Valēra

[995] Valēra, Juan V. y Alcalá-Galiano, span. Politiker und Schriftsteller, geb. 18. Okt. 1824 in Cabra (Cordoba) aus angesehener Familie, gest. 9. März 1905 in Madrid, widmete sich der diplomatischen Laufbahn, die ihn an fast alle europäischen Höfe und nach Amerika führte. In seiner Heimat warf er sich anfangs, seiner Überzeugung folgend, in die Arme der Opposition, besonders als Mitarbeiter an der von Alvareda begründeten Zeitschrift »El Contemporáneo«. Als nach dem Sturz O'Donnells Alvareda an dessen Stelle trat, erhielt V., schon vorher (1859) zum Deputierten erwählt, das Portefeuille des Handelsministeriums, das er jedoch unter Narvaez' Regierung wieder verlor. Als O'Donnell wieder zur Macht gelangt war, wurde V. als Bevollmächtigter nach Frankfurt a. M. gesandt, wo er bis Ende 1866 verblieb. Bei Ausbruch der Revolution von 1868 wurde ihm zweimal die Leitung des öffentlichen Unterrichts anvertraut; auch gehörte er zu der Deputation, die dem Prinzen Amadeus von Savoyen die spanische Krone anbot. Später wurde V. Staatsrat, Senator und Mitglied der spanischen Akademie in Madrid. Als gelehrter Schriftsteller hat er sich durch geistvolle Kritiken »Estudios críticos sobre literatura etc.« (1864), »Nuevos estudios críticos« (1888), »A vuela-pluma« (1897) sowie »Disertaciones y juicios literarios« (1878), eine Übersetzung von Schacks »Geschichte der Poesie und der Kunst der Araber in Spanien und Sizilien« (3. Aufl. 1881) und eine vorzügliche [995] Faust-Übersetzung einen Namen gemacht. Sein Ruhm aber beruht vor allem auf seinen Originalschöpfungen. V. ist der eigentliche Schöpfer der modernen echt spanischen Novelle. Er füllt sie mit reichem Gedankengehalt und gibt ihr durch sanften Pessimismus und milde Ironie eine eigenartige Färbung. Die vorzüglichsten seiner Romane sind: »Pepita Jimenez« (1874, 15. Aufl. 1898), sein Erstlingswerk (ins Deutsche übertragen. von Fastenrath, J. Schanz, beide Leipz. 1882; und von Lange in Reclams Universal-Bibliothek), »Las ilusiones del doctor Faustino« (1875, 5. Aufl. 1901; deutsch, Stuttg. 1886), »El comendador Mendoza« (1877), »Pasarse de listo« (1878) und »Doña Luz« (1878, 4. Aufl. 1891). Unter den Novellen und Erzählungen ragen hervor: »La buena fama« (1895), »El pajaro verde« (deutsch: »Der grüne Vogel«, von C. Nebehay, Wien 1895), »Juanita la larga« (1896; deutsch von Helene Katz, Berl. 1898), »Genio y figura« (1897), »Mors amor« (1899). Sammlungen sind: »Cuentos y dialogos« (1882), »De varios colores« (1898). Auch veröffentlichte er »Poesías« (1858), DramatischesTentativas dramáticas«, 3. Aufl. 1880), »Cartas americanas« (1889). Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in der »Coleccion de escritores castellanos« (1886–1907, 12 Bde.). Mit Campoamor (s. d.) ließ er sich in eine Polemik über die Grenzen der Dichtkunst ein: »La metafisica y la poesia« (1891), und verfaßte auch eine »Arte de escribir novelas« (1887)

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 995-996.
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