Bignon

[770] Bignon (spr. Binjong), 1) Jérome, Sohn des Parlamentsadvocaten Roland B, geb. 1589 in Paris u. st. 1656 als königlicher Bibliothekar; er schrieb als Knabe: Chorographie de la terre sainte, Par. 1600; Discours de la vi lle de Rome, ebd. 1604; De l'excellence des rois de France, ebd. 1610; u. gab heraus: Marculfi formulae etc., ebd. 1613; u. Voyage de Franc. Pyrard de Laval aux Indes orientales, ebd. 1615, 2 Thle, u. A. 1679, 3 Thle.; 2) Jean Paul, Enkel des Vor, geb. 1662 in Paris, wurde 1693 Abt zu St. Quentin, dann Staatsrath, Dechant von St. German l'Auxerrois, Präsident der Akademie, Bibliothekar des Medaillen- u. Antikencabinets; er legte auf seinem Schlosse zu Isle Belle eine griechische Bibliothek an u. st. daselbst 1743. Er schr.: Médailles sur les principaux événemens du regne de Louis le Grand. Par. 1702, Fol., 1723; Les aventu res d'Abdalla, fils d'Hanif. ebd. 1713, 2 Bde., neu 1773 von Colson herausgegeben. 3) Louis Pierre Edouard, Baron de B, geb. 1771 zu Guerbaville in der Nähe von Rouen, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung auf einem Pariser Gymnasium, schrieb dann für Journale u. wurde 1793, um den Verfolgungen während der Revolution zu entgehen, Soldat. Da er in die diplomatische Laufbahn einzutreten wünschte, so wandte er sich mit einem humoristischen Gedichte an das Directorium, welches seine poetische Bitte gewährte, er wurde 1797 Legationssecretär in der Schweiz, 1799 in Savoyen, 1800 in Berlin, ward dort Chargé d'affaires, 1802 Gesandter zu Kassel, verwaltete von 1806–8 mit Daru die von den Franzosen occupirten preußischen u. österreichischen Länder, wurde 1809 Gesandter in Karlsruhe u. regte zuerst die Idee des Rheinbundes an u. ging mit diplomatischen Aufträgen nach Warschau, wo er bis 1813 als Resident mit großem Geschick die französischen Interessen zu vertreten wußte, bis ihn der Abbé de Pradt, seine Pläne vereitelnd, ablöste. Nach dem Rückzug der Franzosen ging er mit Poniatowsky aus Polen durch die österreichischen Staaten nach Dresden, nahm Theil am Congreß zu Prag u. wurde nach der Schlacht von Leipzig eine Zeitlang in Dresden gefangen gehalten. Während der 1. Restauration lebte er auf dem Lande, wurde während der 100 Tage Director der politischen Correspondenz der Auswärtigen Angelegenheiten u. nach der Schlacht von Waterloo Minister der Auswärtigen Angelegenheiten u. unterzeichnete als solcher die 2. Capitulation von Paris; er wurde seit 1817 zum Deputirten gewählt u. sprach als solcher 1818 gegen die Ausnahmegesetze u. für die Zurückberufung der Verbannten. Als Napoleon starb, ernannte er B. zu einem seiner Testamentsvollstrecker u. hinterließ ihm den Auftrag, die diplomatische Geschichte seiner Zeit zu schreiben. Nach der Revolution von 1830 wurde er unter der provisorischen Regierung Minister des Auswärtigen u unter Ludwig Philipp vom August bis November Mitglied des Ministerrathes, 1837 wurde er zum Pair ernannt u. st. 1841. Er schr.: Le système adoptiv par le directoire relativement à la républ. cisalpine, Par. 1799, Expose comparatif de l'état de la France et des principales puissances de l'Europe, ebd. 1814; Précis da la situation politique de la France 1814._– 15, Par. 1815; Coup d'oeil sur les démèles des cours de Bavarie et de Bade, 1818; Les proscriptions, ebd. 1820, 3 Bde.; Du congrès de Troppau, 1821; Les cabinets et les peuples, ebd. 1823; Hist. de France depuis le 18. Brum, jusqu' à la paix de Tilsit, 1827–38, 7 Bde., vollendet von Ernoulf (deutsch von Hase, 1830 ff., 6 Bde.), u. Hist. de France depuis la paix de Tilsit jusq' en 1812, 1838, 4 Bde. (deutsch von Alvensleben, 1838–40, 6 Bde.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 770.
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