Zrinyi

[997] Zrinyi (spr. srīnji), Niklas, Graf von, ungar. Feldherr König Ferdinands I., geb. 1508, aus dem alten südslawischen Geschlecht Subič. Er zeichnete sich bei der Belagerung von Wien (1529) und in den Feldzügen gegen Johann Zápolya und Sultan Suleiman II. aus. Königlicher Tavernikus (Schatzmeister) in Ungarn und seit 1542 Banus von Kroatien und Slawonien, ward er 1563 Oberbefehlshaber der königlichen Truppen am rechten Donauufer und Kommandant von Szigetvár. Als solcher besiegte er wiederholt die Türken, die ihm Rache schworen. Am 6. Aug. 1566 erschien der Sultan Suleiman im Angesicht dieser Stadt, die Z. an der Spitze der 2500 Mann starken Besatzung bis zum letzten Atemzug zu verteidigen beschloß. Vom Entsatzheer unter Maximilian im Stiche gelassen, sah sich Z. nach mehreren tapfern Ausfällen genötigt, die Neustadt den Flammen zu opfern; 10 Tage darauf erstürmten die Janitscharen auch die Altstadt, und Z. zog sich mit dem Rest von 800 Mann in das Schloß zurück. Vom 26. Aug. bis 1. Sept. unternahmen die Türken täglich mehrere Stürme, die alle zurückgeschlagen wurden. Am 5. Sept. flog eine Mine auf und setzte das äußere Schloß in Brand, worauf Z. sich in die innere Burg zurückzog. Als 7. Sept. auch diese in Brand geriet, stürzte er sich, nur mit Helm, Schild und Säbel bewaffnet, mit seinen 600 Mann mitten in den Feind, sank aber schon auf der Schloßbrücke, von drei Kugeln getroffen, zu Boden. Noch atmend geriet er in die Gewalt der Türken, und Großwesir Mohammed ließ ihm den Kopf abschlagen (8. Sept.). Die Seinigen kamen teils um, teils wurden sie in das brennende Schloß zurückgedrängt. Hier flogen plötzlich die Pulverkammern in die Luft, und eine große Zahl Türken wurde zerschmettert. Die Belagerung hatte dem Sultan, der selbst den Fall der Festung nicht erlebte, über 20,000 Mann gekostet. In Budapest errichtete Franz Joseph I. dem Z. eine Büste, und auch in Csakathurn wurde ihm eine Denksäule errichtet. Sein Heldenleben wurde mehrfach, unter andern von Th. Körner und dem Holländer de Thomas, dramatisch bearbeitet. Vgl. Herold, F. A. C. Werthes und die deutschen Zriny-Dramen (Münster 1897). – Zrinyis Urenkel, der »Held und Dichter« Niklas, Graf von Z., geb. 1616 in Csákvar, kämpfte 1645 in Mähren gegen die Schweden, wurde 1647 Bau von Kroatien, schlug 1663 die Türken mehrmals, konnte aber trotz seiner Verdienste und großen Ruhmes weder das Vertrauen des Hofes, noch ein selbständiges Kommando erhalten (mit dem kaiserlichen Oberbefehlshaber Montecuccoli hatte er sich überworfen) und ward 18. Nov. 1664 auf der Jagd bei Csakathurn von einem Eber zerrissen. Nach einem unverbürgten Gerücht soll ihn ein Jäger im Auftrag des Hofes getötet haben. Er war ein Freund der Wissenschaften und selbst Dichter. Seine »Werke« (Wien 1651) enthalten Idylle, Lieder, taktische und strategische Abhandlungen und das Epos »Zriny. ide«. Vgl. Ungarische Literatur, S. 896, und de Bertha in den »Annales internationales d'histoire« (Par. 1901), Bd. 1, S. 197 ff. Eine Prachtausgabe seiner sämtlichen Arbeiten veranstaltete Toldy (Pest 1852). Seine militärischen Schriften gab Eug. Rónai Horvath heraus (1893). Niklas' einziger Sohn Adam fiel in der Schlacht bei Slankamen (1691). Sein Bruder Peter, Graf von Z., Banus von Kroatien, geb. 1621, besiegte wiederholt die Türken, wurde als Teilnehmer an der Wesselényischen Adelsverschwörung gefangen genommen, durch ein fremdes Kriegsgericht zum Tode verurteilt und 30. April 1671 in Wiener-Neustadt mit Franz Nadasdy enthauptet. Mit seinem unschuldig eingekerkerten Sohn Johann Balthasar erlosch 1704 der Mannesstamm der Z.-Die Tochter des Niklas Z., Helene (Ilona), ehelichte in erster Ehe Franz Rákóczi I. und wurde die Mutter des Fürsten Franz Rákóczis II. Als Witwe schloft sie aus Patriotismus eine zweite Ehe mit Em. Thököli, für den sie drei Jahre hindurch Burg Munkács gegen die Kaiserlichen verteidigte. Dann folgte sie ihrem Gemahl ins Exil nach Izmid (Kleinasien) und starb 1703 in Konstantinopel. Ihre Asche sowie jene Thökölis und Franz Rákóczis wurde im Oktober 1906 mit fürstlichem Pomp nach Ungarn übergeführt und im Kaschauer Dom bestattet. Vgl. Salamon, Die ersten Z. (Pest 1865); Sam. Barabás, Urkunden zur Geschichte Nikolaus Z. (das. 1899); B. Németh, Monographie der Stadt Szigetvár (das. 1904); Széchi, Graf Nikolaus Z. der Dichter (das. 1896–1902, 5 Bde.), alle in magyar. Sprache; Rački und Bojničić, Acta coniurationem banus Petri a Zrinio et Frangepani illustrantia (Agram 1873–88, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 997.
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