Löbell

[643] Löbell, 1) Johann Wilhelm, Historiker, geb. 15. Sept. 1786 in Berlin, gest. 12. Juli 1863 in Bonn, studierte in Heidelberg und Berlin besonders Philologie, war während der Befreiungskriege im Bureau für die Organisation der Landwehr beschäftigt, lehrte seit 1814 Geschichte an der Kriegsschule in Breslau und seit 1823 an der Kadettenanstalt in Berlin, ward aber 1829 außerordentlicher und 1831 ordentlicher Professor der Geschichte in Bonn. Außer einer neuen Bearbeitung der Beckerschen »Weltgeschichte« (7. Aufl., Berl. 1836–38, 14 Bde.) sind von seinen Werken hervorzuheben: »Gregor von Tours und seine Zeit« (Leipz. 1839, 2. Aufl. 1868); »Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen«, wovon jedoch nur ein Band (das. 1846) erschien; »Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts« (das. 1847); »Entwickelung der deutschen Poesie von Klopstock bis zu Goethes Tod« (Braunschw. 1856–58, 2 Bde.; Bd. 3, hrsg. von Koberstein, 1865) und die anonymen »Historischen Briefe« (Frankf. 1861) gegen die Fortschritte des Ultramontanismus. Vgl. Bernhardt und Noorden, Zur Würdigung J. W. Löbells (Braunschw. 1864).

2) Heinrich von, Militärschriftsteller, geb. 16. Dez. 1816 in Bromberg, gest. 18. Okt. 1901 in Pankow, wurde im Kadettenhaus Kulm und Berlin erzogen, 1833 Leutnant im 1. Artillerieregiment (Königsberg), 1844 Oberleutnant im 5. Artillerieregiment (Posen), 1850 Hauptmann, wirkte 1854–57 als Lehrer an der Artillerie- und Ingenieurschule und Mitglied der Artillerieprüfungskommission, wurde 1857 Major, 1861 Oberstleutnant, 1864 Oberst und Kommandeur des 1. Artillerieregiments und 1866 verabschiedet. 1862–63 war er zu einer unter Moltkes Vorsitz zur Beratung über die Verteidigung der deutschen Küsten gebildeten Kommission berufen. 1867 bis 1875 Lehrer an der Kriegsakademie, gehörte er auch nach der Verabschiedung noch längere Zeit der Studienkommission der Kriegsschulen und des Kadettenkorps an. Er schrieb: »Des Zündnadelgewehrs Geschichte und Konkurrenten« (Berl. 1867), begründete 1866 die »Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine« (Berl.), war Mitarbeiter an Potens »Handwörterbuch für die gesamten Militärwissenschaften« (Bielef. 1876–80), leitete 1880–89 das »Militärwochenblatt« und gab von 1875 ab die »Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen« (31. Jahrgang, hrsg. von Pelet-Narbonne, Berl. 1905) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 643.
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