Burgdorf

[470] Burgdorf, 1) Amt in der hannöverschen Landdrostei Lüneburg; 4 OM. mit 8000 Ew. in 35 Gemeinden; 2) Stadt u. Amtssitz darin, an der Aue; Branntweinbrennerei, die älteste Kirche der Gegend, Schloß, das früher stark befestigt war, brannte 1809 zum großen Theil ab u. ist regelmäßig wieder aufgebaut worden; 2500 Ew.; 3) Dorf im Amte Wöltingerode, hannöversche Landdrostei Hildesheim 700 Ew. Hier sonst die alte kaiserliche Pfalz Werla Aufenthaltsort der deutschen Kaiser Heinrich I. bis Konrad III. B. gehörte dann dem Stifte Hildesheim; um 1420 nahm es Herzog Bernhard von Braunschweig weg u. befestigte es. Dessen Sohn Otto erbaute 1433 das dasige Schloß; B. wurde 1519 in der Hildesheimer Fehde u. 1682 von den Kaiserlichen verbrannt; 4) Pfarrdorf im Amte Sal dern des braunschweigischen Districts Wolfenbüttel dabei die Asseburg, s.d.; 5) Amtsbezirk im Schweizercanton Bern, im nördlichen tiefliegenden Theile ergiebiges u. vortrefflich cultivirtes Ackerland, wird von der Emme durchströmt u. von der Bern u. Basel verbindenden Eisenbahn durchschnitten, zählt in[470] 25 Civilgemeinden 24,100 Ew.; Leinwandfabrikation; 6) Stadt u. Hauptort das. an der Emme u. der Centralbahn; über die untere Stadt führt eine steinerne Brücke nach der oberen; auf der Höhe ein im 7. Jahrh. erbautes Schloß, mehrere öffentliche Bildungsanstalten, Stadtbibliothek, Forstschule u. Waisenhaus, Post- u. Telegraphenbureau; Industrie in Seidenband, Damast, Bleiweiß, Tabak u. Chocolade, Flachsspinnerei, Stapelplatz für die Producte des Emmenthales, bes. für Käse u. Leinwand; 3700 Ew. – B. wurde von Baltram u. Sintram von Lentzburg erbaut u. Anfangs des 13. Jahrh. durch Berchthold V. von Zähringen befestigt; um 1270 kam es an die Herren von Kyburg, 1326 pfandweise an Ulrich von Signau, 1363 häuflich an Österreich, 1384 wurde es von den Bernern mit Hülfe der Eidgenossen belagert u. ihnen gegen Zahlung von 37,000 Fl. häuflich abgetreten. Das Schloß wurde 1798–1804 von Pestalozzi bewohnt u. zu einem Erziehungsinstitute eingerichtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 470-471.
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