen und die Südküste der Insel, diese den übrigen Teil. Jede untersteht einem Kapala-seniri. Die Mitglieder tragen ein tätowiertes Kreuz auf der Brust. Zweck des Klubs war ursprünglich die Abwehr der Fremdherrschaft; heute ist er ein Tribunal für Rechtsstreitigkeiten. Aus Afrika, dem eigentlichen Lande der Geheimbünde, ist nur eine klubartige Organisation, der Yugu der Stämme am Soden- und Elefantensee in Kamerun, bekannt. Er ist eine wirkliche Altersversicherung, indem altgewordene Mitglieder tatsächlich aus der Kasse mit allem Nötigen, Nahrungsmitteln und Kleidung, lebenslänglich versehen werden. Vgl. Schurtz, Altersklassen und Männerbünde (Berl. 1902); Heckethorn, Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren (deutsch von Katscher, Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 159.
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