Weberei

[939] Weberei. 1) ein Gebäude od. eine Anlage, in welcher Zeuge gewebt werden; vorzugsweise aber eine mechanische W d.h. eine solche, in welcher auf Maschinenwebstühlen gearbeitet wird; 2) der Inbegriff aller zum Weben erforderlichen Arbeiten u. Geschicklichkeiten; es gehört dazu nicht allein das eigentliche Weben auf dem Webstuhle (vgl. Webkunst), sondern auch die Vorarbeiten zum Weben, die Erfindung u. Zusammenstellung der Muster u. die dem entsprechende Vorrichtung des Webstuhles (vgl. Musterweberei u. Webstuhl). Die Vorarbeiten zum Weben haben den Zweck die zur Kette u. zum Schuß bestimmten Fäden so zuzurichten u. anzuordnen, wie es für den Gebrauch des Webers nöthig ist. A) Vorbereitung des Einschusses. Der Schußfaden muß, um in dem Schützen bequem angebracht zu werden, auf eine Spule od. Spindel gewickelt sein; in den mechanischen Baumwollenwebereien schiebt man die von den Spindeln der Mulemaschinen abgezogenen, schlank birnförmigen Garnwickel (Spindeln od. Kötzer) sogleich auf eine in dem Schützen befindliche Spindel, u. auch in der Handweberei kommt dies zum Theil vor, gewöhnlich aber spult man das Garn auf Schußspulen (s. Spulen b) u. Spule 1). Der Schuß von Wolle, Baumwolle u. Leinen wird oft feucht verwebt, weil er sich dann leichter zu einem dichten Gewebe zusammendrängen läßt; man spult dann das Garn naß, od. legt die vollen Spulen in Wasser (für seine Garne in Seifenwasser), od, netzt dieselben mittelst einer Spritze. B) Vorbereitung der Kette: a) Bei der Handweberei kommt zuerst das Spulen (s.d. 1), dann das Scheren[939] (Schieren, Schweifen, Aufschlagen, Zetteln) auf dem Scherrahmen (s.d.); die vom Scherrahmen abgenommene u. knäuelartig zusammengewickelte Kette wird nun auf den Kettenbaum des Webstuhles aufgewickelt (aufgebäumt) u. darin mit der Baumruthe befestigt; um dabei die Kette gleichmäßig auf dem Baume zu vertheilen, legt man sie in Abtheilungen von je 1/2 od. 1/4 Gang in die Öffnungen eines kammartigen Werkzeuges (Riedkamm, Reifkamm, Scheidekamm, Schlichtkamm, Büscheltheiler, Öffner), dessen 3/4 Zoll lange Zinken in einer Leiste feststecken u. nach dem Einlegen der Kettenfäden am freien Ende von einer zweiten Leiste überdeckt werden, so daß ringsum geschlossene viereckige Öffnungen gebildet werden; durch den Scheidekamm werden die Fäden regelmäßig parallel aufgewickelt u. dadurch bekommt die Kette gleiche Spannung; zuletzt erfolgt das Schlichten (s.d. 8). Die Ketten zu schweren Seidenstoffen werden nicht aus der Hand aufgebäumt, sondern erst ausgebreitet auf eine hölzerne Trommel gewunden. Sehr schmale Ketten, z.B. in der Bandfabrikation, werden nicht auf einen Baum, sondern eine große Spule (Zettelspule, Zettelrolle) aufgerollt od. auch auf mehre Spulen vertheilt. Der Fall, daß die Kette zu je 1 od. 2 Fäden auf einzelne Spulen vertheilt wird, ist nur selten u. dann fällt natürlich auch das Scheren weg. Wegen der geschlängelten Lage der Fäden wird das Gewebe kürzer (webt sich ein) u. schmäler (springt ein), als die Kette. b) In der Maschinenweberei werden die Fäden mittelst der Spülmaschine (s. Spulen a) auf Spulen gewickelt, durch die Schermaschine (s.d. 2) in gleicher Länge u. parallel liegend auf einer Walze gesammelt u. endlich auf der Schlichtmaschine geschlichtet u. aufgebäumt. Die Literatur s.u. Webstuhl S. 947.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 939-940.
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