Petri, Familie

[767] Petri, Familie. Johannes Petri von Langendorf wurde 1441 in dem fränkischen Städtchen Langendorf geboren und erscheint im Jahre 1488 als Bürger, von 1494 ab als Drucker. Er starb am 29.4.1511, sein letztes Druckwerk rührt aus dem Jahre 1512 her.

Nur sehr wenig wurde von ihm allein gedruckt; fast ausnahmslos druckte er in Gemeinschaft mit Joh. Amerbach und Joh. Froben, der 1513 als Vormund seiner Kinder bestellt wurde. Man kennt nur[767] ein Werk, in dem Petri als alleiniger Drucker genannt wird, es ist dies der Ambrosii opera omnia.

Adam Petri von Langendorf ein Bruder des Johannes Petri war 1454 in Langendorf geboren. Er kam, da sein Vater frühzeitig gestorben war, als 6jähriger Knabe mit Johann Petri nach Basel und ward 1507 Bürger und Mitglied der Safranzunft daselbst. Nach des Oheims Tode übernahm er dessen Offizin. Sein Tod fällt in das Jahr 1525 oder 1527. Aus dem Jahre 1507 stammt sein erster bekannter Druck.

Mit feinem Zeitverständnis begabt, druckte er zunächst Luthers Schriften und dann auch der übrigen Reformatoren, wodurch er nicht nur Verdienste, sondern auch bedeutende Reichtümer erworben hat, denn die lutherischen Schriften gingen reißend ab. Auf die hübsche Ausstattung seiner Werke hielt er sehr viel, namentlich wurden dieselben durch den berühmten Hans Schäuffelin sowie durch Hans Holbein illustriert.

Von seinen wichtigsten Druckwerken, die als Signet einen Knaben tragen, der auf einem Löwen reitet, seien genannt: die erste Lutherschrift »Usslegung dütsch des Vatter unser für die einfelligen leyen« 1519 in Quart, der im gleichen und in den folgenden Jahren fast alle Schriften des großen Reformators folgten, so hauptsächlich 1522 »Das New Testament, yetzund recht grüntlich teutscht,« der erste Nachdruck der im September des gleichen Jahres erschienenen Wittenberger Originalausgabe: die ganze Luthersche Bibel ist von Petri 1534 gedruckt worden.

Weiter sind von Luthers Zeitgenossen vertreten: Ph. Melanchton, J. Bugenhagen, Spalatin, Staupitz. Ferner berühmte Namen wie Erasmus von Rotterdam und Thomas Murner.

Petris Pressen arbeiteten auch für eine Reihe anderer Drucker. Sein besonderes sprachliches Verdienst ist, daß er seinem Nachdruck von Luthers Septemberbibel 1522 ein Glossar von 200 Lutherworten beigab, die für den oberdeutschen Leser der Erklärung bedurften. Er starb 1527, seine Witwe heiratete den Kosmographen Sebastian Münster. Das blühende Geschäft wurde von seinem Sohne Heinrich Petri (von Langendorf) fortgeführt. Dieser war 1508 geboren, studierte Medizin und erwarb auf der Universität Basel den Doktorgrad, wurde später Rats- und Dreierherr, auch ein tüchtiger Staatsmann. Kaiser Karl V. erkannte seine vielfachen Verdienste 1556 durch Ernennung zum Ritter an, von wo ab Petri sich Henric Petri zu nennen anfing und von 1566 ab auch unter diesem Namen druckte. Seine Offizin befand sich in der Weißen Gasse. Unter den Petrischen Autoren ragen hervor neben griechischen[768] und römischen Klassikern Sebastian Münster, Bugenhagen, Oecolampadius, Petrarca u.a. Heinrich Petri starb am 24.4.1579.

Seine Söhne Sixtus und Sebastian Henricpetri führten die Druckerei fort, scheinen aber jeder für sich gearbeitet zu haben, da jeder unter seinem Namen Werke herausgab. Sebastian, der eine bedeutende Tätigkeit entwickelte, hatte sein Offizin in der St. Albanvorstadt, wo er auch die Druckerei seines Schwagers Hieronymus Curio übernahm, nachdem dieser 1564 an der Pest gestorben war. Sebastian starb am 13.7.1627.

Um 1660 kaufte Jakob Bertsche die Petrische Offizin, und ihren Buchhandel erwarben später die bekannten Baseler Drucker König.

Von Bertsche kam das Geschäft an Friedrich Lüdin, dann an die Decker, von denen die Offizin Schöll, dann 1781 J. J. Thurneisen und endlich die Schweighausersche Buchhandlung übernahm.

Quellen: Stockmeyer & Reber, Baseler Buchdruckergeschichte, 1840; Goetze, Hochdeutsche Drucker der Reformationszeit, Straßburg 1905; Heitz-Bernoulli, Baseler Büchermarken, Straßburg 1895.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 767-769.
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