Metelīno

[185] Metelīno (türkisch Midilli), 1) Liwa des türkischen Ejalets Dschesair, so v.w. Lesbos (n. Geogr.); 2) Hauptinsel desselben, vor dem Meerbusen von Adramitty, von der Küste Kleinasiens nur durch einen Meeresarm getrennt; 29 QM.; gebirgig, bes. gut bewaldet, mit vielen Bächen; hat angenehmes Klima, mehre Warmquellen; ist sehr fruchtbar u. liefert namentlich herrliche Weintrauben, welche größtentheils getrocknet u. dann ausgeführt, auch zur Bereitung des Weins verwendet werden, vorzüglich aber Olivenöl u. Schiffsbauholz u. außerdem allerhand nutzbare Bäume, Baumwolle, Kapern, Südfrüchte, Gartengewächse, Honig, Wachs, Mastix, Marmor, Walkerde etc.; 40,000 Ew., halb Griechen, halb Türken; treiben Ackerbau, Viehzucht (Schafe, vorzüglich Ziegen), Baumwollen- u. Seidenweberei, Fischerei, Schifffahrt, Handel; 3) (Kastro), Hauptstadt auf der Ostseite, an der Stelle des alten Mitylene; Sitz des türkischen Aga u. griechischen Erzbischofs, hat eine Citadelle mit türkischer Garnison, 7 Kirchen, Seifensiedereien, Ölbereitung, ansehnlichen Handel, Schifffahrt, 2 Häfen; 6000 Ew. – M. hieß im Alterthum Mytilene od. Mitylene u. war eine große, befestigte, schöne, bevölkerte, reiche Stadt mit zwei Häfen, anfangs auf einer Insel gebaut, dann aber durch einen Damm mit Lesbos verbunden; sie war ein Hauptsitz der Schönen Künste, bes. der Dichtkunst, u. hier wurden poetische Wettkämpfe gehalten. In M. waren Sappho, Alkäos u. Pittakos geboren. M. stand unter athenischer Oberherrschaft, fiel aber im Peloponnesischen Kriege ab. Allein die Athener unter Pakches belagerten es, zwangen es nach hartnäckiger Vertheidigung 427 v. Chr. zur Übergabe, schleiften die Mauern, nahmen die Schiffe, tödteten 1000 Ew. u. confiscirten das Eigenthum der übrigen. Alexanders des Großen Feldherr, Memnon, belagerte es wieder u. nahm es mit Sturm; im Mithridatischen Kriege wurde es wegen seiner Anhänglichkeit an Mithridates von den Römern hart mitgenommen; unter römischer Herrschaft war es eine freie Stadt u. hob sich bedeutend, bes. durch die Gunst des Pompejus, dessen Vertrauter Theophanes daher stammte. Bei M. wurde 1690 die türkische Flotte von den Venetianern besiegt. 1755 litt M. mit der ganzen Insel sehr durch Erdbeben. 1821 hier Sieg der Griechen über die Türken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 185.
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