Steine, künstliche

[899] Steine, künstliche, mi weitesten Sinn alle künstlich hergestellten Steine im Gegensatz zu den natürlichen Steinen, also auch Ziegel, Lehmsteine, Terrakotten, Kalksandsteine etc., im engern Sinne die aus verschiedenartigen Mischungen hergestellten Steinmassen, die in der Regel bestimmte natürliche Steine (Sandstein, Marmor, Granit etc.) nachahmen und ersetzen sollen. Kunstsandstein (Kunststein, Massestein) wird aus einer Mischung von sehr seinem Zementpulver, zu Staub zerfallenem gebrannten Kalk und gewaschenem scharfen Kies und seinem Sand hergestellt, indem man die Mischung mit Wasser anknetet, in Formen preßt und etwa 4 Wochen feucht erhält. Bisweilen wird derartiger Stein schließlich noch mit Wasserglas getränkt. Cendrinsteine werden aus Staubkalk und Asche, Schwemmsteine aus Bimssteinsand oder Trachytsand und gebranntem Kalk hergestellt. Letztere vermauert man mit Zement oder mit einem Mörtel aus Kalk und Trachytsand. Eine andre Gruppe bilden die künstlichen Steine, die aus Bruchstücken natürlicher Gesteine mit einem Bindemittel hergestellt werden (künstlicher Marmor, Marmorimitation). Sehr häufig wird Zement angewandt, der mit den Bruchstücken und Wasser zu einem Brei angemacht und, in Formen gestampft, sehr feste Steine liefert, die auch verschieden gefärbt werden können und nach dem Schleifen hübsche Effekte liefern. Hierher gehört auch der Terrazzo. Ähnliche, aber minder feste Steine liefert Gips, den man so scharf brennt, daß er nach dem Anmachen mit Wasser und nach dem Mischen mit den Steinbrocken langsam erstarrt. Eine Mischung von gebranntem Gips mit kohlensaurem Kalk, angemacht mit einer Lösung von schwefelsaurem Kali und Leim und beliebig gefärbt (gestreift, geadert, wolkig), liefert eine ansprechende Marmorimitation, die durch Tränken mit Stearin nach dem Polieren widerstandsfähiger gegen Wasser gemacht wird. Aus Magnesiazement bereitet man den Cajalith, aus Magnesit die Magnesitplatten (s. d.). Eine Mischung von Sodarückständen und geröstetem Schwefelkies mit konzentrierter Wasserglaslösung liefert sehr harte Steine, die dem Wasser Widerstand leisten. Zu den künstlichen Steinen gehören auch Mischungen aus Steintrümmern und harzigen Bindemitteln, wie die braune Metallava aus Sand, Kalkstein, Teer und wenig Wachs. Aus dieser Masse gegossene Platten lassen sich schön polieren. Eine sehr stark gepreßte Mischung aus Magnesiazement und Holzmehl bildet das Steinholz (Xylolith). Über Schlackensteine s. Schlacken, über Glasziegel s. d. Zur Herstellung von künstlichem Marmor benutzt man auch natürlichen Gipsstein, bringt diesen annähernd in die Form, die man haben will (Platten etc.), entwässert ihn bei 100–130° und tränkt ihn dann mit einer Losung von Kaliumsulfit und schließlich mit Alaunlösung. Dabei kann man auch durch farbige Metallsalze sehr schöne Färbungen erzielen. Vgl. Glinzer, Lehrbuch der Baustoffkunde (3. Aufl., Dresd. 1903); Koller, Künstliche Baumaterialien (Frankf. 1894); Lehner, Die Kunststeine (Wien 1902); Förster, Lehrbuch der Baumaterialienkunde, Heft 2: Die künstlichen Steine (Leipz. 1905 f.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 899.
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