Eichhorn [1]

[523] Eichhorn (Sciurus), Gattung der Nagesäugethiere aus der Familie der eichhornartigen Nagethiere (Sciurina); Vorderläufe mit 4 langen Zehen u. einer Daumenwarze mit Nagel, Hinterläufe 5 Zehen, Nägel lang, Nagezähne oben u. unten 2, Backzähne oben 5, unten 4, auf jeder Seite, Schädeltheil sehr entwickelt, Schnauzentheil verkürzt, Ohren aufrecht, oft mit Haarbüschel, Schwanz von Körperlänge u. darüber, meist zweizeilig behaart, Rumpf schlank, Läufe kurz, die vorderen kürzer als die hinteren. Arten sehr zahlreich, in allen Welttheilen, nur nicht in Neuholland; 1) Gemeines E. (Eichhörnchen, Eichkätzchen, S. vulgaris L.), 10 Zoll lang, 4 Zoll hoch, fuchsroth od. schwarz, bei beiden der Bauch weiß; Erstere werden im Winter im Norden ganz grau, Schwanz fächerig u. sehr langhaarig, im Winter hat es auf den Ohren lange Haare, die wie Hörner aussehen, aber im Sommer verschwinden; mehrere Varietäten, braunschwarze mit fuchsrothem Bauche, graue, weiße, gelbe, schwarz u. weiß od. roth u. weiß gefleckte, rothe mit weißem Schwanz u. Füßen, schwarze mit weißem Schwanz u. Füßen. Das E. ist äußerst schnell, springt immer in starkem Galopp u. mittelst seines Schwanzes oft 12 Fuß weit von Baum zu Baum, sitzt meist, den Schwanz in die Höhe reckend, auf den Hinterfüßen, schwimmt auch, läßt sich zähmen, ist aber zuweilen, bes. zur Begattungszeit, sehr bös. Aufenthalt in ganz Europa u. ganz Rußland, Nordamerika, wo es wandert; meist in Nadelholz, baut sich in der Höhe sein Nest von dünnen Reißern brodförmig, von allen Seiten bis auf den Eingang geschlossen, innen weich ausgefüttert; es hat meistens mehrere Nester u. läßt das Windloch dem gewöhnlichen [523] Winde entgegen; im März paart sich das E. u. nach 4 Wochen bringt das Weibchen 3–7 Junge, die 9 Tage blind sind; sie wachsen bis in den 7. Monat u. werden 7–8 Jahre alt. Das E. nährt sich von Nüssen, Samen u. Knospen u. legt sich Vorrathskammern an; das Fleisch ist eßbar; die Bälge (Eichhornfelle) in den nördlichen Gegenden geben schönes Grauwerk (Veh); verwendet werden dieselben zu Besätzen, Pelz- u. Kragenfutter für Männer u. Frauen etc.; die Schwanzhaare braucht man zu Malerpinseln. In Menge thun die E. bes. dem Nadelholzsamen großen Schaden; man schießt sie mit der Schrotflinte, auch wohl mit dem Blaserohr, od. fängt sie in Fallen. 2) Livre-E. (S. getulus L.), aus Nordafrika; rothgrau, unten weiß, Schwanz schwarz, weiß schattirt; lebt in der Berberei auf Palmen. 3) Graues E. (S. cinereus L.), ohne Haarpinsel, aschgrau u. größer als das Gemeine E.; in Nordamerika. 4) Fuchs-E. (S. capistratus s. cinereus Schreb.), hellgrau, Stirn u. Wangen bräunlich schwarz, Nase u. Ohren weiß, Pelz sehr grob; Länge 14 Zoll 5 Linien, Schwanz 15 Zoll 2 Linien; im Süden der Vereinigten Staaten. 5) Nordisches E., (Graues E., S. leucotis s. carolinensis), grau od. bräunlich schwarz, mit ockerfarbenem Rückenstreif, hellgrauen Seiten, Hals u. Hüften, Nase, Wangen, Augenkreis, Außenseite der Füße u. Seitenstreif gelblich braun, Ohren hinten weißlich, ockerfarben gerandet; Länge 12 Zoll, Schwanz 12 Zoll; von den nördlichen Gebirgen Silnricus bis zur Hudsonsbai. 6) Größtes E. (S. maximus), oben rothbraun, unten ockergelb; Länge 15–16 Zoll, Schwanz fast eben so lang. Das Flughörnchen (Pteromys), Backenhörnchen (Tamias) u. Erdeichhörnchen (Spermophilus), letztere auch Ziesel genannt, Fingerthier od. Handmaus (Aye-Aye, Cheiromis), bilden jetzt besondere Gattungen (s.d. a.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 523-524.
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