Willkomm [2]

[653] Willkomm, 1) Ernst, Romanschriftsteller, geb. 10. Febr. 1810 in Herwigsdorf bei Zittau, gest. 24. Mai 1886 in Zittau, studierte die Rechte, dann Philosophie in Leipzig und lebte seitdem daselbst, später in Lübeck und Hamburg in freier literarischer Tätigkeit. 1880 zog er sich nach Zittau zurück. W. folgte als Journalist und Romanschriftsteller zuerst den Bahnen des Jungen Deutschland. Seine Romane: »Die Europamüden« (Leipz. 1838), »Lord Byron« (das. 1839, 3 Bde.), »Eisen, Gold und Geist« (das. 1843) und »Die Nachtmahlsbrüder in Rom« (das. 1847, 3 Bde.), waren prätentiös und wüst. Zu reinerer Wirkung erhob sich sein Talent in volkstümlich sittenschildernden und sagenhaften Erzählungen, wie: »Grenzer, Narren und Lotsen« (Leipz. 1842), »Sagen und Märchen der Oberlausitz« (Hannov. 1845) u. a. Unter seinen zahlreichen spätern Romanen und Novellen sind noch zu nennen: »Im Wald und am Gestade« (Dess. 1854); »Die Familie Ammer« (Frankf. 1855); »Reeder und Matrose« (das. 1857, 2 Bde.) und »Verirrte Seelen« (Leipz. 1860, 3 Bde.).

2) Moritz, Botaniker und Reisender, Bruder des vorigen, geb. 29. Juni 1821 in Herwigsdorf bei Zittau, gest. 26. Aug. 1895 auf Schloß Wartenberg in Böhmen, studierte seit 1841 in Leipzig Medizin und Naturwissenschaften, machte 1844 eine botanische Reise nach Spanien, studierte dann 1846–49 in Leipzig und unternahm 1850 eine zweite Reise nach Spanien. 1852 habilitierte er sich in Leipzig als Dozent der Botanik, erhielt 1855 eine Professur in Tharandt, ging 1868 als Professor der Botanik nach Dorpat, bereiste 1873 die Balearen und das südliche Spanien und war 1874–92 Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Prag. Er schrieb: »Zwei Jahre in Spanien und Portugal« (Dresd. 1847, 3 Bde.); »Die Strand- und Steppengebiete der Iberischen Halbinsel und deren Vegetation« (das. 1852); »Wanderungen durch die nordöstlichen und zentralen Provinzen Spaniens« (das. 1852, 2 Bde.); »Die Halbinsel der Pyrenäen« (das. 1854); »Spanien und die Balearen« (Berl. 1876); »Aus den Hochgebirgen von Granada« (Wien 1882); »Die Pyrenäische Halbinsel« (Leipz. 1883–85, 3 Tle.), und von botanischen Werken: »Sertum florae hispanicae« (Dresd. 1852); »Icones et descriptiones plantarum novarum, criticarum et rariorum Europae austro-occidentalis, praecipue Hispaniae« (das. 1852–64, 2 Bde. mit 158 Tafeln); »Prodromus florae hispanicae« (Stuttg. 1861–80, 3 Bde., mit Lange; Supplement 1893); »Illustrationes florae hispanicae insularumque Balearium« (das. 1881–92, 2 Bde. mit 183 kolor. Tafeln); »Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der iberischen Halbinsel« (Leipz. 1896). Für Stein-Hörschelmanns »Handbuch der Geographie« bearbeitete er Spanien und Portugal (Leipz. 1862). Außerdem veröffentlichte er: »Anleitung zum Studium der wissenschaftlichen Botanik« (Leipz. 1854, 2 Bde.); »Die Wunder des Mikroskops« (das. 1855, 5. Aufl. 1896); »Die Nonne, der Kiefernspinner und die Kiefernblattwespe« (das. 1858); »Deutschlands Laubhölzer im Winter« (das. 1859, 3. Ausg. 1880); »Führer ins Reich der Pflanzen Deutschlands etc.« (das. 1863, 2. Aufl. 1882); »Die mikroskopischen Feinde des Waldes« (Dresd. 1866–67); »Streifzüge durch die baltischen Provinzen« (Dorp. 1872); »Der Botanische Garten der Universität Dorpat« (das. 1873); »Forstliche Flora von Deutschland und Österreich« (Leipz. 1875, 2. Aufl. 1886); »Der Böhmerwald« (Prag 1878); »Schulflora von Österreich« (Wien 1888) u. a.[653]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 653-654.
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