Verdienstorden

[459] Verdienstorden, Orden, welcher von einem Souverain für Militär- od. Civilverdienste ertheilt wird. A) Militär-V.: a) Badischer Militär-Karl-Friedrichs-V., s. Karl-Friedrichs-Militär-Verdienstorden; b) Kurhessischer Militär-V. (Ordre pour la vertu militaire), vom Landgrafen Friedrich II. 25. Febr. 1769 gestiftet; Ordenszeichen: ein rothemaillirtes, in acht Spitzen auslaufendes Kreuz, auf welchem der Namenszug F. L. (Friedrich, Landgraf) u. die Devise Virtuti steht. Zwischen den Kreuztheilen steht der hessische gekrönte goldene Löwe; Band himmelblau-, silbereingefaßt; eine einzige Klasse wird um den Hals[459] getragen; c) Österreichischer Civil-V. so v. w. Franz-Joseph-Orden, s.d.; d) Polnischer Militär-B., 1791 bei dem Ausbruch des Krieges mit Rußland vom König Stanislaus August (Poniatowsky) gestiftet, ging bald wieder ein, denn der König verbot nach wenig Monaten, als er der Targowitzer Conföderation u. dadurch der russischen Partei beitrat, die Tragung desselben u. forderte die Ernennungspatente zurück. 1807 wurde er durch die Constituirung des Herzogthums Warschau wieder erweckt u. am 26. Dec. 1807 vom König von Sachsen, als Herzog von Warschau, völlig wieder hergestellt. Auch der Kaiser von Rußland bestätigte ihn, alser 1815 Polen übernahm. Sodann wurde er während des Polnischen Insurrectionskrieges von den Polen vergeben, die so vertheilten Kreuze aber von den Russen nicht anerkannt. Nach den neuen vom Kaiser Nikolas I. gegebenen Statuten sollte der Orden fortbestehen, aber nicht weiter verliehen werden. Ordenszeichen: ein schwarzemaillirtes Kreuz mit goldener Einfassung, auf dessen Flügeln die Worte stehen: Virtuti militari, u. in der Mitte die Buchstaben: S. A. R. P. (Stanislaus Augustus Rex Poloniae), auf der Rückseite der weiße polnische Adler. Band: schwarz u. blau gestreift. Die erste Klasse hat einen silbernen Stern auf der linken Brust u. trägt den Orden über die rechte Schulter, die zweite von Gold, die dritte von Silber im Knopfloch. e) Portugiesischer Militär-B, von Avis, s. Avizorden. f) Der Preußische V. (Orden pour le mérite), König Friedrich II. stiftete an der Stelle des, 1685 von Friedrich I. gestifteten, etwas in Verfall gerathenen u. von ihm aufgehobenen Ordens de la générosité 1740 den Orden pour le mérite. Statuten davon gibt es nicht. In den ersten zehn Jahren erhielten ihn fünf Civilpersonen (z.B. Voltaire, Maupertuis, d'Argenson), später ausschließlich Offiziere. Er besteht nur aus Einer Klasse. Ordenszeichen: ein goldenes, aus vier Flügeln bestehendes, achtspitziges, blauemaillirtes Kreuz ohne Mittelschild. Auf dem obersten Flügel steht der Buchstabe F mit einer Königskrone darüber, auf den drei anderen Flügeln pour le mérite. Zwischen jedem der vier Theile ist ein goldener Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Rückseite auch blau emaillirt Es wird am schwarzen Bande mit silberner Einfassung um den Hals getragen. Seit dem 10. März 1813 wird dieser Orden auch für bes. ausgezeichnete Fälle mit drei goldenen Eichenblättern am Ringe vergeben. Im Befreiungskriege erhielten preußische Offiziere den V. nur dann, wenn sie das eiserne Kreuz erster Klasse schon hatten. Jetzt wird er laut königlicher Bestimmung vom 18. Jan. l810 nur an Militärs im Felde vergeben, g) Militärorden von Savoyen (Real ordine militare di Savoia), 14. Aug. 1815 vom König Victor Emanuel I. gestiftet; Decoration: ein schief auf einem emaillirten Kranze liegendes goldenes (silbernes) Kreuz, worauf ein gerades weiß emaillirtes Kleeblattkreuz; liegt; auf der Rückseite V. E. (Victor Emanuel). Der Orden hatte früher vier, jetzt fünf Klassen; die mit Pensionen verbundenen Decorationen sind: 10 Großkreuze zu 2000 Fr., 20 Großoffiziere zu 1500 Fr., 40 Commandeure zu 800 Fr., 100 Offiziere zu 400 Fr. u. 500 Ritter zu 250 Fr. h) Russischer Militär-V. des heiligen Georgs, s. Georgsorden; i) Württembergischer Militär-V. (früher Militär-Karlsorden), gestiftet vom Herzog Karl Eugen 11. Febr. 1759, erneuert 1799 vom Kurfürsten Friedrich, 1806 von demselben umgeändert u. zum V. erklärt, 1818 vom König Wilhelm mit neuen Statuten versehen Ordenszeichen: ein weißemaillirtes Kreuz, auf dessen vier Flügeln sich die Devise: Bene merentibus, jetzt: Furchtlos u. treu, u. im weißen, blaueingefaßten Mittelschild F. R. verschlungen, hinten ein goldenes W., beide u. das Kreuz mit der Königskrone gedeckt, befinden. Er wird an einem gelben, schwarzeingefaßten Bande getragen. Vier Klassen: die Großkreuze tragen es über der Schulter von der linken zur rechten Seite, u. auf der Brust dasselbe Kreuz, nur von Silber gestickt, größer u. ohne Krone, die zweite u. dritte Klasse (beide Commandeurs) tragen es etwas kleiner um den Hals, erstere auch auf dem Degen od. Säbel, die Ritter noch kleiner an einer Schleife im Knopfloche. Er muß bei jeder Kleidung, bei 20 Thlrn. Strafe, getragen werden. Pensionen von respective 2000, 1200, 1000 u. 300 Fl. sind für die zwei ersten der ersten, für vier der zweiten, für zwölf der dritten u. für 52. der vierten Klasse damit verbunden. B) Civil-V., am 31. Mai 1842 erweiterte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Orden pour le mérite durch eine Friedensklasse zur Belohnung des Verdienstes um Wissenschaften u. Künste. 30 Deutsche, 25 Ausländer sollten Mitglieder des Ordens sein u. bei ihrem Abgange stets wieder ergänzt werden. Ordenszeichen: ein goldener Ring mit vier Kronen, welche durch vier FF II. ein Kronenkreuz bilden, dessen Mittelschild den preußischen Adler enthält; es wird an dem schwarzen u. silbernen Bande um den Hals getragen. Bei Abgang eines der Ritter bestimmt der König, ob aus der wissenschaftlichen od. Künstlerklasse ein neuer gewählt werden soll; jeder Ritter sendet dann den Namen dessen, welchen er für den würdigsten hält, dem Ordenskanzler u. dieser die sämmtlichen Wahlen dem König ein, welcher nun entscheidet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 459-460.
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