Schumann, Familie

[876] Schumann (Zwickau). Der Schriftsteller und Buchhändler Friedrich August Gottlob Schumann wurde als Pastorsohn am 2. März 1773 zu Entschütz bei Gera geboren. Von den Eltern für den Handelsstand bestimmt, wurde Schumann in seinem 15. Lebensjahr einem Kaufmann in Ronneburg zur Ausbildung übergeben. Mit 19 Jahren kehrte er für längere Zeit ins Vaterhaus zurück, wo er sich ausschließlich mit Lektüre und eigenen schriftstellerischen[876] Versuchen beschäftigte. Das erste Erzeugnis letzterer Art war das ländliche Schauspiel »Die Familie Thalheim«. Seine Schriftstellerei setzt er auch als Kontorist in späteren Kaufmannshäusern fort, daneben widmete er sich eifrig dem Studium der neueren Sprachen. Die »Liebe zu den Wissenschaften« ließ ihn 1792 als Studiosus humaniorum an die Universität Leipzig gehen, wozu, da er von Hause keine Unterstützung erhielt, seine schriftstellerischen Arbeiten die Mittel hergeben mußten. Gedichte, philosophische Aufsätze, dramatische Spiele, historische Skizzen entströmten in bunter Mischung seiner Feder. Aber die Mittel reichten zu dauerndem Universitätsstudium nicht hin, deswegen suchte er abermals das väterliche Haus auf, hier mit Eifer seiner schriftstellerischen Lieblingsbeschäftigung sich hingebend. Seinen Roman »Ritterscenen und Mönchsmärchen« hatte er zur Begutachten an den Dichter Heinse gesandt. Dieser war damals im Begriff, in Zeitz eine Buchhandlung zu errichten und bot Schumann die Buchhalterstelle an. Ein Liebesverhältnis mit der Tochter seines dortigen Wirtes hatte die eigenartige Folge, daß er 1795 einen Materialladen in Ronneburg eröffnete. Merkwürdigerweise hatte der Vater seiner Angebeteten diese Bedingung gestellt und mit seinem schriftstellerischen Gewinn von 18 Monaten, mit 100 Talern, begründete er diese seine Existenz. Um den Gewinn seines Geschäftes zu erhöhen, hatte Schumann den Einfall, seine umfangreiche Büchersammlung zu einer öffentlichen Leihbibliothek einzurichten. Daneben war er außerordentlich fruchtbar in literarischen Arbeiten, deren Verwertung ihn 1799 zur Begründung einer Buchhandlung bewog. Sein erster Verlag bestand fast ausnahmslos aus Produkten seiner Feder.

1808 bewog er seinen Bruder Friedrich Schumann, bei ihm einzutreten, zugleich verlegte er seine Buchhandlung nach Zwickau, wo die Firma unter dem Namen Gebrüder Schumann weiterbetrieben wurde. Eine seiner wichtigen Unternehmungen war die damals ins Leben gerufene Taschenausgabe der Klassiker aller Nationen. Es ist sein Verdienst, daß er dadurch zum erstenmal im Großen das deutsche Volk auf die besten europäischen Schriftsteller aufmerksam gemacht hat. Von ihm selbst redigiert, begründete er das Provinzialblatt »Der erzgebirgische Bote«. Sein Verlag vergrößerte sich ins Riesenhafte. Die Herausgabe der Bildnissammlung »ausgezeichneten Fürsten, Staatsmänner und Militärs« legte den Grund zu besserem Emporkommen und setzte ihn in den Stand, bald größere Unternehmung ausführen zu können. Von ihm selbst übersetzt erschienen Teile von Scotts und Byrons Werken. Vom Jahre 1880 ab gab er unter dem Titel »Das gewerbfleißige Deutschland« ein Kaufleute- und Fabrikantenadreßbuch[877] heraus, das später viele Nachahmungen gefunden hat. Es erschienen ferner bei ihm Schriften von G. A. Bürger, F. G. Klopstock, Langbein, Musäus usw. Schumann starb am 10. August 1826, als Nachfolger Führte Eduard Schumann die Firma fort. Dieser trat 1837 die »Taschenausgaben« an J. G. Lindemann in Zwickau ab. 1840 erwarb das Geschäft Hch. Erhard und verlegte es nach Leipzig.

Quellen: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1826 I; Verlagskataloge 1813, 1824.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 876-878.
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