Rantzau [2]

[599] Rantzau (Rantzow), altes, schon im 11. Jahrh. erwähntes, seit 1650 gräfliches Adelsgeschlecht, ist nach dem in Südholstein belegenen Stammgut (s. oben) benannt und in mehreren Linien über Dänemark und Deutschland verbreitet. Vgl. Karl v. Rantzau, Das Haus R., eine Familienchronik (Celle 1865). Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Johann von, geb. 12. Nov. 1492, gest. 12. Sept. 1565, wurde auf dem Reichstage zu Worms (1521) für Luthers Lehre gewonnen, die er später als Statthalter in Schleswig-Holstein kräftig förderte, sicherte während der Grafenfehde (s. d.) 1535 durch den Sieg bei Assens den dänischen Thron für Christian IIl., dessen Vertrauensmann er lange war, und führte 1559 den Oberbefehl im Krieg gegen die Dithmarschen.

2) Heinrich von, Sohn des vorigen, geb. 11. März 1526, gest. 31. Dez. 1598, war 1556 bis Anfang 1598 Statthalter in Schleswig-Holstein, sammelte eine berühmte Bibliothek, förderte Wissenschaften und Künste, stand mit vielen zeitgenössischen Gelehrten in Briefwechsel und verfaßte in lateinischer Sprache mehrere wertvolle Schriften, so auf Gund persönlicher Erlebnisse eine Geschichte des Dithmarschenkriegs von 1559 (Bas. 1570, unter dem Pseudonym Cilicius Cimber). Vgl. Ratjen, Johann R. und Heinrich R. (Kiel 1862).

3) Daniel von, dän. Feldherr, geb. 1529, gen. 11. Nov. 1569 bei der Belagerung von Varberg (Halland), focht 1559 im Kriege gegen die Dithmarschen mit Auszeichnung und brachte während des Nordischen siebenjährigen Krieges (s. d.) den Schweden wiederholt entscheidende Niederlagen bei, so 1565 bei Falkenberg. Berühmt ist sein Winterfeldzug 1567–68 nach Östergötland. Vgl. A. Larsen, Daniel R. (Kopenh. 1898); Tidander, D. Rantzaus vinterfälttåg i Sverige 1567–1568 (Stockh. 1886); A. Moltke. D. Rantzaus tog til Östergötland (Kopenh. 1891).

4) Josias von, Urenkel von R. 1), geb. 18. Okt. 1609, gest. 14. Sept. 1650 in Paris, stand während des Dreißigjährigen Krieges anfangs (1632–35) in schwedischen, dann in französischen Diensten, wurde 23. Nov. 1643 bei Tuttlingen von den Kaiserlichen geschlagen und gefangen, bald aber wieder ausgelöst und 1645, nach seinem Übertritt zum Katholizismus, zum französischen Marschall ernannt.

5) Schack Karl, Graf zu R.-Ascheberg, geb. 11. März 1717, gest. 21. Jan. 1789 in Ménerbes bei Avignon, wurde 1756 dänischer Generalmajor, war 1770 beim Sturz J. H. E. Bernstorffs (s. d. 1) tätig, half aber Anfang 1772 Struensee (s. d.) stürzen, da dieser seine ehrgeizigen Wünsche nicht befriedigte. Zunächst reichlich belohnt, fiel er schon 1773 in Ungnade und führte hierauf in Südeuropa ein Abenteurerleben.

6) Kuno, Graf zu, deutscher Diplomat, geb. 10. März 1843 in Wiesbaden, schied als Rittmeister aus dem aktiven Militärdienst und widmete sich der diplomatischen Laufbahn. Zuletzt Gesandter des Deutschen Reiches im Haag, zog sich R. 1895 zurück und lebt teils in Friedrichsruh, teils in Dobersdorf bei Kiel. R. ist seit 1878 mit der Tochter des Fürsten Bismarck, Marie (geb. 1848), vermählt, die ihm zwei Söhne schenkte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 599.
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