Gennadĭus

[159] Gennadĭus, 1) G., im 5. Jahrh. Presbyter in Marseille, starb nach 495; er gehörte zu den Pelagianern u. war bes. ein Gegner der Augustinischen Prädestinationslehre; von seinen Schriften sind erhalten: Fortsetzung von Hieronymus De viris illustribus (bis 495), herausgeg. u.a. Basel 1529 u. in J. A. Fabricius Bibliotheca eccles., Hamb. 1718; u. Epistola de fide mea ad Gelasimum, herausgeg. von Elmenhorst, Hamb. 1614; 2) G. (hieß eigentlich Georg Scholarios), geb. um 1400 in Constantinopel, einer der gelehrtesten griechischen Geistlichen seiner Zeit, galt bes. viel bei dem Kaiser Johann Paläologos, weshalb ihn dieser auch mit sich nach Italien nahm, als wegen der Vereinigung der Morgenländischen u. Abendländischen Kirche (wegen des Henotikon) die Synode erst 1438 in Ferrara, dann in Florenz 1439 gehalten wurde. Er war anfänglich für die Union, wurde jedoch später, nachdem Kaiser Johann 1448 gestorben war u. dessen Bruder Constantin den byzantinischen Thron bestiegen hatte, einer der heftigsten Gegner des Henotikon, wobei er unter den Laien den Großherzog Lucas Notaras, ersten Minister des Kaisers, auf seiner Seite hatte. G. war bereits damals in das Kloster zum Pantokrator in Constantinopel getreten u. hatte bei dieser Gelegenheit den Beinamen G. angenommen. Unter diesem Namen wurde er nach der Eroberung der Stadt durch die Türken auf Befehl des Sultans Muhammed II. der erste Patriarch von Constantinopel, legte aber schon 1458 diese Würde nieder u. starb 1464 im Kloster. Er schrieb auf Anlaß des Sultans Ἔκϑεσις τῆς πίστεως τῶν ὁρϑοδόξων Χριστιανῶν, welche Martin Crusius in seiner Turcograecia (Basel 1584) abdruckte; außerdem: Περὶ τῆς ὀδοῦ τῆς σωτηρίας ἀνϑρώπων; Κατὰ Αὐτοματιστῶν καὶ Ἑλληνιστῶν; Περὶ προορισμοῦ; Homilien, Hymnen, philosophische u. theologische Abhandlungen, herausgeg. von Gaß; vgl. Gaß, G. u. Pletho, Bresl. 1844. 3) Georg, geb. 1786 zu Zagori in Epirus, widmete sich frühzeitig dem Lehramte; bereits 1805 lehrte er die griechischen Wissenschaften in Bukarest, wurde 1815 Lehrer am Lyceum daselbst, 1817–1820 am Gymnasium in Odessa u. später, nachdem er nach Ausbruch der Griechischen Revolution 1824 nach Griechenland selbst gegangen war, seit 1828 an den Gymnasien auf der Insel Ägina, in Nauplion u. in Athen u. starb im November 1854 in Athen. Er hat Mehreres aus dem Italienischen u. Deutschen übersetzt, mit Georg Lassanis eine Παιδικὴ ἐγκυκλοπαιδεία (Moskau 1819, in mehreren Theilen herausgegeben, Γραμματικη τῆς ἑλληνικῆς γλώσσης, Athen 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 159.
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