Rettig [1]

[67] Rettig, 1) die Pflanzengattung Raphanus; bes. 2) die Wurzel von Raphanus sativus, in China wildwachsendes Wurzelgewächs, wird in Gärten u. auf Äckern gezogen. Durch die Cultur sind folgende Abarten entstanden: a) Winterrettig (R. sat. hiemalis, Großer rübenförmiger od. Erfurter R.), die Wurzel dauert fast zwei Jahre u. erlangt nicht selten ein Gewicht von sechs[67] u. mehr Pfunden; die äußere, ziemlich dicke, fast ganz schwarze Schale ist etwas aufgerissen. Die einzelnen Körner werden fußweit von einander gegen Johannis in lockeres, fettes, wohl bearbeitetes Land gesteckt, u., wenn es nicht regnet, fleißig begossen. Gegen Michaelis nimmt man die Wurzeln aus der Erde u. verbraucht sie entweder gleich od. schlägt sie für den Winter in dem Keller in den Sand ein. b) Sommerrettig (R. sat. aestivus), kleiner u. minder scharf, aber mit ebenfalls schwarzer Rinde; wird in den ersten Tagen des Mai gelegt u. kann schon im Juli genossen werden. c) Sandrettig, mit runder Wurzel, weniger schmackhaft; wird 3–4 Wochen nach Johannis gesäet; die aufgegangenen Pflänzchen werden dann Fuß weit auseinander gesteckt; wird bald im Winter pelzig. d) Korinthischer R. (R. sat. gongyloides), setzt einen Knollen über der Erde an, wie Kohlrabi, unter der Erde verästelt sich die Wurzel; erlangt ansehnliche Größe u. ist von angenehmem Geschmack. e) R. caudatus, in Japan heimisch; die jungen Schoten ähneln im Geschmack den Radieschen. f) Ölrettig (R. sat. oleïferus), dem Radieschen sehr ähnlich, hat aber kleinere Wurzeln, stärkere Zweige u. Stängel, breitere u. behaartere Blätter u. mehr u. größere Schoten mit rundlichen, röthlichbraunen Samen; verlangt einen kräftigen, gut bearbeiteten Mittelboden. Der Samen wird im Frühjahr od. Herbst, breitwürfig od. in Reihen, die Körner 3–5 Zoll auseinander) gesäet u. flach untergeeggt, u. das Feld gewalzt. Wenn die Pflanzen einige Blätter haben, werden sie behackt, wenn sie größer geworden sind, gegätet, od. mit der Pferdehacke behackt, u. die zu dicht stehenden Pflanzen ausgerissen u. an leere Stellen gesteckt. Wenn die Stängel des R-s weiß werden u. die Schoten zum größeren Theil reif sind, wird geerntet. Er wird gemäht, geschnitten od. ausgerauft, in Bündel gebunden u. zum Trocknen aufgestellt. Das Öl ist sowohl zum Speisen als zum Brennen sehr gut. Aus dem Ruße dieses Öls wird die Chinesische Tusche bereitet. – Der R. hat eine nicht unangenehme Schärfe, die in der Rinde, welche meist abgeschält wird, am concentrirtesten ist. Man schneidet ihn in Scheibchen, die man mit Salz bestreut, u. ißt ihn als Zukost zu Brod u. Butter; mäßig genossen bekommt der R. meist nicht zu schwachen Magen sehr gut. Da er schleimauflösend ist, so wird er auch bei Magen- od. Brustverschleimungen angerathen, eben so, da er den Harnabgang befördert, in Nieren- u. Blasenkrankheiten, auch in Wassersuchten u. bei Scorbut. Auf die Hant gelegt, dient er als äußerlich rothmachendes Mittel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 67-68.
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