Seydel

[392] Seydel, 1) Rudolf, philosophischer und theologischer Schriftsteller, geb. 27. Mai 1835 in Dresden, gest. 8. Dez. 1892 in Leipzig. studierte in Leipzig Theologie und unter C. H. Weiße, dessen treuester Jünger, Biograph und Herausgeber er ward, Philosophie, lehrte seit 1860 als Privatdozent, seit 1867 als außerordentlicher Professor Philosophie, seit 1865 auch vergleichende Religionsgeschichte an der Universität daselbst. Als Theolog, unter Festhalten an dem Kerngehalt des Christentums, hauptsächlich gegen den Traditionsglauben, als Philosoph gegen den Materialismus tätig, erinnert er namentlich mit seiner Lehre von der intellektuellen Anschauung zur Erfassung des Absoluten an Schelling. Er hat unter andern folgende Schriften verfaßt: »Schopenhauers philosophisches System« (Leipz. 1857); »Logik oder Wissenschaft vom Wissen« (das. 1866); »Die Religion der Religionen« (das. 1872); »Ethik oder Wissenschaft vom Seinsollenden« (das. 1874); ferner als Frucht seiner Studien über vergleichende Religionsgeschichte: »Das Evangelium von Jesu in seinem Verhältnis zur Buddhasage« (das. 1882); »Die Buddhalegende und das Leben Jesu nach den Evangelien« (das. 1884; 2. Aufl., Weim. 1897); »Religion und Wissenschaft. Gesammelte Reden und Abhandlungen« (Bresl. 1887); »Religionsphilosophie im Umriß« (hrsg. von Schmiedel, Freib. i. Br. 1893). Vgl. Ferrari, Rodolfo S. e la sua opera postuma sulla filosofia della religione (in der »Rivista Italiana«, 1895); Lischewski, Über R. Seydels Religionsphilosophie (Erlang. 1899).

2) Max von, Staatsrechtslehrer, geb. 7. Sept. 1846 in Germersheim, gest. 23. April 1901 in München, war Vorstand des Statistischen Bureaus im bayrischen Ministerium des Innern und wurde 1881[392] zum Professor des Staatsrechts an der Universität München ernannt. Er schrieb: »Kommentar zur Verfassungsurkunde für das Deutsche Reich« (Würzb. 1873; 2. Aufl., Freib. i. Br. 1897); »Grundzüge einer allgemeinen Staatslehre« (Würzb. 1873); »Das Gewerbepolizeirecht nach der Reichsgewerbeordnung« (Münch. u. Leipz. 1881); »Grundriß zu Vorlesungen über bayerisches Staatsrecht« (Münch. 1883; 2. Aufl., Freib. 1890); »Grundriß zu Vorlesungen über bayerisches Verwaltungsrecht« (Münch. 1883; 2. Aufl., Freib. 1892); »Bayerisches Staatsrecht« (Münch., dann Freiburg i. Br., 1884–94, 7 Bde.; 2. Aufl., Freib. 1896, 4 Bde.); »Das Staatsrecht des Königreichs Bayern« (in Marquardsens »Handbuch des öffentlichen Rechts«, das. 1888; 3. Aufl. von Graßmann 1902); »Staatsrechtliche und politische Abhandlungen« (das. 1893; neue Folge, Tübing. 1902); »Grundriß zu Vorlesungen über deutsches Reichsstaatsrecht« (das. 1896). Seit 1881 war S. Mitredakteur und eifriger Mitarbeiter der »Annalen des Deutschen Reichs« (Münch.) und der »Kritischen Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft« (Freib.), seit 1895 der »Blätter für administrative Praxis« (Münch.). Unter dem Namen Max Schlierbach veröffentlichte er: »Gedichte« (Berl. 1872) und »Neue Gedichte« (das. 1880; beide in neuer Ausg., Tübing. 1900) und unter dem eignen Namen eine Übersetzung des Lucretius (Münch. 1881). Vgl. Piloty, Max v. S., ein Nachruf (Münch. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 392-393.
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