Salonichi

[801] Salonichi (türk. Selanik, slaw. Solun), 1) türkisches Ejalet, umfaßt Theile des alten Macedoniens u. Thessaliens; hat 575 QM. mit fast 1 Mill. Ew., von denen die Hälfte Christen sind, ist gebirgig u. bildet nach Süden die Chalcidische Halbinsel; Hauptfluß ist der Vardar; im Ganzen ist das Land fruchtbar u. bringt Mais u. andere Getreide, Gemüse, Tabak, Wein, Baumwolle, Öl, Südfrüchte, Opium, Galläpfel, Seide, Honig, Wachs u.m. Eingetheilt ist das Ejalet in die 4 Liva's: Salonichi, Drama, Seres u. Tribala; 2) (Thermäischer Busen), Meerbusen zwischen der Chalcidischen Halbinsel, Macedonien u. Thessalien, nimmt die Flüsse Salambria, Indsche-Karasu, Vardar u.v.a. auf; 3) Hauptstadt des Ejalets, an einer Bucht des Meerbusens, begrenzt von den Vorgebirgen Großes u. Kleines Burnu (Bernus); hat Schloß (Citadelle), Befestigung (Mauer mit Thürmen), 10 große, viele kleine Moscheen, griechische Kirchen (Rotunde mit hohem Dom) u. Klöster, auch eine römisch-katholische Kirche, Synagogen, Hospitäler, Armenküchen, jüdische Hauptschule (Hora), viele griechische Elementarschulen, freie Plätze, Bäder, Hane etc.; ist Sitz eines Generalgouverneurs, eines griechischen Metropoliten u. der Consuln fast aller Nationen. Der Hafen ist geräumig u. sicher. Viele Fabriken fertigen Baumwolle, Sasfian, Teppiche, Seidenwaaren, Tabak, Metallwaaren; Handel mit diesen Kunstproducten u. mit Korn, Wolle, Öl, Opium, Gummi, Farben, Tüchern, Kaffee u. anderen Colonialwaaren; verkehrt mit der ganzen Türkei u. fast allen Nationen Europas, auch mit Amerika (1856 betrug die Einfuhr 11 Mill. Gulden, die Ausfuhr 14 Mill. Gulden); 70,000 Ew. (darunter 30,000 Juden, von vertriebenen Spaniern abstammend, mit eigenem Dialekt des Spanischen u. mancherlei Freiheiten, u. 10,000 Griechen). In S. wie in der reizenden Umgebung finden sich viele Überbleibsel alter Denkmäler u. Gebäude der alten Stadt Thessalonike. Durch die Pest (1837) u. durch große Feuersbrünste (8. Sept. 1839, 17. Novbr. 1846, 8. April u. 28. Juni 1854, 12. Juli 1856, 13. März 1857) hat die Stadt bedeutend gelitten, ist aber nächst Constantinopel noch immer die wichtigste Stadt der Europäischen Türkei. Die Geschichte s.u. Thessalonike.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 801.
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