Toulon

[725] Toulon (spr. Tulong), 1) (T. sur Mer), Arrondissement im französischen Departement Var; 24 QM., 127,900 Ew.; 2) Hauptstadt hier, an einer weiten Bucht des Mittelmeeres zwischen fruchtbaren Bergen; Kriegshafen (einer der größten u. sichersten von Europa), welcher aus dem alten u. dem neuen besteht, beide durch einen Kanal verbunden, Station u. Seepräfectur für die Flotte des Mittelmeeres ist, durch die umliegenden Forts, so wie durch die stark befestigte Stadt sehr fest u. von der Südseite her für unüberwindlich gilt. Ringsum erheben sich steile, felsige Höhen. Außerdem hat T. noch eine große u. kleine Rhede. Die Einfahrt zum Hafen sichern zwei starke, mit Werke umgebene Thürme, la grosse tour auf der einen u. la tour de Balaguier auf der andern Seite, erster steht durch Küstenbatterien mit den Forts St. Louis u. la Malgue in Verbindung, auch bei letzterem liegen Küstenbatterien u. das Fort de l'Eguillette; das Fort la Malgue u. St. Catherine nebst 6 andern krönen die Höhen auf der Landseite; diese gesammten Festungswerke verlangen zu ihrer vollständigen Armirung über 20,000 Mann Besatzung. T. hat gerade Straßen, mehre freie Plätze (der größte der viereckige Paradeplatz: Champ de bataille), 180 Springbrunnen, Kathedrale, Stadthaus, ehemaliges Jesuitenhaus mit Seminarium für Schiffsprediger, 8 Kirchen, mehre Hospitäler, Bagnos für 4500 Galeerensklaven, Seecadettenschule, Botanischen Garten, Modellhaus, Haus zum Taudrehen, Quarantainehaus, Stückgießerei, Schiffsdocken u. Schiffswerfte, großes Seearsenal, Matrosenhospital u. Lazareth, königliche Tabaksfabrik; man fertigt Segeltuch, wollene, baumwollene u. seidene Waaren, Seife, Öl, Bier, Branntwein; Mandel-, Kapern-, Wein-, Ölbau, Fischerei (auf Thunfische, Sardellen, Korallen), Handel. T. ist durch Eisenbahn über Marseille u. Lyon mit Paris u. dem südöstlichen französischen Eisenbahnnetz verbunden u. hat regelmäßige Dampfschiffverbindung mit Algier u. Oran. 1862: 84,987 Ew. – T. wird zuerst im 4. Jahrh. von dem Verfasser des Itinerarium Antonini als Telo Martius genannt; es war damals schon bedeutend, u. ein kaiserlicher Procurator über die dortigen Färbereien gesetzt. Im Anfang des 10. Jahrh. wurde es von den [725] Sarazenen zerstört, doch baute es der Vicomte von Marseille um das Jahr 1000 wieder auf; 1186 u. 1197 wurde es von den Sarazenen wieder zerstört, erholte sich aber bald u. theilte nun die Schicksale der Provence. 1707 wurde es von einer österreichisch-savoyischen Armee nuter dem Herzog Victor Amadeus von Savoyen u. dem Prinzen Eugen vom 20. Juli bis 14. Sept. belagert, vom Marschall Tessé aber tapfer vertheidigt. u. endlich die Belagerung, da die Alliirten in Gefahr standen abgeschnitten zu werden, aufgehoben (s.u. Spanischer Erbfolgekrieg S. 440). Nun wurden die Werke von T. durch Forts ansehnlich verstärkt. 1744 zwischen T. u. den Hyerischen Inseln große Seeschlacht zwischen der französisch-spanischen Flotte u. den Engländern, in welcher Letztere siegten. Im Revolutionskrieg zeigte sich T. dem neuen System abgeneigt, das Volk stand gegen den Convent auf u. übergab T. 29. Aug. 1793 der vereinten englischen u. spanischen Flotte unter dem Admiral Hood. Nun belagerten die Republikaner T., u. wirklich glückte es endlich denselben, hauptsächlich durch Bonaparte, die Engländer zu vertreiben (20. Nov.), zuvor verbrannten dieselben aber die französische in in ihre Hände gefallene Flotte von T. 1817 erhielt die Stadt von Ludwig XVIII. den Beinamen einer guten Stadt. Vgl. Sotzmanns Plan der Stadt u. Festung T., gest. von H. Kliawer 1793, Weim. 1806. 3) (T. sur Arroux), Marktflecken im Arrondissement Charolles des Departements Saône-Loire; Brücke mit 13 Bogen über den Arroux; Lachsfang; 2400 Ew. T. ist das Telonnum der Alten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 725-726.
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