Osman Nuri Pascha Ghazi

[161] Osman Nuri Pascha Ghazi, türk. Feldherr, geb. 1837 zu Amasia in Kleinasien, gest. 5. April 1900 in Konstantinopel, zeichnete sich im Krimkrieg aus, nahm an der Unterdrückung des kretischen Aufstandes teil, befehligte dann in Asien und ward 1874 Brigade- und 1876 Divisionsgeneral. Er erhielt 1876 im Kriege gegen Serbien den Oberbefehl über das Widdiner Korps, mit dem er die Serben 18. Juli und 7. Aug. bei Veliki-Izwor und Saitschar besiegte, ward im November zum Muschir ernannt und stand 1877 beim Ausbruch des Krieges mit Rußland mit 35,000 Mann in Widdin. Mit diesen warf er sich zu Anfang Juli, als die Russen bis zum Balkan vordrangen, plötzlich in deren linke Flanke, besetzte Plewna und schlug 20. Juli die Angriffe der Russen unter Schilder-Schuldner und, nachdem er am 27. Lowatz genommen, 30. und 31. Juli auch den verstärkten Angriff der russischen Generale Krüdener und Schachowskoi siegreich zurück. Er schuf darauf seine Stellung bei Plewna durch vortrefflich angelegte Erdbefestigungen in eine starke Festung um und vermehrte seine Armee auf 60,000 Mann. Am 3. Sept. ging Lowatz an die Russen verloren; aber ein mit der russischen Hauptmacht 11. Sept. unternommener Angriff auf die Schanzen von Plewna brachte nur einige in die Gewalt der Russen und Rumänen, denen sie O. 12. Sept. alle bis auf die Grivitzaschanze wieder entriß. Ein Angriff der Rumänen 19. Okt. ward ebenfalls zurückgewiesen. Der Sultan erteilte ihm den Titel Ghazi (der Siegreiche). Ende Oktober aber gelang seine völlige Einschließung. Da kein Entsatzversuch von den Türken gemacht wurde und O. die Lebensmittel ausgingen, machte er 10. Dez. einen Ausfall, um sich den Weg nach Widdin zu öffnen; doch mußte sich O., selbst verwundet, mit seinem Heer auf Gnade und Ungnade ergeben. Nach seiner Rückkehr 1878 in Konstantinopel von den [161] Türken als der »Löwe von Plewna« gefeiert, erhielt er 30. März den Oberbefehl über die zur Besetzung der Hauptstadt zusammengezogene Armee und erlangte maßgebenden Einfluß auf den Sultan. Vom 4. Dez. 1878–88 war er mit Unterbrechungen Kriegsminister, zuletzt Palastmarschall. Vgl. Levaux, Ghazi Osman Pacha, souvenirs historiques (2. Aufl. Par. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 161-162.
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