Händel

Händel

[326] Händel (Georg Friedr.) war einer der ausgezeichnetsten, talentvollsten und fleißigsten Componisten.

Er wurde 1684 zu Halle in Sachsen geboren und zeigte schon in früher Jugend große musikalische Anlagen, obgleich sein erster Unterricht keineswegs ausgezeichnet war. Er ließ sich als Knabe vor dem Herzoge von Sachsen-Weißenfels auf der Orgel hören und dieser bewog nun seinen Vater, einen Arzt, der ihn zum Rechtsgelehrten bestimmt hatte, ihn ganz der Musik zu widmen. Bald war er seinem Lehrer in Halle entwachsen und nachdem er noch einige Zeit in Berlin Musik studirt hatte, begab er sich erst nach Halle zurück und dann nach seines Vaters Tode nach Hamburg, wo er Director des Orchesters wurde und kaum 20 Jahre alt seine ersten Oper zur Aufführung brachte. Er ersparte sich ein kleines Capital und benutzte es zu einer Reise nach Italien. Hier machte er ungemeines Aufsehen; verschiedene von ihm componirte Werke fanden den lautesten Beifall. Er kehrte nach Deutschland zurück, um die Stelle eines Kapellmeisters des Kurfürsten von Hanover anzutreten. Als er 1710 und 1712 Reisen nach England unternahm, fand er auch hier die verdiente Anerkennung. Er ließ sich bewegen, ein Tedeum auf den Frieden von Utrecht zu componiren, welcher dem Kurfürsten von Hanover nachtheilig gewesen war. Da er hierdurch die Gunst desselben verscherzt hatte, so blieb er in [326] England und bezog von der Königin Anna einen Jahrgehalt von 200 Pf. Der ehemalige Kurfürst von Hanover wurde aber 1714 als Georg I. König von England. Er verzieh großmüthig dem großen Künstler und erhöhete seinen Gehalt sogar auf 600 Pf. mit dem Auftrage, den Prinzessinnen Unterricht in der Musik zu ertheilen. Von Jahr zu Jahr stieg H.'s Ruhm durch die großartigen Compositionen, welche er bekannt machte, besonders durch seine Opern. Vergebens suchten Nebenbuhler ihn zu verdunkeln. Mit Buononcini trat H. öffentlich im Wettkampf auf. Sie componirten zusammen eine Oper, jeder einen Act, und H. gewann den Preis. Er leitete die kön. Akademie der Musik, welche auf dem Haymarket-Theater ausgezeichnete Opern möglichst vollkommen zur Aufführung brachte. Eine Streitigkeit mit einem Sänger, welcher der Liebling des Publicums war und den H. entließ, brachte diesen auf einige Zeit um die öffentliche Gunst. Er mußte endlich das Haymarket-Theater aufgeben, welches die Italiener in Besitz nahmen. Eine Folge verschiedener Kränkungen und unverdienter Zurücksetzungen zerrüttete H.'s Geistes- und Körperkräfte. Nachdem er sich aber in Aachen durch Gebrauch der dortigen Bäder hergestellt hatte, trat er mit neuer Kraft und neuem Glück wieder auf. Er brachte mehre neue Opern auf dem Theater zu Coventgarden zur Aufführung. Endlich wendete er sich aber vom Theater ganz ab und componirte nun die berühmten Oratorien, in denen er allen folgenden Zeiten ein unübertreffliches Muster bleiben wird. Sein »Messias«, »Samson« und andere werden noch jetzt als die herrlichsten Musikwerke zur Aufführung gebracht und sind stets von der gewaltigsten Wirkung auf die Zuhörer. Obgleich H. 1751 durch den schwarzen Staar das Gesicht verlor, arbeitete. er an seinen musikalischen Schöpfungen doch rastlos fort bis kurz vor seinem Tode, der 1759 erfolgte. Sein Leichnam wurde in der Westminsterabtei zu London beigesetzt und ihm daselbst ein schönes Denkmal errichtet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 326-327.
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