Boisserée

[40] Boisserée (spr. Boass'reh), 2 Brüder, Sulpice, geb. 1783 in Köln, u. Melchior, geb. 1786 ebenda; sie machten 1803 mit Joh. Bapt. Bertram (s.d. 4)) eine Reise nach Paris, wo sie 9 Monate verweilten. Dort durch Fr. von Schlegels Vorlesungen zu Kunststudien angeregt, wandten sie ihre Aufmerksamkeit der großen Sammlung, namentlich altdeutscher Gemälde zu, welche Napoleon damals in Paris zusammengebracht hatte. Sie faßten in Folge dessen die Idee, die zerstreuten Bilderschätze aufgehobener Klöster in Deutschland zu sammeln u. alles Werthvolle an altdeutschen Gemälden aus den Händen der Händler aufzukaufen. Diesen Vorsatz führten sie bei ihrer Rückkehr nach Deutschland mit großem Eifer u. glücklichem Erfolge durch u. unternahmen Reisen nach den Niederlanden, Franken, Sachsen, Böhmen, SDeutschland etc. So entstand die Boisseréesche Gemäldesammlung, die werthvollste für die Deutsche Schule, deren genauere Kenntniß ihren unermüdlichen Bestrebungen zu danken ist. 1819 gingen sie nach Heidelberg, um ihre Studien[40] über Kunst u. Alterthum dort fortzusetzen, noch in diesem Jahre aber nach Stuttgart, wo ihnen der König ein eigenes Gebäude zur Aufstellung ihrer Sammlung kostenfrei überließ. Dort acquirirte 1827 der König Ludwig von Baiern die Sammlung um 120,000 Thlr. Diese kam erst nach Schleißheim, dann in ihren werthvollsten Schätzen 1836 in die Pinakothek in München. 40 Gemälde wurden in der Moritzkapelle zu Nürnberg aufgestellt. Die Sammlung beginnt mit Anfang des 13. Jahrh. u. zerfällt in drei Abtheilungen, von denen die erste die Altkölnische Malerschule bis zum 15. Jahrh.; die zweite die Werke Jan's van Eyck u. seiner Zeitgenossen H. v. der Goes, Hemling, Isr. v. Mekenem, Martin Schön, Mich. Wohlgemuth u.a.m.; die dritte endlich Werke aus dem 15. u. 16. Jahrh., vorzüglich von Dürer, Lukas von Leyden, Holbein, Heemskerk, L. Cranach, Mabuse, Schoreel u.a.m. enthält. Sulpice, der sich hauptsächlich der Architektur zugewandt u. durch seine Forschungen auf dem Gebiete der altdeutschen Kirchenbaukunst sich um die Kunstgeschichte großes Verdienst erwarb, wirkte mit lebhaftem Interesse für den Weiterbau des Kölner Doms, ging 1827 mit nach München u. wurde 1835 Oberbaurath u. Generalconservator der plastischen Denkmale Baierns, nahm aber schon 1836 seinen Abschied, um seiner Gesundheit halber sich eine Zeitlang in SFrankreich u. Italien aufzuhalten; 1845 wurde er preußischer Geheimer Hofrath u. lebte in Bonn, um dem Dombauverein möglich nahe zu sein; er st. hier am 2. Mai 1854. Melchior, der seine ästhetischen Studien vorzugsweise der Malerei zuwandte, begleitete seinen Bruder nach München, wo er bes. der Wiederbelebung der Glasmalerei Vorschub leistete, u. dann nach Bonn, wo er am 14. Mai 1851 st. Seine Sammlung von Glasmalereien vermachte er der Stadt Köln, wo sie in dem neu zu erbauenden Museum zur Aufstellung kommen wird. Die Brüder, bes. Melchior, gaben mit dem Lithographen Strixner vereint ihre Sammlung durch Steindruckcopien, Stuttg. u. München 1821–34, 38 Lief. heraus. Sulpice gab heraus: Geschichte u. Beschreibung des Doms zu Köln, 1823–31 in 4 Lief., deutsch u. französisch, von welchem Prachtwerke 1842 Ausgaben in verkleinertem Maßstabe der Kupfer erschienen; Die Denkmäler der Baukunst am Niederrhein vom 7.–13. Jahrh., 1831–33, 2. Aufl. 1842, mit französischem u. (1842–44) mit deutschem Text; er schr.: Über den Tempel des Heiligen Grabes, 1834; Die Kaiserdalmatica in der Peterskirche zu Rom, 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 40-41.
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