Stern, Familie

[934] Stern, Lüneburg. Als der erste Lüneburgische Buchbinder und Buchhändler wird ums Jahr 1580 ein gewisser Stern genannt, dessen Sohn Hans Stern einen ordentlichen Laden unter der Stube seines Hauses vor dem Kirchhofe zu St. Johannis im Jahre 1602 anlegte. 1614 begründeten die Brüder Johann und Heinrich Stern jene berühmte Verlagsdruckerei, welche später Weltruf erlangte. Stand auf dem Titel eines Buches die Firma: Gebrüder Stern – bey den Sternen – durch die Sterne oder apud Stellas – so galt das damals als die beste Empfehlung. Die Sterne verdankten ihre Großmachtsstellung im Buchhandel zum guten Teile dem Umstande, daß sie es verstanden hatten, den gangbarsten theologischen Verlag anderer Firmen durch Privilegiumerwerb an sich zu reißen. Die rechtmäßigen Verleger waren in den traurigen Zeiten des 30jährigen Krieges zum Teil verarmt und scheuten die Kosten für die Erneuerung der Privilegien.

In dem Stern'schen Privileg, welches unterm 14. 7. 1625 der Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg ausfertigte, heißt es, daß die Sterne »nun etliche Jahre nacheinander viel nützliche, zumahl aber Theologische Bücher verlegt, Auch hernacher selbsten in vnser Stadt Lüneburg eine Buchtruckerey angeordnet, einen guten[934] Theil jhres Vermögens, Gott zu Ehren vnd Kirchen, Schulen, vnd dem gemeinen Wesen zu gutem darein gesteckt, gleichwohl mit den Büchern, die sie auff sonderlich gut Papier, mit scharffen Schriften, offt vmbgegossenen Typis, in allerhand, einem jeden in seinem Stande wolbehäglichen Formaten drucken lassen, Niemand zur Vngebühr damit übersetzet, sondern sich in vnd ausserhalb des H. Römischen Reichs, an einem zimlichen pretio begnügen vnd ersättigen lassen.«

Demgemäß ward den Gebrüdern Stern und deren Nachkommen die Vergünstigung, in den Herzoglichen Fürstenthümern und Ländern nicht allein zu Lüneburg, sondern auch in den übrigen Städten eine freie Druckerei aufzustellen und ihre Verlagsartikel öffentlich zu verkaufen, wogegen andere Buchdrucker »bey Pöen funfftzig Mark Lötiges Goldes« vor Nachdruck und Vertrieb gewarnt werden. Dies Privilegium erneuert Herzog August, postulierter Bischof zu Ratzeburg, unterm 14. April 1634.

Fünf Jahre darauf, am 26. November, begnadigte Herzog Friedrich die Sterne mit einem Schutz- und Schirmbriefe, in welchem sie bekannte privilegierte Buchführer und Drucker heißen und jede Beeinträchtigung ihres Geschäftes, jede Schmähung ihrer Person »bey Straff 200 Goldgulden« verboten wird.

Nachdem bereits Pfalzgraf Melchior Gerdes von Mondenburg der Aeltere ihnen, die »wegen ihrer schönen sauberen vnd rainen Schrifft im gantzen Römischen Reich bekhandt vnd berühmbt, dadurch nit allein die Freien Khünste, das gemein vnd politisch wesen trefflich befördert, sondern auch der studierenden Jugendt in viel weeg nützlich gedient«, ein Wappen verliehen hatte, erhob sie sogar Kaiser Ferdinand der Dritte, in Verfolg seines am 27. Juni 1645 unterzeichneten offenen Briefes, den 11. Dezember desselben Jahres in den erblichen Adelsstand, unter Bestätigung ihres Wappens.

Quellen: Gaedertz, Gebr. Stern, L. 1886. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band 15 und 17.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 934-935.
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934 | 935
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